Es ist zu einer guten Tradition geworden, dass die BÖRSE ONLINE Schwesterpublikation €uro zum Jahreswechsel die besten Fonds mit dem €uro-Fund-Awards auszeichnet. Für Leser ist die Vergabe der FundAwards leicht nachzuvollziehen. Orientiert sie sich doch an der Wertentwicklung der jeweiligen Fonds.
Damit zeichnen €uro und die Schwesterpublikationen jene Fonds aus, die in ihrer Anlagekategorie über ein, drei, fünf, zehn und 20 Jahre jeweils die dritt-, die zweit- oder die beste Wertentwicklung erzielt haben. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 879 Fund-Awards in 70 Anlagekategorien verliehen. Stichtag für die Bewertung war der 31. Dezember 2016. Einen FundAward können Fonds und ETFs gewinnen, die mindestens 20 Millionen Euro groß sind und die von Privatanlegern bei Banken oder über die Börse problemlos gekauft werden können.
Auf den Seiten 5 bis 16 stellen wir jene Fondsmanager vor, die in den wichtigsten Anlagekategorien einen oder mehrere €uro-FundAwards gewinnen konnten. Regelmäßige €uro- und BÖRSE ONLINE-Leser werden einige von ihnen wiedererkennen. Darunter Tim Albrecht aus Frankfurt, der die DWS-Deutschland-Fonds managt. Oder Matthias Born und Thorsten Winkelmann, die von Frankfurt aus etliche europäische Aktienfonds bei Allianz Global Investors verwalten. Oder Wojciech Stanislawski in Paris, der bei Comgest das Team für Schwellenländeraktien leitet. Auch Leo Willert von ARTS Asset Management in Wien, der Dachfonds für C-Quadrat und DWS verwaltet, ist für viele Leser kein Unbekannter.
Eigener Stil
Anders sieht es womöglich bei Steven J. Berexa aus, der von San Francisco aus das weltweite Aktienteam bei Allianz Global Investors leitet. Er verwaltet den Allianz Global Insights, den besten weltweiten Aktienfonds über fünf und zehn Jahre. Bislang hieß der Fonds Allianz Global Intellectual Capital. Der neue Name spiegelt den Anlagestil von Berexa nun aber besser wider.
Auch Thyra Zerhusen ist kein Name, bei dem viele Anleger sofort wissend mit dem Kopf nicken. Dabei haben "New York Times" und "Wall Street Journal" bereits über sie berichtet. Zerhusen stammt aus Goslar im Harz. Die studierte Ingenieurin arbeitet schon lange in Chicago und verwaltet seit 2006 den Parvest Equity USA Mid Cap - einen erfolgreichen Fonds für US-Nebenwerte. Sucht man danach, was Albrecht, Born und Zerhusen gemeinsam haben, dann kommt man auf einen Nenner: den eigenen Anlagestil. Alle managen sie Portfolios, die mit dem jeweiligen Index für ihre Region wenig zu tun haben. Albrecht klebt nicht am DAX, Born nicht am Euro Stoxx 50. Und Zerhusen liebt es, kleine und mittelgroße US-Firmen auf Herz und Nieren zu prüfen. Lediglich einen Index zu kopieren, käme ihr nie in den Sinn.
Auf Seite 2: Fonds versus ETFs
Fonds versus ETFs
Dabei zeigt die Auswertung der FundAwards, dass auch etliche Indexfonds sehr erfolgreich sind. Das gilt besonders für die USA, den größten Aktienmarkt der Welt. Dort erzielten die Nasdaq-ETFs von Amundi, Com-Stage, iShares, Lyxor und PowerShares in den vergangenen drei, fünf und zehn Jahren stets die höchsten Renditen. Man mag einwenden, dass der Nasdaq-Index vor allem Technologiewerte enthält. Aber auch gegenüber breiter gestreuten Indizes wie Dow Jones Industrial Average und S & P 500 gerieten die meisten klassischen Fonds ins Hintertreffen. Im Jahr 2016 wiederum rangieren drei Dividenden-ETFs an der Spitze der US-Aktienfonds. Lediglich in der 20-Jahres-Wertung liegen klassische US-Fonds vorn. Aber auch nur, weil es ETFs noch keine 20 Jahre gibt.
Sind ETFs demnach besser als Fonds? Tatsächlich punkten ETFs mit ihren niedrigen Kosten. Diesen Vorteil können Fonds kaum wieder wettmachen. "Aber der aktive Ansatz hat weiter seine Daseinsberechtigung, gerade in Marktsegmenten, die nicht ganz so effizient sind wie vielleicht US-Aktien", sagt Christian Staub, der Deutschland-Geschäftsführer von BlackRock (siehe Interview ab Seite 17). Staub neigt bei diesem Thema nicht zu Pauschalurteilen. Und BlackRock vertreibt sowohl Fonds als auch ETFs unter der Marke iShares.
Tatsächlich fällt die Bilanz für Fonds nicht überall so niederschmetternd aus wie bei US-Aktien. Bei deutschen und europäischen Aktien schneiden Fonds eindeutig besser ab als ETFs. Das gilt ebenso für Aktienfonds, die weltweit in Industrie- und Schwellenländeraktien investieren. In der Euroland-Region ist das Bild ausgewogener. Dort machen Dividenden-ETFs über ein und drei Jahre das Rennen. Über fünf und zehn Jahre liegen dagegen klassische Fonds vorn.
