Die Ankündigung hat Schockwellen durch die Branche geschickt: Charles Schwab, der weltgrößte Broker will sein Gebührenmodell drastisch umbauen. Das US-Unternehmen will die Provisionen für den Handel mit allen US-Aktien und börsengehandelten Fonds abschaffen. Schon kurz nach der Ankündigung gingen die Aktien der Broker zweistellig in die Knie. Besonders bitter traf es die Aktie von TD Ameritrade, die gleich um ein Viertel einbrach, das Papier von E*Trade Financial verlor rund 15 Prozent. Auch die Schwab-Aktie selbst gab rund zehn Prozent ab. Der Trend zu Null Gebühren war "unvermeidlich", zitiert der Wirtschaftsdienst Bloomberg den Finanzchef von Charles Schwab, Peter Crawford. Crawford sieht wachsenden Wettbewerb, dem er mit einer aggressiven Preispolitik begegnen will.
Beobachter fragen sich allerdings, wie jemand in einem Geschäft gewinnen kann, in dem mehr und mehr Dienstleistungen kostenlos angeboten werden. Für Schwab ist dieses Problem aber weniger virulent als für die Wettbewerber: Bei dem Unternehmen machen die Vermittlungsprovisionen nur rund sieben Prozent des Nettoumsatzes aus. Zum Vergleich: Bei TD Ameritrade sind es 36 Prozent, bei Interaktive Broker sogar 41 Prozent (jeweils im Jahr 2018). Schwab selbst schätzt nun, dass durch das gebührenfreie Angebot bis zu 400 Millionen Dollar Umsatz pro Jahr verloren werden könnten.
Würde das Unternehmen im Gegenzug aber mehr neue Einlagen erhalten, könnte dieser Einbruch aufgefangen werden: Rund die Hälfte seines Umsatzes erzielt Schwab mit Zinsen auf sein Vermögen. Analysten glauben nun, dass die Broker ihre Plattformen nutzen werden, um andere Einnahmen aus anderen Dienstleistungen zu generieren, etwa aus Wertpapierleihe, Gebühren für die Vermögensverwaltung und Beratung.
Insgesamt geht der Trend bei Wertpapier-Handel hin zu immer weniger Gebühren: Vor einem Jahr hat die Fondsgesellschaft Vanguard angefangen, den Handel mit mehr als 1.800 ETFs kostenlos anzubieten. Schwab hatte zuletzt seine Handelsprovisionen im Februar 2017 gekürzt von zuvor 6,95 US-Dollar auf 4,95 Dollar pro Handel.