von Andreas Büchler




Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Der Chart des Schweizer Franken (CHF - siehe unten) zeigte am Donnerstag einen Ausschlag, der eher an eine Krisenwährung erinnert und nicht an den weltweit beliebten sicheren Hafen: In einer knappen Viertelstunde gewann die eidgenössische Währung gegenüber dem Euro um mehr als 30 Prozent an Wert und löste damit auch ein Beben beim heimischen Leitindex SMI sowie beim DAX aus, der innerhalb Minuten um 270 Punkte absackte.

Doch der Franken ist nicht der Russische Rubel (RUB) und stabilisierte sich schnell wieder. Unter dem Strich ist allerdings aktuell ein extremer Wertzuwachs des CHF von 15 Prozent gegenüber dem bisherigen Mindestkurs von 1,20 CHF je Euro zu bilanzieren. Und der Blick auf die russische Währung, die erst vor einem Monat mit einer Tagesschwankung (in diesem Fall aber eine Abwertung) in einer ähnlichen Größenordnung zu kämpfen hatte, zeigt dass dieser Prozess nicht an einem Tag vorbei ist. Zuerst setzt nach starken Ausschlägen in der Regel eine Gegenbewegung in die andere Richtung ein, doch dann setzt sich der Anfangsimpuls wieder langsam fort.

Auch beim Schweizer Franken muss nach der anfänglichen Bodenbildung mit einer schleichenden weiteren Aufwertung gerechnet werden, selbst wenn die Schweizer Notenbank mit verschärften Negativzinsen (-0,75% auf Bankeinlagen) diesem Trend entgegen zu wirken versucht. Insbesondere wenn die Europäische Zentralbank wie erwartet am kommenden Donnerstag den Kauf von Staatsanleihen notleitender Staaten in großem Umfang ankündigt, droht der Euro weiter abzuwerten.

Und spätestens dann werden Turbulenzen sich auch wieder auf den Deutschen Aktienmarkt auswirken. Investoren mit einem mittelfristigen Anlagehorizont tun gut daran, die Entwicklung der kommenden Woche erst einmal abzuwarten, bevor sie frisch in den Markt einsteigen. Bestehende Positionen können aber weiter gehalten werden. Kurzfristig agierende Marktteilnehmer hatten dagegen viel zu tun: Der Rücksetzer des DAX in die Zone um 9600 Zähler ermöglichte einen spekulativen Einstieg in Long-Positionen, die schon am gleichen Tag bei der anschließenden Erholung über die 10.000er-Marke wieder mit hohen Profiten realisiert werden konnten.

Nun ist zunächst eher wieder mit einem leichteren Rückgang in den Bereich um 9940/9970 Punkte zu rechnen. Auf diesem Niveau lagen in den vergangenen Tagen mehrere Intraday-Zwischenhochs. Nachdem sie überschritten wurden, dürften sie von Marktteilnehmern bei einem erneuten Rücksetzer des DAX als erneute gute Chance gesehen werden, um in den sich langsam abzeichnenden neuen Aufwärtstrend einzusteigen. Eine Serie steigender Zwischentiefs und Zwischenhochs (grün und rot markiert im Fünf-Minuten-Chart oben) zeigt mittlerweile eine sich herauskristallisierende positive Trendbewegung auf der untergeordneten Zeitebene.

Allerdings erscheint es angesichts der momentanen Unruhen an den Finanzmärkten sicherer, nur bei stärkeren Rückschlägen zuzugreifen, um das Chance-Risiko-Verhältnis zu verbessern. Kurse zwischen 9730 (dem Monatsmittelkurs) und 9800 Punkten waren seit Wochenbeginn zumeist gute Einstiegsgelegenheiten für kurzfristige Spekulationen auf steigende Notierungen. Eine brauchbare Orientierungsmarke für Stoppkurse ist dann nach wie vor der Bereich zwischen der 200-Tage-Linie bei 9570 Punkten und der 9600er-Marke, an dem seit einer Woche regelmäßig gekauft wird. Bricht die Nachfrage hier weg, was derzeit noch das unwahrscheinlichere Szenario ist, drohen weitere Verluste in Richtung 9450 und 9150/9219 Punkte. Der mittelfristige Seitwärtstrend bleibt davon unbeeinflusst, er reicht von rund 8900 bis 10.100 Zähler und dürfte sich auch kommende Woche weiter fortsetzen. Ein Ausbruch auf neue Rekorde sollte im Vorfeld der erwarteten Ankündigung von Anleihekäufen der EZB wenn überhaupt, dann nur für sehr kurze Zeit erfolgen können.

Chart 2 - EUR/CHF - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Chart 2b - EUR/RUB - Tageschart



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Bleibt das Angebot höher als die Nachfrage, sind Verluste bis zur 8900er-Marke möglich. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch jetzt dürften Anleger sich erneut an dieser Zone orientieren. Darunter hinaus gehende Verluste sind vorläufig eher unwahrscheinlich, dazu wäre der Markt an dieser Unterstützung bereits zu überverkauft. Mittelfristig ist bei anhaltendem Verkaufsdruck dann die Zone um 8350/8550 Punkten das nächste Kursziel, erst darunter ist der übergeordnete Trend dann auch mit gutem Willen nicht mehr als "seitwärts" einzustufen, sondern müsste auf "abwärts" abgestuft werden.

Doch der Chart zeigt auch Positives: Der Weg in Richtung 11.000 Zähler ist ungeachtet der jüngsten Korrektur aus mittel- bis langfristiger Sicht nun frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien wieder anzieht. Mangels Alternativen sind es auf der Reise dahin oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind. Ein erster Widerstand dieser Art könnte sich an der 10.100er-Marke ausgebildet haben. Ein Ausbruch über diese Zone wäre daher auch ein Indiz für eine Fortsetzung der übergeordneten Aufwärtsbewegung, nächster Halt ist dann die 10.200.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände
































GRAFIK 8



























Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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