Bei Euro-Rentenfonds fällt die Bilanz wiederum zugunsten der ETFs aus. Hier dominieren Indexfonds mit lang laufenden Anleihen die FundAwards-Bilanz. Einzig über 20 Jahre reüssieren klassische Fonds, weil Indexfonds für diesen Zeitraum noch nicht alt genug sind.
Auf Seite 3: Attraktive Aktien
Attraktive Aktien
Fonds oder ETF? Darüber lässt sich trefflich streiten. Entscheidender wäre für viele Menschen in Deutschland jedoch, dass sie überhaupt am Kapitalmarkt aktiv sind. Bislang dominieren bei vielen hierzulande Fest- oder Tagesgelder. Damit minimieren sie zwar die Kursschwankungen, verzichten auf längere Sicht aber auf attraktive Renditen, die nur mit Aktien möglich sind - also mit der Beteiligung an erfolgreichen Unternehmen wie Amgen, Apple oder Daimler. Dabei müssen Anleger nicht direkt vom Sparbuch in ein Depot mit 100 Prozent Aktien wechseln. Davon rät selbst DWS-Aktienfondsmanager Tim Albrecht ab. Ein erster Schritt könnten jedoch Mischfonds sein, die je nach Ausrichtung flexibel oder zu 30, 50 oder 70 Prozent in Aktien investieren.
Albrecht bleibt gleichwohl ein Mann der Aktie. Denn eine Absicherung der Risiken koste auf längere Sicht oft zu viel Rendite, betont er. Dies zeigt der DWS Deutschland eindrucksvoll, den Albrecht seit Juli 2002 managt. Seither legte der Fonds um rund 300 Prozent zu (siehe Grafik unten). Mit dem Rex-P-Index für Bundesanleihen wären die Schwankungen zwar geringer ausgefallen, Anleger hätten ihr Vermögen in dieser Zeit jedoch nur um rund 90 Prozent erhöhen können.
Diese Zahlen darf man aber nicht eins zu eins in die Zukunft fortschreiben. Daher ist es ungewiss, ob der DWS Deutschland in den nächsten zehn bis 15 Jahren erneut so gut abschneiden wird. Die historischen Erfahrungen sprechen jedoch dafür, dass Anleger in dieser Zeit positive Renditen erzielen werden.
In den vergangenen 15 Jahren legten deutsche Aktienfonds im Schnitt um 4,8 Prozent pro Jahr zu, in den vergangenen 20 Jahren um 6,3 Prozent - und dies inklusive der massiven Rückschläge in den Jahren 2000 bis 2003 und 2007 bis 2009. Wer zehnjährige Bundesanleihen kauft, wird sich dagegen bescheiden müssen. Dort winken aus heutiger Sicht bestenfalls rund 0,3 Prozent Rendite pro Jahr. Die Inflation werden Anleger damit kaum ausgleichen können. Daher konzentriert sich die Redaktion in dieser Geschichte auf erfolgreiche Aktien- und Mischfonds.
Der Erfolg des DWS Deutschland ist kein Zufall. Er gehört zu den Fonds, die über Jahre hinweg mehr als einen Fund-Award gewinnen konnten. Zu den Seriensiegern zählt ebenso der Fidelity Pacific, den Dale Nicholls managt. Beide Fonds gewinnen FundAwards über drei, fünf, zehn und 20 Jahre (siehe Seite 6 und 8).
Auf Seite 4: Fondsbilanz 2016: Fakten und Emotionen
Fondsbilanz 2016: Fakten und Emotionen
War 2016 ein gutes Börsenjahr? Die Fakten sprechen dafür. Der DAX legte um 6,9 Prozent zu. Das entspricht dem, was Anleger langfristig von Aktien erwarten können. Gefühlt war 2016 jedoch ein schwieriges Jahr. Das ging schon am ersten Börsentag los, als der DAX drei Prozent verlor und bis Mitte Februar um insgesamt 15 Prozent fiel. Und als die Briten sich im Juni dafür entschieden, aus der Europäischen Union auszusteigen, nahm die zwischenzeitlich gute Stimmung wieder ab. Alles in allem sorgte der Schlussspurt aber für ein versöhnliches Jahresende, auch wenn der DAX noch deutlich unter seinem Rekord bei rund 12 300 Punnkten aus dem April 2015 notiert.
Rohstoff-Rally
Weitaus besser fuhren Anleger mit Fonds, die auf Goldminen- und Rohstoffaktien setzen (siehe Grafik unten). Das strahlte auf zwei "Rohstoff-Länder" ab. Denn noch ansehnlichere Renditen lieferten Aktienfonds für Brasilien und Russland ab. Dort erholten sich die Aktien- und Wechselkurse gleichzeitig. Die Verlierer des Jahres 2015 stiegen damit zu den Gewinnern des Jahres 2016 auf. Zugleich zog der brasilianische Bullenmarkt auch Lateinamerika-Fonds mit nach oben, deren mexikanische Titel jeweils rund sechs Prozent verloren. Anleger können aus der Kurserholung in Brasilien und Russland jedoch leider nicht ableiten, dass eine antizyklische Strategie immer funktioniert.
