Shire-Papiere brachen im Londoner Handel zeitweise um rund 27 Prozent ein - 13 Milliarden Dollar Börsenwert wurden vernichtet.

AbbVie-Chef Richard Gonzales hatte im Juli die Pläne zu der transatlantischen Übernahme bekanntgegeben. Mit Shire könnte AbbVie nicht nur seinen Medikamentenbestand kräftig ausbauen. Auch das Thema Steuern spielt eine wesentliche Rolle: Denn Gonzales wollte den bisherigen Plänen zufolge im Zuge der Übernahme den Steuersitz auf die britischen Kanalinseln verlegen. Dort sind die Firmensätze deutlich niedriger als in den USA. Doch die Obama-Regierung hatte im September eine Reihe von Maßnahmen erlassen, um solche Schritte von Unternehmen zu erschweren. AbbVie wollte durch die Verlagerung seine Steuerrate auf 13 von bislang rund 22 Prozent drücken.

Das AbbVie-Direktorium will nun bei dem Treffen am Montag prüfen, welche Folgen die neuen Steuerregeln auf die Transaktion haben. Shire forderte unterdessen die Konzernspitze von AbbVie auf, an dem Vorhaben festzuhalten.

Überschneidungen in den Therapiefeldern zwischen beiden Arzneimittel-Herstellern gibt es kaum. Daher rechnen Experten auch nicht einem großen Stellenabbau. Den Shire-Aktionären will AbbVie bisher 24,44 Pfund in bar sowie 0,8960 neue AbbVie-Aktien je Anteilschein bieten. Bislang ist vorgesehen, dass Shire-Anteilseigner künftig ein Viertel des fusionierten Konzerns halten sollen.

Shire wurde 1986 gegründet. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 4,76 Milliarden Dollar konzentriert sich auf Arzneien gegen seltene Krankheiten. Bekanntestes Mittel ist das Präparat Vyvanse gegen das Zappelphilipp-Syndrom. AbbVie mit einem Jahresumsatz von zuletzt 18,8 Milliarden Dollar erzielt aktuell rund 60 Prozent der Verkaufserlöse mit der Arthritis-Arznei Humira - das derzeit weltweit umsatzstärkste rezeptpflichtige Medikament. Der Blockbuster verliert aber in den nächsten Jahren den Patentschutz. Mit Shire könnten sich die Amerikaner mit einem Schlag eine Reihe neuer Medikamente sichern.

Reuters