Die Absatzmärkte wachsen rund um den Globus. Vor allem die konsumfreudige Mittelschicht in Schwellenländern kommt auf den Geschmack. Das gilt besonders für Produkte im oberen Preissegment. Hinter angesagten Marken wie Captain Morgan, Johnnie Walker oder Absolut Vodka stehen Weltkonzerne wie Diageo, Pernod Ricard oder Davide Campari.
Anziehende Renditen
Bei der Profitabilität stehen Schnapsbrenner besser da als Nahrungsmittel- oder Getränkehersteller. "Der gesamte Konsumsektor stand zuletzt von der Kursentwicklung her unter Druck, vor allem in den USA. Spirituosenhersteller sind etwas besser aufgestellt. Im Vergleich zu Nahrungsmittelherstellern sind die Einkaufspreise zuletzt nicht gestiegen. Darüber hinaus können Preiserhöhungen leichter den Kunden verkauft werden", meint Klaus-Jürgen Melzner, Portfoliomanager bei der Fiduka Vermögensverwaltung, die mit ihren Fonds auch in Spirituosenherstellern investiert ist.
Weil die Schnapsbrenner auch in konjunkturellen Krisenzeiten relativ stabile Erträge liefern, zahlen Investoren traditionell einen höheren Preis für die Aktien aus diesem Segment. Um kaufenswerte Titel zu identifizieren, müssen Anleger eine Reihe von Faktoren beachten. Ein breites Markenportfolio erleichtert es in Verbindung mit internationalen Vertriebskanälen, die Profitabilität zu steigern. Um die globale Präsenz auszubauen, erweitern Firmen ständig ihr Markenportfolio. Das gelingt nur, wenn die Bilanz auch bei einer steigenden Nettoverschuldung stabil bleibt - und Cashflow und Kapitalrendite über einen mehrjährigen Zeitraum steigen. Dasselbe gilt für Gewinnwachstum und operative Marge.
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Kaufenswerte Marktführer
Unter diesen Gesichtspunkten bleibt Diageo, der weltweit größte Spirituosenhersteller mit einem Sortiment von über 150 Marken, auch für Investoren erste Wahl.
Neben der global starken Nachfrage wird das Umsatzwachstum des britischen Konzerns auch von Währungseffekten beflügelt, seitdem das britische Pfund infolge des Brexit-Effekts an Wert verloren hat. Nach einem starken Geschäftsjahr 2016/17 (30. Juni) untermauerten die überzeugenden Halbjahreszahlen den guten Lauf. Vor allem in Asien will der Hersteller von Johnnie-Walker-Whisky, Smirnoff-Wodka und Baileys-Likör durch Zukäufe wachsen. Der seit Längerem diskutierte Verkauf des Bierbrauers Guinness könnte dazu neue flüssige Mittel in die Kasse spülen.
Stark in China ist der Cognac-Hersteller Rémy Cointreau mit seinen Edelmarken. Die Traditionsfirma hat eine mehrjährige Ertragsdelle wieder ausgebügelt, deren Ursache politische Gründe hatte. Nachdem die Regierung in Peking neue Richtlinien gegen Beamtenbestechung erlassen hatte, waren Geschenke in Form von teuren Spirituosen nicht mehr erlaubt. Inzwischen hat die Nachfrage ebenso wie in anderen Kernmärkten wieder deutlich angezogen. Allerdings ist diese Erholung mittlerweile in der Aktienbewertung eingepreist.
Dasselbe gilt für Davide Campari. Der Schöpfer des Aperol erzielt rund die Hälfte seiner Erlöse in Italien und Europa - und profitiert damit von der konjunkturellen Erholung, die 2016 eingesetzt hat. Die Nettoverschuldung konnte 2017 auf 548 Millionen Euro mehr als halbiert werden.
Der US-Konzern Brown-Forman liefert bei der operativen Marge einen Topwert von zuletzt 30,5 Prozent. Beim Hersteller von Whisky-Marken wie Jack Daniel’s erwarten die Analystenschätzungen für die nächsten zwei Jahre ein Gewinnwachstum von im Schnitt 20 Prozent. Die Aktie kam zuletzt unter Druck, weil Brown-Forman davon betroffen wäre, sollte die EU-Kommission als Reaktion auf US-Strafzölle mit Gegenmaßnahmen antworten. Langfristig bleibt die Aktie ein Kauf.
Das gilt auch für Pernod Ricard aus Frankreich. Die weltweite Nummer 2 ist mit internationalen und regionalen Marken gleich stark aufgestellt und glänzt mit hohen Margen. Weil die Firma beim Schuldenabbau zuletzt große Fortschritte erzielt hat, stehen wieder Barmittel für Zukäufe zur Verfügung.
Und in Deutschland? Hier ist der Kornbrenner Berentzen dabei, sich mit alkoholfreien Getränken und neuen Produkten wie der Saftpresse Citrocasa neue Märkte zu erschließen. Nach schwierigen Jahren mit tiefroten Zahlen hat die Firma die Trendwende geschafft, muss eine höhere Bewertung aber durch einen neuen Gewinnschub rechtfertigen.