So zählten türkische Aktienfonds zwar 2015 und 2016 zu den Verlierern. Aber zu groß ist dort derzeit die politische Unsicherheit in der Krisenregion Nahost, sodass Anleger um die wirtschaftliche Prosperität des Landes fürchten. Auch Italien kann Anleger derzeit nicht von sich überzeugen. Die Bankenkrise und der politische Reformstau schrecken Anleger ab. In Großbritannien ist die Lage anders. Der britische FTSE 100 erreichte jüngst ein Rekordhoch. Allerdings büßte das britische Pfund deutlich ein, sodass die Bilanz für Investoren aus dem Euroraum unter dem Strich leicht negativ ausfällt.
Ausblick 2017
In diesem Jahr muss US-Präsident Donald Trump "liefern". Denn die Börse hat für die USA bereits niedrigere Steuern und höhere Staatsausgaben eingepreist. Offen bleibt, ob und wie Trump den Welthandel zurückdrehen wird. Das könnte dann auch deutsche Aktien belasten und zudem eine höhere Inflation die Märkte bewegen. Für Anleihen und Rentenfonds wäre dies zunächst negativ. Rohstofflastige Märkte könnten davon jedoch profitieren. Ebenso Value-Aktienfonds, die schon 2016 ein Comeback feierten.
Auf Seite 5 bis 6: Deutschland-Fonds
385 Prozent Rendite in 20 Jahren - Die doppelte Messlatte
Der DWS Aktien Strategie Deutschland und der DWS Deutschland blieben auch vergangenes Jahr das Maß aller Dinge für Aktienfonds Deutschland.
Wer in deutsche Aktien investieren wollte, kam an Henning Gebhardt und Tim Albrecht bislang nicht vorbei. Gebhardt managte den DWS Aktien Strategie Deutschland, Albrecht den DWS Deutschland. Ob man sich kurze oder lange Zeiträume anschaute - stets waren beide Fonds der Deutschen Asset Management mit ihrer Wertentwicklung vorn dabei. Daran hat sich auch im Jahr 2016 nichts geändert. Unter den deutschen Aktienfonds räumen beide DWS-Fonds nach wie vor die meisten €uro-FundAwards ab. Ihnen kann in dieser Hinsicht niemand das Wasser reichen.
Und doch ist diesmal etwas anders. Gebhardt hat die Fondstochter der Deutschen Bank im vergangenen Jahr verlassen und arbeitet mittlerweile für die Berenberg Bank. Keine andere Personalie aus der Fondsbranche sorgte im Jahr 2016 für mehr Schlagzeilen. "Für uns bedeutet dies einen enormen Verlust an Aktien-Expertise", sagt Albrecht. "Diese Lücke müssen wir schließen."
Bestelltes Haus
Dennoch hinterlässt Gebhardt ein gut bestelltes Haus. Albrecht war bislang der stellvertretende Fondsmanager seiner Fonds und Leiter des sieben Mann starken Deutschland-Teams. Nun übernimmt er den DWS Aktien Strategie Deutschland und den DWS Investa selbst. Ohnehin verantwortet Albrecht seit Juli 2002 bereits den DWS Deutschland - und damit den besten deutschen Aktienfonds der vergangenen zehn Jahre. Eine Visitenkarte, mit der er sich nicht verstecken muss.
Künftig muss Albrecht zwei Anlagestile in seiner Person vereinen. Gebhardt galt bislang als "der Bulle im Team", der "Mann für Wachstum", wie Albrecht ihn beschreibt. Der DWS Aktien Strategie Deutschland war daher immer recht offensiv. 40 Prozent Nebenwerte gehören dort immer zum Portfolio. Manchmal auch mehr.
Beim DWS Deutschland mischt Albrecht zwar auch Nebenwerte bei, aber dosierter und nicht zu jeder Zeit. Denn er sieht sich selbst als ausgewogenen Investor. Nicht so offensiv wie Gebhardt. Aber auch nicht so defensiv wie das globale DWS-Dividenden-Team um Thomas Schüssler. Langfristig ertragreich war für Anleger auch der DWS German Equities Typ 0, den Christoph Ohme seit Oktober 2014 verantwortet. Diesen Fonds bietet das Investmenthaus ohne Ausgabeaufschlag an. Der Fonds orientiert sich am DAX, mischt aber Nebenwerte bei.
Doch das sind Stilfragen, ob ein Fondsmanager mutiger oder vorsichtiger investiert. Die Qualität der Unternehmen muss in jedem Fall stimmen. Und da hat Albrecht klare Kriterien: "Ein gutes Geschäftsmodell, ein hoher Freier Cashflow und ein gutes Management sind ein Muss", sagt er. "Bei hoffentlich akzeptabler Bewertung, was mittlerweile aber selten geworden ist." Zudem zählt für ihn die Qualität der Bilanzen. Das hat er zu Beginn seiner Karriere gelernt: Er kam im Herbst 2000 zu DWS Investments. Damals brachen Aktien am Neuen Markt, die nur heiße Luft boten, gleich reihenweise ein.
