Am 10. August ging die Welt unter. Zumindest die alte CFD-Welt. Ausgelöst hat den Weltuntergang die Bafin mit dem Schreiben VBS 7-WP 5427-2016/0017.

In dieser "Allgemeinverfügung gemäß § 4b Abs. 1 WpHG" hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bestimmt: "Die Vermarktung, der Vertrieb und der Verkauf von CFDs an Privatkunden wird insoweit untersagt, als diese für den Privatkunden eine Nachschusspflicht begründen können."

Dieser Satz treibt seither die gesamte Branche um. Hintergrund: Bisher konnten CFD-Trader deutlich mehr verlieren als ihr eingesetztes Kapital. Im Extremfall ging es um das gesamte Vermögen. Diese potenzielle Existenzgefährdung war der Bafin ein rotes Tuch - insbesondere seit dem Crash des Schweizer Franken am 15. Januar 2015, der einige CFD-Trader auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Da wurde die potenzielle Gefahr plötzlich ganz real: Bei Einsätzen im mittleren vierstelligen Bereich sollten Privatanleger mehrere Hunderttausend Euro nachschießen.

Schuld daran ist die besondere Konstruktion der CFD-Geschäfte: Die Trader müssen nur einen kleinen Teil des Werts der gehandelten Basiswerte als Sicherheit hinterlegen, die sogenannte Margin. Daraus resultieren dann entsprechend große Hebel. Angenommen, ein CFD-Trader hinterlegt bei einem Long-CFD auf den DAX lediglich ein Prozent als Margin, dann beträgt der Hebel 100. Steigt der DAX um ein Prozent, gewinnt der Trader 100 Prozent. Fällt der DAX jedoch um ein Prozent, ist das gesamte eingesetzte Kapital weg. Fiele der DAX sogar um zwei Prozent, müsste der Anleger noch einmal so viel Geld nachschießen, wie er eingesetzt hat.

Schwierige Situation



Das Nachschussverbot verändert nun das gesamte Geschäftsmodell. Daher sind derzeit viele CFD-Anbieter kräftig am Schrauben: garantierte Stop-Loss-Order, geringere Hebel und vice versa höhere Margins, CFD-Konten ohne Nachschusspflicht, Übernahme des verbleibenden Nachschussrisikos durch CFD-Broker oder Market Maker. Auch die Preisgestaltung wird sich an der einen oder anderen Stelle ändern.

Inzwischen sehen sogar CFD-Anbieter das Nachschussverbot positiv: "Jetzt gelten bei CFDs für alle in- und ausländischen Anbieter die gleichen Regeln", sagt der bei der Onvista Bank für den CFD-Handel zuständige Geschäftsbereichsleiter Michael B. Bußhaus. "Da für die Kunden das Risiko der Nachschusspflicht entfällt, werden CFDs zudem für größere Anlegerkreise attraktiv."

Nichtsdestoweniger sind es schwierige Zeiten für die Durchführung eines CFD-Broker-Tests. Denn die Allgemeinverfügung der Bafin erging genau in dem Zeitraum, in dem 17 CFD-Broker für €uro am Sonntag einen umfangreichen Fragenkatalog zu ihrem jeweiligen Angebot ausfüllen sollten. Einige sagten daraufhin die Teilnahme am diesjährigen CFD-Broker-Test ab - mit IG auch einer der führenden Anbieter dieser Papiere in Deutschland und weltweit. Letztlich nahmen dennoch elf der Angeschriebenen an der Umfrage teil.

Wegen der Bafin-Verfügung musste auch die Auswertung selbst angepasst werden. Daher entschloss sich die Redaktion, den gesamten Fragenkomplex zur Nachschusspflicht unberücksichtigt zu lassen. Dennoch hatte es die Umfrage in sich: In vier Kategorien mussten Angaben zu 758 Punkten gemacht werden (siehe Seite 4). Eine Heidenarbeit - aber ohne einen solchen Aufwand lässt sich der äußerst komplexe CFD-Handel nicht in der notwendigen Tiefe bewerten. Übrigens: Einen kleinen Ausschnitt der abgefragten Punkte finden Sie auf der großen Übersichtstabelle hier.

Ähnlich der Bafin hat auch die Redaktion von €uro am Sonntag viel Wert auf Sicherheit gelegt. In der Kategorie "Sicherheit, Reporting, Steuern & Recht" waren bis zu 30 Prozent aller Punkte zu erzielen. Der Bereich Kosten war dagegen nur für maximal 20 Prozent aller Punkte gut. In der Kategorie Handel waren bis zu 45 Prozent der Punkte drin. Die restlichen fünf Prozent gab es für Angaben zu angebotenen Schulungen und zu Hard- und Software.

