Seit etwas mehr als einem Jahr wütet in China die Afrikanische Schweinepest. Um fast die Hälfte ist der Tierbestand im laufenden Jahr bereits geschrumpft. Bis Jahresende wird die Zahl der Schweine voraussichtlich um 55 Prozent abnehmen, erwarten Experten der Rabobank. Die Krankheit ist für Menschen ungefährlich, infizierte Schweine sterben jedoch fast immer. Einen Impfstoff gibt es nicht.
Auf den Preis für Schweinefleisch in China hat sich das in den vergangenen Monaten deutlich ausgewirkt. Im September lag er um 69 Prozent über dem Vorjahreswert. Seit zwölf Jahren hat es keinen solch schnellen Anstieg mehr gegeben. Schweinefleisch ist in China ein Grundnahrungsmittel, sein Preis ein Politikum. Das Land ist sowohl größter Produzent, als auch größter Verbraucher weltweit.
Wie groß die Auswirkungen des Preisanstiegs sind, zeigt der Blick auf die Inflation. Die Teuerungsrate im Reich der Mitte lag im September bei drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Höher war sie zuletzt vor sechs Jahren. Für mehr als die Hälfte des Anstiegs (1,65 Prozentpunkte) sind die hohen Schweinefleischpreise verantwortlich.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hat sich die Schweinepest mittlerweile auf umliegende Länder ausgebreitet, unter anderem auf Nord- und Südkorea, Vietnam, Kambodscha und die Philippinen. Auch in Europa wütet sie. Vor allem der Osten des Kontinents, etwa Polen, Rumänien und Bulgarien, ist betroffen.
Als Folge der erhöhten Nachfrage nach Schweinefleisch aus China und zurückgehender Bestände in Teilen Europas hat der Preis in Europa ebenfalls deutlich angezogen. Er liegt um 35 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Ein Kilogramm kostet 1,82 Euro, der höchste Wert seit sechs Jahren.
Ganz anders ist die Lage in Nordamerika. Dort ist der Preis für Schweinefleisch in den vergangenen Wochen nach einem Zwischenhoch im Frühjahr zurückgegangen. Aktuell liegt er nur rund zehn Prozent über dem Niveau zu Jahresbeginn. Hauptgrund ist der Handelskonflikt mit China. Das Reich der Mitte hatte den Import ausgewählter landwirtschaftlicher Güter aus den USA als Vergeltungsmaßnahme für Trumps Strafzölle zurückgefahren und seinerseits Sonderzölle eingeführt. Das hat die Nachfrage nach Schweinefleisch durch China gebremst.
Reich der Mitte ändert Strategie
Nun deutet sich jedoch ein Wandel an. In einem Brief an Trump kündigte Chinas Präsident Xi Jinping vor gut einer Woche an, der Kauf landwirtschaftlicher Güter aus den USA durch chinesische Unternehmen solle beschleunigt werden. Von jährlich 40 bis 50 Milliarden US-Dollar ist die Rede. Ausdrücklich nennt Xi in seinem Schreiben den Import von Schweinefleisch.
Geschickt verkaufen die Chinesen dieses Vorhaben als Entgegenkommen im Rahmen der bevorstehenden Handelsgespräche. Doch der Engpass im eigenen Land macht erhöhte Schweinefleischeinfuhren unumgänglich.
Sollte die Nachfrage nach US-Schweinefleisch aus China in den nächsten Monaten stark anziehen, würden die Preise wohl deutlich zulegen. Eine sichere Wette ist das allerdings nicht. Denn es gibt eine Reihe von Störfaktoren.
Der erste liegt in den Handelsgesprächen selbst. Sollte den Ankündigungen keine Einigung folgen, würden die chinesischen Importe vermutlich wieder zurückgehen. Zu oft gab es in den vergangenen Monaten enttäuschte Hoffnungen auf einen Deal, als dass man sich darauf verlassen könnte.
Weiterer Störfaktor für rasch steigende Preise für US-Schweinefleisch ist das große Angebot. Der Tierbestand in den USA liegt aktuell drei Prozent über dem Vorjahreswert und erreichte damit den höchsten September-Stand seit Beginn der Schätzungen im Jahr 1988. Nur wenn die Nachfrage hoch ist, können die Preise bei einem derart umfangreichen Angebot steigen.
Darüber hinaus ist ein Wandel in China erkennbar. Angesichts hoher Schweinefleischpreise greifen die Menschen vermehrt zu anderen Eiweißlieferanten wie Hühnerfleisch oder Fisch. Das könnte zu dauerhaften Änderungen der Essgewohnheiten führen und die Nachfrage nach Schwein begrenzen.
An steigenden Schweinefleischpreisen in den USA können risikobereite Anleger mithilfe eines ETCs von WisdomTree teilhaben (ISIN: DE 000 A0K RJ1 0). Das Papier entwickelt sich parallel zum Bloomberg-Lean-Hogs-Subindex, der den Preis von Schweinefleisch an der US-Terminmärkten wiedergibt.