von Andreas Büchler




Chart 1 - DAX Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis



Den gestrigen Donnerstag werden Anleger so schnell vermutlich nicht vergessen: Erst markierte der Deutsche Aktienindex ein neues Allzeithoch, dann bricht er um gut 250 Punkte ein. Der Auslöser dafür war die planmäßige Sitzung der Europäischen Zentralbank und die anschließende Pressekonferenz. Diese Termine verliefen aber nicht spektakulärer als in den vergangenen Monaten auch, nur dass der Markt inzwischen ein Niveau erreicht hat, auf dem Anleger nervös reagieren.

Und es sind nicht nur Menschen, die die Kurse in so kurzer Zeit in diesem Ausmaß schwanken lassen: Für den ersten Abwärtsschub von knapp 150 Punkten nach der EZB-Pressekonferenz am frühen Nachmittag benötigte der DAX gerade einmal drei Minuten. Hier sind immer auch automatische Handelsprogramme am Werk, die Nachrichten auswerten und dann selbständig in großem Umfang Käufe oder Verkäufe starten. Dadurch wird die ohnehin schon angespannte Stimmung am Aktienmarkt weiter verschärft, die Schwankungen der Kurse steigen exponentiell.

In der Regel geben wir an dieser Stelle eher einen Ausblick als einen Rückblick, doch es ist wichtig, dass Anleger verstehen, was hier passiert: Die Börse gleicht in diesen Phasen immer mehr einer Lotterie, entsprechend niedrig sind die Gewinnwahrscheinlichkeiten, die sich dann auch durch den Einsatz von Statistik und einer gut begründeten Anlagestrategie nicht mehr ausreichend steigern lassen. Vor allem Anleger mit sehr kurzfristigem Zeithorizont von wenigen Stunden bis Tagen müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie in diesen Marktphasen keine große Gewinnchance haben. Die logische Konsequenz ist, sich mit Investitionen zurückzuhalten.

Auch heute werden wieder stark marktbewegende Nachrichten erwartet, diesmal die allmonatlich veröffentlichten US-Arbeitsmarktzahlen um 14:30 Uhr. Erneut könnte der Deutsche Aktienindex daraufhin in unkontrolliertes Zucken ausbrechen. Mittel- bis langfristig orientierte Anleger stören sich daran nicht. Solange der Index die erste stärkere Kaufzone (Unterstützung) bei 9500/9600 Punkten nicht erreicht, müssen sie nicht einmal genauer hinsehen. Selbst Kurskorrekturen bis an die 9150er-Marke würden den übergeordneten Aufwärtstrend noch nicht gefährden, erst wenn dann die Nachfrage immer noch ausbleibt, wird es Zeit sich Gedanken zu machen.

Doch wer gerne im Tagesgeschäft spekuliert, muss sich vor dem Wochenende erneut vorsehen: Auf der Oberseite sind Ausschläge bis zunächst 9900/9930 Punkten möglich, wobei diese Zone gestern Nachmittag mehrfach in beide Richtungen durchquert wurde und damit kein besonders starker Widerstand mehr ist. Im Idealfall sind Kurssteigerungen zurück in das Areal um 10.000 Punkten möglich, auch der Bereich des ehemaligen Sommer-Allzeithochs um 10.030/10.050 Zähler könnte erneut als Orientierungsmarke für stärkere Gewinnmitnahmen herhalten, falls der DAX sich wieder deutlicher erholt.

Das neue Rekordhoch bei 10.083 Punkten ist dagegen Zufall und dürfte keine weitere Bedeutung haben - wenn überhaupt, könnte es heute noch einmal eine Rolle spielen. Wir rechnen aber vor dem Wochenende nicht mehr mit einer Erholung des DAX in diesem Ausmaß. Nach unten sind Kurse bis 9500/9600 wahrscheinlich. Welche Richtung der Markt heute letztendlich aber nun einschlägt, ist ungewiss. Anleger sollten ihre persönliche Börsenampel auf Rot schalten und Investitionen stoppen, bis sich der Trend Anfang der kommenden Woche hoffentlich wieder normalisiert.

Chart 2 - DAX - Ein-Minuten-Chart: Ausschnittsvergrößerung Donnerstag 4.12.2014



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Das Allzeithoch bei 10.030/10.050 ist in Reichweite, dürfte sich allerdings als - vielleicht nicht ganz punktgenau wirksamer - Widerstand erweisen. Nach dem steilen Anstieg der Vorwochen sind Gewinnmitnahmen wahrscheinlich, und das ist der letzte Orientierungspunkt dafür, den Anleger noch haben. Danach ist der Weg in Richtung 11.000 frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Mangels Alternativen sind es oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind. Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien weiter so hoch bleibt.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände








Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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