Was beim Blick in die Fragebögen sofort auffällt, ist die große Differenz bei den angebotenen Basiswerten: Während Admiral Markets CFDs auf gerade mal 147 Basiswerte und FX Flat auf 155 Basiswerte anbietet, sind es bei CMC Markets 10 035 Basiswerte. WH Selfinvest bietet immerhin CFDs auf 5000 Basiswerte an, die anderen Anbieter offerieren 1221 bis 1768.

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Konzentrierter Handel



Jedoch zeigen Daten des CFD-Verbandes, dass 2016 rund 94 Prozent des gehandelten CFD-Volumens auf lediglich sechs Basiswerte entfielen. Allein 72,8 Prozent des gehandelten CFD-Volumens bezogen sich auf den DAX. Mit weitem Abstand folgten CFDs auf den Dow Jones: 14,0 Prozent. CFDs auf das Währungspaar Euro/US-Dollar machten noch 4,4 Prozent des gehandelten Volumens aus, US-Dollar/Yen 0,7 Prozent. Hinzu kamen CFDs auf Edelmetalle (1,5 Prozent) - meist Gold - sowie auf Energieträger (0,8 Prozent) - meist Erdöl. Heißt: Schon mit sechs Basiswerten wären viele CFD-Trader vollauf zufrieden.

Ähnlich ist die Lage bei den angebotenen Ordertypen: Hier wurden die 33 wichtigsten Ordertypen explizit abgefragt. Während Ayondo Markets laut eigenen Angaben gerade mal neun verschiedene Ordertypen im Angebot hat, bietet WH Selfinvest alle 33 abgefragten Arten und verweist darauf, "Hunderte weitere" anzubieten - etwa "Indikatorenstopps, Zeitstopps, lineare Stopps, Period-High-Low, Parabolic".

Auch die Handelsplattformen unterscheiden sich deutlich, lediglich Hedging offener Positionen, Überwachung von Margin- und Overnight-Positionen gibt es bei allen. Eine automatische Chartmustererkennung bieten mit Admiral Markets, CMC Markets und WH Selfinvest gerade einmal drei Anbieter. Zudem variiert die Zahl der verfügbaren technischen Indikatoren zwischen 30 (X-Trade Brokers) und 200 (WH Selfinvest). Die meisten Anbieter offerieren zwischen 36 und 80 Indikatoren. Wobei auffällt, dass mit Comdirect Bank, Consorsbank, Flatex, Onvista Bank und S Broker gleich fünf Anbieter jeweils 36 technische Indikatoren bereitstellen. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass für dieses Quintett im Hintergrund die Commerzbank als Market Maker fungiert.

Sprich: Die CFD-Trades dieser Anbieter laufen allesamt über die Commerzbank. Das bedeutet aber nicht, dass die fünf Angebote identisch wären. So unterscheiden sich beispielsweise die verfügbaren Hebel je CFD-Klasse teilweise sehr deutlich: Während die Comdirect bei CFDs auf Indizes fixe Hebel zwischen fünf und 100 anbietet, liegen die fixen Hebel bei Onvista hier zwischen 33 und 100.

Auch die Gebühren für CFD-Trades variieren stark. Für einen exakt vorgegebenen Beispiel-Trade auf den DAX wurden je nach Anbieter zwischen 1,60 Euro je Roundturn (Admiral Markets) und 6,00 Euro (WH Selfinvest) fällig.

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Gesamtsieger WH Selfinvest



Die Gesamtwertung konnte WH Selfinvest für sich entscheiden. Silber ging an die Onvista Bank, Bronze an FX Flat. Ebenfalls "sehr gut" waren die Gesamtangebote von CMC Markets und S Broker. Die Gesamtnote "gut" erkämpften sich vier weitere Anbieter: Ayondo Markets, Comdirect Bank, Consorsbank und Flatex (siehe auch Tabelle auf Seite 4).

In den Teilkategorien ergab sich folgendes Bild: Das beste Handelsangebot offeriert WH Selfinvest, gefolgt von CMC Markets und Ayondo Markets (Ergebnisse in den jeweiligen Unterkategorien: siehe Seite 5). CFD-Trader, die auf möglichst niedrige Kosten Wert legen, sind am besten bei FX Flat aufgehoben. Auch CMC Markets und Ayondo Markets sind in Sachen Kosten "sehr gut".

Im Bereich "Sicherheit, Reporting, Steuern und Recht" siegte die Onvista Bank, auf den Plätzen S Broker und Comdirect Bank. Im letzten Teilbereich, "Schulung und Technik" - aus Platzgründen nicht abgedruckt -, schaffte es wieder WH Selfinvest ganz nach vorn. Ebenfalls "sehr gut" waren hier: CMC Markets, FX Flat und Ayondo Markets (siehe auch Seite 4).

