Auch wenn die Rekordmarke noch außer Reichweite bleibt - auf dem deutschen Kurszettel gibt es kaum ein Unternehmen mit einer so dominanten Marktstellung.

Atomare, biologische und chemische Angriffe wurden bis vor wenigen Jahren noch als die größten Bedrohungen gesehen. Mit dem zunehmenden Einsatz von hochmodernen, vernetzten Technologien rücken neue Gefahren in den Fokus. Cyberangriffe auf kritische Infrastruktur wie die Wasser- und Stromversorgung bereiten der Bundesregierung inzwischen schlaflose Nächte. Das IT-Netz der deutschen Streitkräfte wurde im vergangenen Jahr rund 71 Millionen Mal von Hackern angegriffen, dass Datennetz der Bundesregierung rückte rund 1,8 Millionen Mal in den Fokus krimineller Angreifer. Sowohl die Anzahl der Angriffe wie auch die Gefahrenstufe werden sehr wahrscheinlich weiter steigen, der Bedarf an hochsicherer IT-Infrastrukturen wächst.

Für Secunet könnten daher die Wachstumsperspektiven kaum besser sein. Die Essener sind Marktführer in Deutschland für innovative und hochwertige IT-Sicherheit. Seit knapp 20 Jahren steuert das Unternehmen seine Erfahrung und Expertenwissen in über 5000 namhaften, nationalen wie internationale Projekte bei. Mit der IT-Security "Made in Germany" hat sich der Spezialist vor allem auf staatliche Bedarfsträger, internationale Organisationen und Unternehmen der privaten Wirtschaft fokussiert. Der Vorteil: Projekte mit den höchsten Sicherheitsanforderungen stellen ein Nischensegment dar, was sich positiv in einer geringen Wettbewerbsstruktur und attraktiven Margen auswirkt. Zudem besteht mit Blick auf die hochsensiblen Daten oft eine langfristige Kundenbindung.

Konkurrenzlos mit hohen Gewinnen

Secunet wurde bereits sehr früh in die grundlegenden Untersuchungen des Staates zum Thema hochsichere Datenübertragung einbezogen. Zumindest in Deutschland ist die Positionierung für Dritte faktisch kaum zu erreichen, entsprechend hoch sind die Markteintrittsbarrieren. So hat Secunet die "Sichere Inter-Netzwerk Architektur" - kurz "SINA" entwickelt, die der sicheren Bearbeitung, Speicherung und Übertragung von Verschlusssachen bis zu Klassifikation "Streng Geheim" und anderen sensiblen Daten dient. Sina ist inzwischen mit 60.000 Installationen in Deutschland und mehr als 24 weiteren Ländern die erfolgreichste Kryptosicherheitslösung "Made in Germany".

Doch auch viele Privatpersonen dürften bereits unbewusst vom Know-how der Essener profitiert habe. Seit Einführung der Elektronischen Steuererklärung "ELSTER" ist Secunet IT-Sicherheitsberater der Steuerbehörde und für die Sicherheitsfunktionalitäten verantwortlich.

Deutlich wird die stetig steigende Nachfrage nach immer komplexeren Sicherheitslösungen auch im jüngst veröffentlichten Halbjahresbericht. Geschäfte mit Behörden und anderen staatlichen Einrichtungen steuerten in den ersten sechs Monaten rund 86 Prozent zu den Konzernerlösen bei. Und hier brummt das Geschäft: Konzernweit kletterte im ersten Halbjahr der Umsatz um 23 Prozent auf 43,5 Mio. Euro. Dabei legten sowohl das Dienstleistungs- wie auch das Produktgeschäft (SINA) zu.

Für Secunet zahlen sich die früheren Investitionen nun richtig aus. Aufgrund des gewachsenen Produktgeschäfts und der guten Kapazitätsauslastung im Beratungsgeschäft steigen die Aufwendungen in geringerem Maße als die Umsatzerlöse. So versiebenfachte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 2,1 Mio. Euro von 0,3 Mio. Euro auf 2,4 Mio. Euro. Der Auftragsbestand stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Prozent auf 45,5 Mio. Euro. Angesichts der Perspektiven überrascht es nicht, dass Secunet seine Stellung weiter festigt. Im ersten Halbjahr wurde die Beteiligung am Technologie-Startup finally safe, das sich auf das schnelle Erkennen von fortgeschrittenen Angriffsformen und einer höheren Netzwerk-Sicherheit spezialisiert hat, von zehn auf 18 Prozent ausgebaut.

Nur wenige Aktien im Umlauf

Selbst das Management war von der jüngsten Entwicklung überrascht. "Die Geschäftsergebnisse im ersten Halbjahr haben unsere Erwartungen übertroffen. Für das gesamte Geschäftsjahr 2016 sind wir angesichts des guten Starts und des hohen Auftragsbestands zuversichtlich", sagte Unternehmens-Chef Rainer Baumgart. Grund genug, die Messlatte nach oben zu nehmen: Zuletzt erhöhte der Vorstand die Prognose für 2016 und erwartet Umsatzerlöse von 94 Mio. Euro bei einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von neun Mio. Euro.

An der Börse legte der Kurs seit Anfang Juli um gut 35 Prozent zu, Secunet wird derzeit mit rund 230 Mio. Euro bewertet. Selbst auf Basis der erhöhten 2016er-Ziele scheint hier bereits viel an Fantasie eingepreist zu sein. Entsprechend sportlich fällt die Bewertung mit einem 2017er-KGV von 33 aus. Ein Schnäppchen sind die Essener nicht. Dennoch erhält die Aktie aufgrund der perfekten Marktstellung und der starken Wachstumsperspektiven das Prädikat "sehr attraktiv". Anleger sollten bei der Order aber die geringen Handelsumsätze beachten. Aufgrund des niedrigen Streubesitzes von 10,4 Prozent lag das durchschnittliche Volumen in den vergangenen vier Wochen auf Xetra bei rund 55.000 Euro. Bei unerwartet schlechten Nachrichten - die kaum zu erwarten sind - drohen kurzfristig stärkere Verluste. Anleger sollten daher nur mit einer kleinen Position einsteigen.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de