Mit einem Marktanteil von 14 Prozent sind die Münchner weltweit die Nummer 3. Der Börsengang war zu Beginn kurzfristig erfolgreich. Platziert zu 30 Euro, startete die Aktie mit Kursgewinnen. Nachdem das Papier im Juli Spitzenkurse von über 36 Euro erreichte, gaben die Notierungen aber nach. Die Aktie verlor 30 Prozent an Wert.

Die fallenden Kurse hat der US-Hedgefonds Baupost Group genutzt, um seine offensichtlich schon bei der Emission aufgebaute Position zu vergrößern. Die Anlagefirma aus Boston, die der renommierte Value-Investor Seth Klarman führt, hat Ende August eine Beteiligung von 8,7 Prozent der ausstehenden Siltronic-Aktien gemeldet. Klarman gehörte in den vergangenen Jahren zu den erfolgreichsten Investmentmanagern weltweit und hat das Geld seiner Anleger vervielfacht. In der Regel engagiert er sich langfristig. Was hat er gefunden, das ihn nach der Siltronic-Mutter Wacker Chemie zum zweitgrößten Anteilseigner aufsteigen ließ?



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Zeit für die Ernte



Das Geschäft von Siltronic unterliegt, wie eigentlich der ganze Halbleitersektor, einem langfristigen Aufwärtstrend. Halbleiter werden in immer mehr Geräten eingebaut. Und bei einer fortschreitenden Digitalisierung, bei der sogar Kühlschränke Minicomputer haben, wird sich diese Entwicklung fortsetzen. Die Nachfrage nach Chips wächst laut Branchenschätzungen um drei bis fünf Prozent pro Jahr.

Dieser langfristige Aufwärtstrend, der schon seit Jahren zu registrieren ist, wird immer wieder von kurzfristigen Auf- und Abwärtszyklen gekreuzt. Hier spielen im Markt von Siltronic die Preise für Wafer, die Kapazitätsauslastung der Waferproduzenten, aber auch neue Produktionstechnologien eine entscheidende Rolle. Dieser recht komplexe Mix kann dazu führen, dass die gesamte Branche auch über einen längeren Zeitraum rote Zahlen schreibt. Der ideale Kaufzeitpunkt für einen Waferhersteller ist dann gekommen, wenn der Löwenanteil der Investitionen eines Zyklus abgeschlossen ist und die Kapazitäten nicht ausgeweitet werden.

Das könnte im Moment der Fall sein. Es gibt keine neuen Produktionsstätten, die Anbieter haben nach vielen Verlustjahren ihre Kapazitäten optimiert. Siltronic etwa hat seine Fabriken von sieben auf vier reduziert. In dieser Ausgangssituation begegnet man steigender Nachfrage über höhere Kapazitätsauslastung und auch über höhere Waferpreise. Beides lässt die Gewinne explodieren. Es ist nicht die Frage ob, sondern wann das der Fall sein wird. Erfahrene Investoren wie Klarman haben die Geduld, darauf zu warten.