Es fiel auf, dass die Streuung der Ergebnisse in den Unterkategorien teils viel stärker war als beim Gesamtergebnis. Dies spricht dafür, dass CFD-Broker Lücken in einem Bereich durch gute Ergebnisse in anderen Feldern zumindest teilweise kompensieren konnten. Die dargestellten (Teil-)Ergebnisse sollten helfen, Trader zu dem CFD-Brokerage-Angebot zu führen, das ihren Wünschen am ehesten entspricht.

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So wurde gewertet



Test: €uro am Sonntag hat das Angebot von in Deutschland aktiven CFD-Brokern mittels einer schriftlichen Umfrage untersucht. An dem Test nahmen elf von 17 angeschriebenen CFD-Anbietern teil. Deren Angaben wurden stichenprobenartig mittels der CFD-Preis-Leistungs-Verzeichnisse, der AGB, der CFD-Sonderbedingungen, der CFD-Basis- und Risikoinformationen überprüft.

Wertung: Maximal waren 1000 Punkte zu erzielen. Dafür mussten die CFD-Broker in vier Kategorien 758 Angaben machen, die in Punkte übertragen wurden. Bei metrischem Zahlenniveau (Kosten in €, Zinssätze in %) erfolgte die Punktevergabe relational, teils auch umgekehrt proportional.

Kategorien: Die wichtigste Kategorie war der Bereich "Handel". Hier gab es bis zu 450 Punkte. Diese Kategorie war nochmals in fünf Unterkategorien unterteilt. In der Unterkategorie "Basiswerte" (maximal 75 Punkte) wurden das Angebot an Basiswerten, Handelsgarantien, die minimal/maximal mögliche Anzahl an Kontrakten je CFD-Klasse sowie Besonderheiten bei CFDs mit Laufzeitbeschränkung bewertet.

Im Bereich "Kurse" waren maximal 90 Punkte zu erzielen. Hier wurden Kursstellung, Spreads, Preisgarantien, Requotes, Slippage, Dealing Desk, STP und DMA-Kurse abgefragt.

Bei "Order & Handelszeiten" (75 Punkte) ging es um Ordertypen, Orderwege, Ordergültigkeit, Absicherungsorder, Priorisierungen, Teilschließungen und Handelszeiten. Mit der Qualität der Handelsplattform waren bis zu 85 Punkte drin. Hier wurde neben den Features der Handelsplattform auch der angebotene Support sowie das News- und Research-Angebot bewertet.

Im Bereich "Handelskonto" ging es dann um Fragestellungen rund um Margin, Margin Call, Hebel, Overnight-Positionen und Zwangsglattstellungen.

In der Kategorie "Kosten" waren maximal 200 Punkte zu erzielen. Hier flossen nicht nur Kosten für CFD-Handels- und Verrechnungskonto und Handelsplattform mit ein, sondern auch die Kosten, die bei Roundturns in den CFD-Klassen entstehen. Dabei wurden auch die minimalen und maximalen Spreads bewertet. Zudem wurden die Kosten für fünf Beispielorders benotet. Kosten für Overnight-Finanzierungen sowie Wertpapierleihe (bei Short-Positionen) flossen ebenso ein wie Kosten bei längerer Inaktivität sowie mögliche Rabatte.

"Sicherheit, Reporting, Steuern & Recht" war für bis zu 300 Punkte gut. Bei "Sicherheit" (200 Punkte) ging es um Risikobegrenzung, Einlagensicherung, Referenzkontoprinzip, Markt- und Handelsstörungen sowie Mistrades. Bei "Reporting, Steuern & Recht" (100 Punkte) standen Fragen zu untertägigem und Tagesendreporting, deutsches Steuerreporting, Abgeltungsteuer, Finanzaufsicht, Gültigkeit deutschen Rechts, Gerichtsstand, rechtliche Stellung, Schadenersatzansprüche an.

In der vierten Kategorie, "Schulung & Technik" (maximal 50 Punkte, aus Platzgründen nicht abgedruckt), ging es um das Schulungsangebot (Webinare, Seminare etc.), um Infos zum CFD-Handel sowie um Anforderungen an Hardware und den Einsatz spezieller Software.

Benotung: Der Beste der Gesamtwertung erhielt die Note "sehr gut". Die von ihm erzielte Punktzahl war die Benchmark für die anderen Anbieter. Wer mindestens 95,01 % der Punkte des Besten erzielte, erhielt ebenfalls ein "sehr gut"; bis mindestens 85,01 % gab es ein "gut"; bis mindestens 75,01 %: "befriedigend"; bis mindestens 50,01 %: "ausreichend"; bis mindestens 30,01 %: "mangelhaft"; ab 30,00 %: "ungenügend". Die Notenvergabe in den (Unter-)Kategorien erfolgte dementsprechend.



Auf Seite 5: Ergebnisse in den jeweiligen Unterkategorien