Klein, aber fein
Doch sollten Anleger deshalb vor Nebenwerten zurückschrecken? Nein, das wäre töricht. Heute müssen kleine Unternehmen mehr bieten als heiße Luft, um Fondsmanager wie Tim Albrecht zum Kauf ihrer Aktien zu bewegen. Auch beim MainFirst Germany legen die Fondsmanager strenge Kriterien an.
Der MainFirst-Fonds zählt derzeit zu den erfolgreichsten Fonds für deutsche Nebenwerte. "Wir kaufen, was wir kennen und wo wir die Gewinne prognostizieren können", erklärt Alexander Dominicus, der den Fonds zusammen mit Olgerd Eichler und Evy Bellet managt. "Zudem sollten die Unternehmen halten, was sie versprechen." Außerdem achtet das Team auf gute Bilanzen, damit die Unternehmen krisenfest sind. Sind die Unternehmen familiengeführt und stimmen die Anreize für die angestellten Manager, gibt dies ebenfalls Pluspunkte.
Bis Mitte August 2013 verfolgte der MainFirst Germany Fund eine Large- Cap-Momentum-Strategie. "Seither setzen wir auf eine fundamentale Bottom-up-Strategie, die sich auf Small und Mid Caps konzentriert", sagt Dominicus. Zwar könne der MainFirst Germany Fund auch in DAX-Werte anlegen, derzeit sei dies aber nicht geplant. "Unsere Strategie ist opportunistisch ausgerichtet"‚ bestätigt Dominicus. Bestenfalls werde man in Baissephasen in defensive DAX-Werte wie Fresenius oder Henkel umschichten, um das Portfolio wetterfest zu machen.
Das MainFirst-Trio hält im Portfolio lediglich 30 Einzelwerte. Ähnlich ist dies beim UniDeutschland XS, einem anderen Fonds für deutsche Nebenwerte. Manager Michael Muders setzt meist auf 25 bis 30 Einzelwerte. Das ist vergleichsweise wenig. Anleger können daraus indirekt ablesen, dass die Fondsmanager nicht an einem Index kleben, sondern aktiv investieren und eigene Ideen umsetzen. Bei UniDeutschland XS zahlte sich dies auch. Er ist über zehn Jahre der beste Fonds für deutsche Nebenwerte.
Global unterwegs
Doch sollten Anleger überhaupt noch deutsche Aktien kaufen? Schließlich sind Indizes wie DAX und MDAX seit 2009 schon deutlich gestiegen. Deutsche Aktien seien in Europa ein "sicherer Hafen", meint DWS-Mann Albrecht. "Die Gewinne deutscher Unternehmen liegen heute höher als vor der Finanzkrise im Jahr 2008, in anderen Ländern Europas ist dies noch nicht wieder der Fall." Zudem seien deutsche Aktien günstiger bewertet als US-Titel.
Für ihn zählt ein Argument jedoch besonders: "Mit deutschen Aktien kaufen Anleger die globale Wirtschaft", erklärt Albrecht. "Denn viele Unternehmen erzielen hohe Umsätze im Ausland, auch außerhalb Europas. Wer in deutsche Aktien investiert, kommt am Rest der Welt nicht vorbei."
Auf Seite 7 bis 8: Europa-Fonds
120 Prozent Rendite in 10 Jahren - Bloß keinen Einheitsbrei
Bei europäischen Aktienfonds sind jene Produkte langfristig besonders erfolgreich, deren Manager einen eigenen Stil pflegen und diesem auch langfristig treu bleiben.
Die Europäische Union durchlebt gerade eine der turbulentesten Phasen ihrer Geschichte: Länder wie Griechenland oder Italien stecken in einer hartnäckigen Wirtschaftskrise. Europa streitet, wie man mit den Millionen Menschen umgehen soll, die auf dem Alten Kontinent Zuflucht suchen. Und die Briten haben 2016 beschlossen, die EU zu verlassen. Das sorgt für Rückenwind bei Europa-Gegnern und nährt bei Investoren wieder Zweifel am europäischen Projekt. Ein schwieriges Umfeld - auch für Anleger und Fondsmanager.
Trotz Dauerkrise haben viele Fonds für europäische Aktien in den vergangenen Jahren hohe Gewinne eingefahren. Besonders gut haben sich Fondsmanager wie Thorsten Winkelmann und Matthias Born geschlagen, die sich durch die wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen nicht irritieren ließen. Obwohl Spanien 2012 kurz vor der Pleite stand, hielten die beiden Fondsmanager von Allianz Global Investors beispielsweise an der Aktie von Inditex fest, weil sie an das Wachstumspotenzial der spanischen Modekette glaubten. Und das zahlte sich aus. Wegen solcher Anlageentscheidungen platzierte das Team drei seiner Fonds unter den besten Produkten für europäische Aktien: den Allianz Europe Equity Growth, den Wachstum Europa und den Euroland Equity Growth (siehe Tabelle Seite 8), die das Kapital der Anleger in einer Dekade etwa verdoppelten und dafür jeweils mindestens einen €uro-Fund-Award einsackten. "Europas Wirtschaft ist zuletzt zwar kaum gewachsen", erklärt Thorsten Winkelmann. "Trotzdem gibt es in jedem Land starke Unternehmen mit guten Produkten, die ihre Gewinne stetig steigern."
