Der defizitäre Grafitspezialist SGL Carbon ist einem Magazinbericht zufolge ins Visier des übernahmehungrigen Staatskonzerns ChemChina gerückt. ChemChina-Präsident Ren Jianxin habe schon diverse Gespräche mit SGL-Chef Jürgen Köhler und Großaktionärin Susanne Klatten geführt, berichtete das "Manager Magazin" am Freitag unter Berufung auf Unternehmenskreise. Die Chinesen würden am liebsten die gesamte Firma übernehmen, seien aber offen für alles. Die im SDax notierten SGL-Aktien kletterten wegen der Übernahmespekulationen um bis zu 13,8 Prozent auf ein Fünf-Monats-Hoch von 12,03 Euro.

Ein SGL-Sprecher betonte, der Vorstand habe potenzielle Interessenten allein für den unter Druck geratenen Geschäftsbereich Grafitelektroden angeschrieben. Zu ChemChina wollte er sich nicht äußern. Ein Sprecher von Großaktionärin Klatten erklärte: "Frau Klatten trifft als internationale Unternehmerin regelmäßig internationale Investoren zu Gesprächen". Das sei Tagesgeschäft. Die BMW -Erbin ist über ihre Firma Skion mit 27,46 Prozent an SGL beteiligt, BMW selbst hält 18,44 Prozent. Knapp zehn Prozent an SGL besitzt der VW -Konzern.

SGL hatte das kriselnde Kerngeschäft mit Grafitelektroden im vergangenen Sommer ins Schaufenster gestellt. Die Sparte leidet unter der Abschwächung in der Stahlindustrie, die zu massivem Preisdruck führt. Wegen hoher Wertberichtigungen in dem Geschäft und Sanierungskosten verbuchte SGL 2015 einen Verlust von fast 300 (Vorjahr: minus 247) Millionen Euro.

ChemChina hat in den vergangenen Jahren mit mehreren großen Übernahmen für Aufsehen gesorgt. Der Staatskonzern übernahm für 43 Milliarden Dollar den Schweizer Saatgutproduzenten Syngenta. Auch in Deutschland ist ChemChina kein unbekannter: Für 925 Millionen Euro kauften sie vor wenigen Monaten den Münchener Spezialmaschinenbauer KraussMaffei. Dem "Manager Magazin" zufolge würde das Grafitelektrodengeschäft von SGL gut zum norwegischen Siliziumproduzenten Elkem passen, den die Chinesen 2011 erworben hatten. Von ChemChina war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Reuters