Unter Führung der Autowerte haben die europäischen Börsen am Montag ihren Aufwärtstrend der vergangenen Woche fortgesetzt. Der Dax stieg um 0,5 Prozent auf 10.333 Punkte und notierte damit so hoch wie zuletzt vor etwa fünf Wochen. Der EuroStoxx50 legte 0,3 Prozent auf 3087 Zähler zu. Händler warnten aber vor einer Überbewertung des Trends. Denn die Wall Street und die Londoner Börse bleiben am Montag wegen des Memorial Day beziehungsweise des Spring Bank Holiday geschlossen. "Die Umsätze sind sehr mau, die Woche beginnt erst am Dienstag richtig, wenn diese beiden Börsen wieder mit dabei sind", sagte ein Händler. Im Fokus der Anleger blieb derweil die US-Geldpolitik.

US-Notenbankchefin Janet Yellen hatte am Freitag nach Börsenschluss in Europa unter anderem gesagt, eine Zinserhöhung sei "in den kommenden Monaten angemessen". Immer mehr Anleger arrangierten sich nun mit der zweiten Zinserhöhung in den USA seit der Zinswende im Dezember, sagten Händler. Allerdings setzen mehr Anleger auf einen Zinsschritt im Juli - nach der Abstimmung über die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens, deren Ausgang als ungewiss gilt.

Die Aussicht auf bald steigende US-Zinsen schob den Dollar wieder etwas an. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, stieg um bis zu 0,5 Prozent auf ein Zwei-Monats-Hoch von 95,968 Punkten. Der Euro notierte mit 1,1135 Dollar mehr als einen halben US-Cent unter seinem Tageshoch vom Freitag und machte damit Waren europäischer Firmen auf dem Weltmarkt billiger.

ANLEGER MACHEN BEI SGL CARBON KASSE



Von diesem wechselkursbedingten Wettbewerbsvorteil profitierten die Autowerte: Daimler, VW und BMW legten bis zu zwei Prozent zu und zählten damit im Dax und im EuroStoxx50 zu den größten Gewinnern. Dax-Schwergewicht Bayer machten Boden gut und lagen 1,1 Prozent höher. Aus Furcht vor einer kostspieligen Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto hatten die Anleger die Titel in der vorigen Woche aus ihren Depots geworfen und den Kurs damit um 4,7 Prozent ins Minus gedrückt.

Im MDax hielten DMG Mori AG mit einem Kursminus von 6,5 Prozent auf 39,73 Euro die rote Laterne: Der ehemals unter dem Namen Gildemeister firmierende Maschinenbauer stimmte dem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag des Mutterkonzerns DMG Mori Co zu, was den restlichen Aktionären der deutschen Tochter ein Abfindungsangebot von enttäuschenden 37,35 Euro je Aktie einbrockte. DZ-Bank-Analyst Thorsten Reigber riet, diese Offerte nicht anzunehmen und die Papiere stattdessen über die Börse zu verkaufen.

Im TecDax stiegen RIB Software um 3,7 Prozent. Der Spezialist für Bauplanungssoftware profitierte von neuen Aufträgen und einer Kooperation mit der IT-Firma Wipro.

Im SDax machten die Anleger bei SGL Carbon Kasse und drückten so den Kurs des Graphitspezialisten um 13,4 Prozent. Spekulationen auf eine Übernahme durch den chinesischen Staatskonzern ChemChina hatten die Aktien am Freitag um 27 Prozent in die Höhe katapultiert. Die Absicht des Wind- und Solarparkbetreibers Capital Stage, den Wettbewerber Chorus Clean Energy zu übernehmen, kam bei den Capital-Investoren nicht gut an: Die Aktien fielen um über vier Prozent, während die erst seit Oktober börsennotierten Chorus 15 Prozent zulegten.

Reuters