Markt für mutige Stockpicker
Dieser Anlagegrundsatz steht stellvertretend für jenen vieler Fondsmanager, die an Europas Börsen, deren Kursentwicklungen stark divergieren, die Nase vorn haben. Langfristig setzen sich hier Investoren durch, die Durchhaltevermögen mitbringen und unabhängig von Vergleichsindizes oder festen Länder- und Sektoraufteilungen investieren.
Besonders groß ist diese Unabhängigkeit bei der französischen Fondsgesellschaft Financière de l’Echiquier, die schon 1991 ihren Agressor-Fonds aufgelegt hat. Auch wenn der Name des Fonds bedrohlich klingt: Die von Didier Le Menestrel gegründete Gesellschaft hat eine eigene Stiftung für soziale Projekte und züchtet auf dem Dach ihres Pariser Sitzes Bienen. Aggressivität erlaubt man sich lediglich bei Anlageentscheidungen. Der Fonds besitzt eine sogenannte Carte Blanche. Das heißt: Das Management kann investieren, wo und wie es will - egal welches Land, egal welche Branche, egal welche Unternehmensgröße. Wie es der Fondsname erwarten lässt, werden dabei hohe Risiken in Kauf genommen. Doch langfristig lohnt sich das. Der Agressor-Fonds häufte in 20 Jahren gigantische 587 Prozent Gewinn an und holt sich für diesen Zeitraum mit großem Vorsprung einen €uro-Fund-Award für europäische Aktienfonds.
Auf kürzere Sicht finden sich ebenfalls viele sogenannte Stockpicker weit vorn in unseren Rennlisten. In den vergangenen fünf Jahren schlug sich beispielsweise der JP Morgan Europe Strategic Growth sehr gut, der ähnlich agiert wie die Allianz-Fonds. Er wird von Michael Barakos und Ben Stapley geleitet. Auch der Baring Europe Select Trust hat eine vergleichbare Strategie. Dessen Managementteam um Nicholas Williams, Colin Riddles und Rosie Simmonds fuhr in zehn Jahren sogar minimal mehr Gewinn ein als die Allianz-Fonds. Williams und Co setzten jedoch stärker auf Aktien kleinerer und mittelgroßer Unternehmen, die meist mehr Rendite bringen - dafür aber auch stärker schwanken.
ETFs, die alle Papiere bestimmter europäischen Aktienindizes kaufen, liefen aktiven Fonds in den vergangenen zwölf und 36 Monaten allerdings den Rang ab. Seit Anfang 2014 deklassiert ein ETF von iShares die Konkurrenz. Er bildet die Entwicklung der 30 dividendenstärksten Aktien in Europa ab. Das sind derzeit Titel wie Total, die von anziehenden Rohstoffpreisen profitieren, oder Bankaktien wie Société Générale, Banco Santander oder BNP Paribas, die fast 30 Prozent des Indexgewichts ausmachen. Deren Kurse ziehen derzeit massiv an, nachdem sie zuvor lange Jahre gefallen waren.
Keine Angst vor Schwankungen
Die Manager der aktiven Fonds sind jedoch zuversichtlich, dass sie in den kommenden Jahren die Indexfonds wieder hinter sich lassen werden. Dass 2016 andere Fonds und ETFs besser waren, weil sie stärker in Bankaktien und Ölwerten investiert waren, räumen auch die Allianz-Manager Winkelmann und Born ein. Diese Branchen meiden sie allerdings, weil ihnen dort das Risiko zu hoch und das Gewinnwachstum zu niedrig ist. "Wir bleiben in Branchen wie Technologie und Konsumgüter hoch gewichtet, weil dort immer noch viele Firmen überdurchschnittliches und stetiges Wachstum liefern", sagt Born. "Denn langfristig ist das Gewinnwachstum der wichtigste Treiber für Aktienkurse."
Vor einer Neuauflage der Eurokrise haben Winkelmann und Born übrigens trotz der Krise in Italien und der 2017 anstehenden Wahlen in Ländern wie Frankreich oder Deutschland keine Angst. Auch weil sich Anleger offenbar längst an die politischen Unsicherheiten gewöhnt haben. Nach dem Brexit-Votum brachen die Börsen beispielsweise ein, erholten sich dann aber schnell. "Ähnliches kann natürlich wieder passieren", sagt Born. "Doch solche Schwankungen kann man meistern. Eine größere Bedrohung wäre eine Gewinnrezession. Und die ist derzeit unwahrscheinlich."
Auf Seite 9 bis 10: USA-Fonds
29 Prozent Rendite in 1 Jahr - Großer Auftritt für die Kleinen
ETFs auf den Nasdaq 100 sind bei Fonds für US-Aktien langfristig das Maß aller Dinge. Aktive Fonds für Nebenwerte haben aber vielleicht die besseren Aussichten.
Fondsmanager überboten sich in den vergangenen Wochen quasi darin, die Vorzüge Donald Trumps zu preisen: Dass er Steuern senken, die Regulierung eindämmen und eine Billion Dollar in die marode Infrastruktur des Landes pumpen wolle, sei eine gute Nachricht für die US-Wirtschaft. Und Trump selbst sei längst kein so wirrer Typ wie angenommen. Ein seltsames Lob. Auch weil es häufig von denselben Fondsmanagern kam, die Trump noch vor nicht allzu langer Zeit als genau das bezeichnet hatten: als einen wirren Typen, dessen Wahl einen Börsencrash auslösen könne.
