Der Crash am chinesischen Aktienmarkt Anfang Juli habe die Wirtschaft abgekühlt, sagte Analyst Tim Condon von der ING-Bank. Das spiegele sich nun in den enttäuschenden Umfragedaten wider. Sie sorgten für eine weitere Talfahrt der Aktienmärkte, die in der Volksrepublik seit Mitte Juni bereits um mehr als 30 Prozent eingebrochen sind.
Die Börse in Shanghai schloss zu Wochenbeginn 1,1 Prozent im Minus, in Hongkong ging der Hang-Seng-Index mit einem Minus von 1,4 Prozent aus dem Handel. Auch die Preise für wichtige Rohstoffe wie Öl und Kupfer gaben im Sog der enttäuschenden Daten aus China nach.
Die Regierung in Peking hat das Wirtschaftswachstum im Frühjahr mit sieben Prozent angegeben. Diesen Wert peilt sie auch für das Gesamtjahr an. Dieses Ziel mutet im Vergleich zu Europa hoch an, nicht jedoch für die Volksrepublik: In dem Milliardenvolk müssen genügend Arbeitsplätze in der nach den USA größten Volkswirtschaft entstehen, damit es nicht zu sozialen Unruhen kommt. Auch wenn China das Wachstumsziel erreichen sollte, wäre es das geringste Plus seit einem Vierteljahrhundert.
Die Staatsführung versucht die Wirtschaft zu stabilisieren. Die Zentralbank hat die Zinsen seit November bereits vier Mal gesenkt und es den Banken erleichtert, Kredite zu vergeben. "Wir rechnen zeitnah mit weiteren Schritten Pekings. So sollte noch in diesem Quartal der nächste Zinssenkung folgen", sagte Ökonom Frederik Kunze von der NordLB.
US-HEDGEFONDS IM VISIER DER AUFSICHT
Nach dem Crash an den chinesischen Börsen hat die Regierung zuletzt auch den Druck auf die Finanzbranche erhöht und Händler an die kurze Leine genommen. Börsenangaben zufolge sollen einige Aktienkonten bis Ende Oktober ausgesetzt bleiben. Mit dem US-Hedgefonds Citadel wurde nun erstmals ein konkreter Name eines großen ausländischen Investors publik, der ins Visier der Aufsicht geraten ist. Wie Citadel weiter mitteilte, ist ein Handelskonto in der chinesischen Metropole Shenzhen ausgesetzt worden. Gründe nannte der Hedgefonds nicht.
Aus mit der Sache vertrauten Kreisen verlautete, es gehe um die Rolle des Fonds bei Schwankungen am Markt. Die Finanzaufsicht hatte jüngst angekündigt, gegen "bösartige Leerverkäufe" vorzugehen. Bei Leerverkäufen wetten Anleger auf sinkende Kurse. Sie stoßen geliehene Wertpapiere ab, um sie später zu einem günstigeren Preis zurückkaufen zu können. Die Preisdifferenz streichen sie als Gewinn ein.