Wer sich einmal die Mühe macht und nach Japans Wirtschaft googelt, stößt unweigerlich oft auf negative Überschriften wie "Japans fünf große Probleme" oder "Trotz Wirtschaftswachstum schlechte Aussichten". An Japan scheiden sich scheinbar die Geister. Das liegt sicherlich auch daran, dass das Land für westliche Köpfe schwer zu verstehen ist. Zugegebenermaßen hat Japan sicherlich ein Problem mit seiner überalternden Gesellschaft. Allerdings macht Not auch erfinderisch. Denn Japan ist weltweit führender Anbieter von Technologien, die ältere Menschen in die Lage versetzen, länger eigenständig aktiv zu bleiben. Ebenfalls sind sie bei Robotern führend. Dies hilft dabei, die schwierige demografische Situation zu bewältigen. Roboter ersetzen in immer mehr Fabriken Arbeiter. Auch stellt sich zunehmend die Frage, ob es in Zeiten zunehmender Digitalisierung nicht ein Vorteil sein könnte, wenn die Bevölkerung nicht wächst. Denn Arbeitslosigkeit ist in Japan kein Thema. Die Rate liegt bei 2,3 Prozent. Wenn man im Gegenzug in Länder mit einer sehr jungen und wachsenden Bevölkerung blickt, die es in Schwellenländern wie Nigeria gibt, wird einem schnell klar, wo wahrscheinlich das Geld besser angelegt ist.
Für Reiko Mito von GAM Investments gibt es gleich drei Gründe, warum Japans Aktienmarkt attraktiv ist. Erstens würden japanische Unternehmen im historischen Vergleich hohe Gewinne und Margen erwirtschaften. "Der leer gefegte Arbeitsmarkt verspricht gutes Einkommenswachstum. Dies dürfte den Konsum weiter ankurbeln und damit den trend steigender Gewinne und Margen fortsetzen" sagt Mito. Zudem haben laut der Fondsmanagerin die Führungsteams japanischer Unternehmen dank der robusten Gewinnmargen und Cashflows erheblichen Spielraum für die Umsetzung von Investitionsplänen, die das zukünftige Wachstum des Geschäfts zusätzlich ankurbeln. Drittens beobachtet Mito stark steigende Dividendenrenditen. Die reinvestierten Dividenden stellen für sie inzwischen eine wichtige Komponente der Gesamtrendite japanischer Aktien dar.
Laut Comgest Japan-Experten Richard Kaye profitiert Japan auch von einem politischen Umfeld, das stabiler ist als in vielen anderen Industrieländern. "Europa etwa muss sich mit Fragen zu seiner Zukunft auseinandersetzen, während in Amerika der nächste Präsidentschaftswahlkampf bevorsteht", sagt er. Das wichtigste Argument stellt jedoch die günstige Bewertung japanischer Aktien dar. "Der Markt notiert derzeit mit einem niedrigeren KGV als während der globalen Finanzkrise und zum Zeitpunkt der Regierungsübernahme durch Shinzo Abe. Angesichts der positiven mikro- und makroökonomischen Entwicklungen lässt sich dies anhand fundamentaler Kriterien zunehmend schwieriger rechtfertigen", sagt Mito. Und auch die Aktienrisikoprämie sei auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren. Das ist für Mito nur ein weiterer guter Grund, die Chancen zu nutzen, die japanische Aktien derzeit bieten.