Es kam anders. Trump wurde gewählt. Und die Wall Street feierte ihn. Allein zwischen dem Wahltag am 8. November und dem Jahresende 2016 stieg der US-Aktienindex S & P 500 um fünf Prozent und stürmte dabei von Rekord zu Rekord. "Das war schon ziemlich überraschend", sagt Thyra Zerhusen, die die jüngste Rally an den US-Börsen etwas erstaunt verfolgt hat. Dabei hätte die Fondsmanagerin sich eigentlich uneingeschränkt freuen können. Schließlich war der von ihr gemanagte Parvest Equity USA Mid Cap mit fast 30 Prozent Plus 2016 einer der besten US-Aktienfonds.
Hohe Gewinne
Zerhusen gehört mit dieser Leistung zur äußerst seltenen Spezies der Fondsmanager, die mit dem breiten Markt nicht nur mithielten, sondern ihn sogar schlugen. Der S & P 500 stieg 2016 in Euro gerechnet um rund 15 Prozent und damit stärker als etwa der Deutsche Aktienindex. Auf fünf Jahre gerechnet legte der Börsenwert der 500 größten US-Unternehmen um rund 130 Prozent zu. ETFs auf den S & P 500 erzielten entsprechend hohe Gewinne und ließen die meisten aktiv gemanagten Fonds weit hinter sich. Das bestätigt die These einiger Experten, für Fonds sei es vor allem in großen und diversifizierten Märkten mit Unternehmen aus verschiedensten Branchen schwierig geworden, besser abzuschneiden als ein passiver ETF (siehe Interview Seite 17).
Bessere oder annähernd gleich hohe Erträge erzielten nur Fonds, die in Nischen agieren oder sich auf eine Branche spezialisieren. Zu den besten Fonds der vergangenen Jahre gehört hier etwa der AB US Small and Mid-Cap Portfolio. Gemanagt wird er von James MacGregor, der über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung an den Kapitalmärkten verfügt und auf Aktien kleiner und mittelgroßer Unternehmen setzt. Unter ihnen findet MacGregor viele Vertreter mit starkem Gewinnwachstum. Deutlich größere Wachstumswerte stecken hingegen im Alger American Asset Growth von Pa-trick Kelly und Ankur Crawford, der in 20 Jahren das Kapital seiner Kunden fast verfünffacht hat und für diese starke Leistung einen €uro-FundAward erhält.
In den vergangenen fünf Jahren waren dennoch selbst in den Nischen Indexfonds das Maß aller Dinge. Anleger, die einen ETF auf den Nebenwerte-Index S & P Small Cap 600 im Depot hatten, konnten sich in dieser Zeit über insgesamt fast 160 Prozent Gewinn freuen. Der ETF bildet die Wertentwicklung von 600 kleinen US-Unternehmen ab. Die Schwergewichte im Index sind deutschen Anlegern eher unbekannte Werte wie der Chemiekonzern Chemours oder der Softwareentwickler Take-Two Interactive, die an der Börse je rund vier Milliarden US-Dollar wert sind. Deutlich bekannter sind da die Konzerne, die an der Technologiebörse Nasdaq gelistet sind, etwa Apple, Microsoft oder Amazon. Ihre Wertentwicklung war in den vergangenen fünf Jahren mit 173 Prozent sogar noch höher. ETFs auf den Technologie-Index belegen in diesem Zeitraum deshalb die Spitzenplätze in unseren Rankings.
Favoritenwechsel
Nach Jahren der Dominanz der Indexfonds könnten aktive Fondsmanager nun aber davon profitieren, dass sich an den US-Börsen ein Favoritenwechsel andeutet und die Zeiten womöglich turbulenter werden. Das könnte ausgewiesenen Stockpickern wie Thyra Zerhusen in die Hände spielen.
Denn während die Aktienrally am US-Markt im März ihren achten Geburtstag feiert und die Bewertungen nach langjährigen Kursanstiegen ziemlich hoch sind, hat die US-Wahl im Herbst nochmals für hohe Gewinne an der Wall Street gesorgt und zugleich die Ranglisten durchgewirbelt. Statt auf Technologietitel, die 2016 ein unterdurchschnittliches Jahr hatten, setzen Anleger plötzlich auf Öl- und Stahlkonzerne sowie auf Banken, die als Gewinner von Trumps Investitions- und Deregulierungsplänen gelten. "Der Kurs mancher Papiere aus diesen Bereichen hat sich völlig von deren wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt", sagt Zerhusen. "So haben sich einige Stahlaktien wegen Trumps Infrastrukturplänen massiv verteuert, obwohl sie Stahl produzieren, der im Bau gar nicht benutzt wird."
Zerhusen warnt daher vor einem "Realitätsschock". Der könne einsetzen, sofern sich herausstellt, dass viele Projekte des neuen US-Präsidenten unrealistisch sind oder erst in einigen Jahren umgesetzt werden. Daher hat die Managerin des Parvest Equity USA Mid Cap ihr Portfolio vorsorglich wetterfest gemacht und bereits stark gestiegene Aktien mit hoher Bewertung abgebaut. Im Gegenzug hat sie Aktien mit niedrigem KGV gekauft. Ähnlich hatte Zerhusen um die Jahrtausendwende agiert und 2000 bis 2003 den Markt geschlagen, damals jedoch mit einem anderen Fonds.
