Unsere französischen Nachbarn kennen die elektronischen Preisschilder bereits, die dort häufig an den Regalen für Lebensmittel und Haushaltsartikel prangen. "Electronic Shelf Lable", kurz ESL genannt, ist eine Technologie, die auch dem Einzelhandel in Deutschland und in vielen anderen Ländern ein neues Gesicht geben wird. Mit ESL, also dem elektronischen Preisschild, lassen sich Wareninformationen und Preise auf Knopfdruck ändern. Dafür benötigen Händler lediglich ein System, das mit dem Kassensystem gekoppelt wird, und ein elektronisches Preisschild an der Ware in Gestalt eines kleinen Displays. Das gesamte System arbeitet per Funk und verspricht Personalkosten der herkömmlichen Preisauszeichnung auf Papier maßgeblich zu senken. Gleichzeitig hilft es, Ärger mit Kunden wegen Falschauszeichnungen an der Kasse zu vermeiden.
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Media Markt als Türöffner
Die Händlernachfrage nach elektronischen Etiketten ist entsprechend groß. Als weltweit führender Hersteller dieser Technologie profitiert vor allem das französische Unternehmen SES davon. Nicht nur in Supermärkten wie Edeka und Rewe wurden Systeme von SES bereits ausgiebig getestet und für gut befunden. Auch Elektronikriesen wie Media Markt und Saturn werden die digitalen Preisschilder bald flächendeckend in ihren Märkten zum Einsatz bringen. Jüngst vermeldete SES einen rekordverdächtigen Auftrag von Media Markt mit einem Volumen von knapp 100 Millionen Euro. Allein dieser Großauftrag dürfte sich als weiterer Türöffner erweisen, schließlich ist die Metro-Tochter in 14 Ländern präsent und damit ein Referenzkunde par excellence.
Händler versprechen sich viel von den elektronischen Preisschildern, mit denen sich ganze Warensortimente in Windeseile per Knopfdruck steuern lassen. Theoretisch können Warenhäuser ihre Preise wie an Tankstellen zu verschiedenen Tageszeiten verändern. Kurz vor einem wichtigen Fußballspiel könnten dann Bier und Chips teurer werden oder Ladenhüter per Schnäppchenpreis schnell zum Kassenschlager aufsteigen. Das digitale Preisauszeichnungssystem dürfte sich nach und nach durchsetzen, da die größten Handelsketten in Mitteleuropa die digitalen Preislabels bereits einsetzen. Allein ein durchschnittlicher Supermarkt benötigt eine technische Ausstattung für mindestens 150 000 Artikel, wobei die Schilder abhängig von der Displaygröße zwischen sieben und 70 Euro kosten. Experten prognostizieren, dass in den kommenden Jahren sämtliche Handelsketten ihre Preisschilder auf digitale Pendants umrüsten. Die Marktforschungsfirma Research and Markets erwartet bis 2018 ein durchschnittliches Branchenwachstum von gut 18 Prozent jährlich. SES ist mit einem Marktanteil von fast 50 Prozent bestens positioniert in diesem aufstrebenden Segment. Nicht zuletzt durch die Allianz mit dem österreichischen Start-up Imagotag wurde diese Position weiter gefestigt. SES sicherte sich damit den technischen Zugriff auf die WLAN-Speziallösung von Imagotag, die im Portfolio der Franzosen bisher noch fehlte.
Auch Analysten erwarten von SES in den kommenden Jahren einen Wachstumsschub. Sowohl das britische Researchhaus Edison als auch die französische Investmentbank Société Générale trauen dem Weltmarktführer bis Ende 2017 eine Umsatzverdopplung auf deutlich über 160 Millionen Euro zu. SES dürfte dann unter dem Strich weit mehr als einen Euro je Aktie verdienen. Der Titel ist damit trotz der jüngsten Kursgewinne noch immer attraktiv gepreist und hat nach wie vor ausgezeichnete Aussichten.