In ihrer Nische für mittelgroße Werte fühlt sich Zerhusen trotzdem weiter wohl. Die seien noch günstiger bewertet als Small Caps. Und im Vergleich zu Large Caps hätten sie ein höheres Gewinnwachstum und seien häufiger Ziel von Übernahmen, was ihre Kurse treibe. Zudem würden sie weniger unter dem starken Dollar leiden als Großkonzerne, die einen Großteil ihrer Geschäfte im Ausland machen. Ein weiteres Jahr mit 30 Prozent Plus erwartet Zerhusen für ihren Fonds zwar nicht. "Aber ausschließen sollte man prinzipiell gar nichts."
Auf Seite 11 bis 12: Globaler Fonds
174 Prozent Rendite in 10 Jahren - Eigensinnige Köpfe
Bei den globalen Aktienfonds setzen die besten Portfoliomanager auf unkonventionelle Strategien und schlagen damit ihre Vergleichsindizes.
Steven J. Berexa hat einen der schönsten Arbeitsplätze, die man sich als Fondsmanager vorstellen kann. Wenn er möchte, kann der globale Aktienchef von Allianz Global Investors bei der Arbeit auf die eindrucksvolle Bucht von San Francisco schauen - einen Blick auf die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz inklusive. Der eigentliche Vorzug seines Büros dürfte aber die Nähe zum Silicon Valley sein. Denn nur wenige Kilometer von seinem Büro entfernt haben Unternehmen wie Alphabet (Google), Apple, Facebook, LinkedIn, Netflix oder Tesla Motors ihren Sitz. In San Francisco selbst arbeiten Airbnb, Twitter oder Uber. Die digitale Revolution kann Berexa unmittelbar vor Ort studieren.
Daraus erwächst für ihn jedoch kein Automatismus, diese Werte stets zu halten. Beim Allianz Global Insights verzichtet Berexa derzeit zum Beispiel auf Alphabet oder Apple. Sein größter Einzelwert ist Mobileye Vision Technology, ein vergleichsweise kleines Software-Unternehmen aus Israel. Sein drittgrößter Wert ist die SLM Solutions Group aus Lübeck, die 3-D-Metalldrucker herstellt. Gleichwohl hält er im Portfolio auch Bluechips wie Amazon, JPMorgan Chase und Microsoft.
Seit drei Monaten spiegelt der neue Fondsname Allianz Global Insights das Anlagespektrum noch eindeutiger wider als bislang der Allianz Global Intellectual Capital, der vermittelte, dass Berexa auf das Thema geistiges Eigentum begrenzt sei. Dabei konnte er schon bislang in andere profitable Geschäftsmodelle investieren. Viel mehr ändert sich aus seiner Sicht nicht. "Wir werden weiterhin in unsere besten Ideen investieren", sagt Berexa. Sein "Unconstrained"-Ansatz, bei dem er völlig unabhängig vom MSCI World Index anlegen kann, bleibt erhalten. Zumal er mit dieser Strategie sehr erfolgreich war und über die vergangenen fünf und zehn Jahre konstant zu den erfolgreichsten globalen Aktienfonds zählte.
Klassiker
In Frankfurt arbeitet André Köttner, der Manager des DWS Vermögensbildungsfonds I. Der weltweit anlegende Fonds ist bereits 46 Jahre alt und zählt hierzulande zu den Klassikern. Anleger haben darin über sieben Milliarden Euro investiert. Über viele Jahre hinweg managte Klaus Kaldemorgen den "DWS I", wie er intern genannt wird. Seit Februar 2013 ist Köttner dafür verantwortlich. Kaldemorgen beachtete in seiner Zeit auch Sektor- oder Währungstrends. Köttner konzentriert sich sehr viel stärker auf die Unternehmen und kauft Titel mit tragfähigen Geschäftsmodellen und soliden Bilanzen. In der Summe ist die langfristige Bilanz beider Manager beeindruckend. Über 20 Jahre zählt der DWS Vermögensbildungsfonds I zu den drei besten globalen Aktienfonds.
Zu den Gewinnern der jüngeren Zeit gehört der Credit Suisse Global Value Equity. Gregor Trachsel investiert dort in "Deep Value"-Werte. Der Züricher Manager kauft nur Aktien, die niedriger bewertet werden als ihr innerer Wert, den er konservativ aus Bilanzzahlen und zukünftigen Gewinnen errechnet. Dieser Anlagestil geriet in den Jahren 2008 bis 2015 ins Hintertreffen. Wenngleich Trachsel noch das beste daraus machte und etliche andere Value-Fonds hinter sich ließ. Trachsel weicht meist sehr deutlich vom MSCI-World-Index ab. So hält er nur zehn Prozent in US-Aktien, während sie im Index mit 60 Prozent vertreten sind. Dagegen gewichtet er japanische Titel mit 22 Prozent, die nur neun Prozent vom Index ausmachen.
Unkonventionell
Unkonventionell ist auch die regionale Aufteilung des Siemens Global Growth. Denn der Siemens-Fonds orientiert sich an drei Indizes - dem deutschen TecDAX, dem japanischen Tokyo Stock Exchange Mothers Index sowie dem US-amerikanischen Nasdaq 100. Derzeit hält der Siemens Global Growth rund 50 Prozent in US-Werten. Der Rest entfällt rund je zur Hälfte auf deutsche und japanische Titel. Mithilfe eines quantitativen Modells investieren die Siemens-Fondsmanager aus München in Unternehmen, deren Umsätze und Gewinne stark wachsen.
Zum Portfolio gehören die beiden weltweit wertvollsten Unternehmen, Alphabet und Apple. Aber ebenso hiesige Nebenwerte wie Dialog Semiconductor und Sartorius. Alles in allem überwiegen aber die Nebenwerte. Ausschließlich in Nebenwerte investieren Anleger mit dem SPDR MSCI World Small Cap ETF - einem günstigen Indexfonds, der weltweit anlegt.
Trockenes Pulver
Bleibt in diesen Tagen die Frage an den US-Amerikaner Steven J. Berexa. Wie denkt er über Donald Trump, den neuen US-Präsidenten? Die Antwort scheint eindeutig. Im Allianz Global Insights hält er über 70 Prozent in US-Aktien. Berexa stellt jedoch klar, dass er keine Länder kauft, sondern Unternehmen. "Zum Beispiel mögen wir derzeit US-Banken, weil sie aufgrund des regulatorischen Drucks vergleichsweise auf größeren Reserven sitzen. Trumps geschäftsorientierte Agenda könnte daher Rückenwind geben", sagt er. Stünden europäische Banken dagegen besser da, würde er sie vielleicht kaufen.
Die kommende Börsenphase sieht Berexa skeptisch. Denn die Aktienmärkte hätten zuletzt von zwei Einflüssen profitiert: der immer stärkeren Globalisierung und den immer niedrigeren Zinsen. Beide Effekte ließen nun womöglich nach. Dagegen stünden die potenziell positiven Folgen, falls die neue US-Regierung die US-Wirtschaft über höhere Staatsausgaben und niedrigere Steuern ankurbelt. "Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass diese Übergangsphase völlig reibungslos verläuft", so Berexa. Seine Aktienquote hat er daher auf 90 Prozent reduziert und hält nun zehn Prozent in liquiden Mitteln. "Wir halten unser Pulver trocken", sagt er. Sollten die Aktienkurse fallen, kann er bei günstigeren Bewertungen wieder einsteigen.
Auf Seite 13 bis 14: Schwellenländer-Fonds
471 Prozent Rendite in 20 Jahren - Ein starkes Comeback
Nach einer längeren Schwächephase trumpften Aktien aus Schwellenländern 2016 wieder stark auf. Wir stellen die attraktivsten Emerging-Markets-Fonds vor.
Derzeit kennen Börsianer nur noch ein Thema: Was bedeutet der neue US-Präsident für Börse und Wirtschaft? Auch Wojciech Stanislawski muss darüber nachdenken. "Was bedeutet Donald Trump für die Schwellenländer?", lautet seine spezielle Frage. Denn Stanislawski leitet bei der französischen Fondsboutique Comgest das Team für Emerging-Markets-Aktien. Seine Antwort besteht aus zwei Teilen: "Die US-Wirtschaft könnte durch die Wirtschaftspolitik von Donald Trump etwas stärker wachsen. Das wäre positiv für die Schwellenländer", sagt der gebürtige Pole. "Allerdings würde der US-Dollar wegen steigender Zinsen vermutlich stärker. Das wäre negativ für die Schwellenländer." Welcher Effekt stärker sein werde, könne er aus heutiger Sicht aber nicht abschätzen, räumt er ein. Ohnehin möchte Stanislawski eine andere Botschaft vermitteln. "Die Weltwirtschaft besteht nicht allein aus den USA, die Bedeutung der Emerging Markets nimmt immer weiter zu."
China und Indien
Für Anleger hat der Comgest-Manager sogar einen konkreten Rat parat: "Wenn sie in den nächsten zehn bis 20 Jahren nur in zwei Ländern investieren könnten, dann sollten es China und Indien sein." Ihm ist klar, dass man gerade China sehr skeptisch bewerten kann. "China ist für viele Anleger ein Mysterium", sagt er. "Ist das Land kapitalistisch oder kommunistisch? Ist die Währung frei handelbar oder nicht?" Diese Fragen kann er auch nicht endgültig beantworten. Dennoch bleibt er optimistisch. "China wird oft falsch verstanden. Viele Anleger fürchten seit Jahren eine harte Landung der Wirtschaft. Bislang ist das nicht passiert. China wird auch nicht kollabieren, glauben wir."
Sein China-Optimismus basiert vor allem auf chinesischen Aktien. "Dort finden wir momentan viele hochwertige Unternehmen mit günstigen Bewertungen", sagt er. Seinen Worten lässt er Taten folgen. Das zeigt sich beim Comgest Magellan, bei dem er weltweit in Aktien aus Schwellenländern investiert. Rund ein Drittel des Portfolios besteht aus chinesischen Werten. Auf Indien, die zweitgrößte Position, entfallen circa 15 Prozent. Dort gefällt ihm, dass die Aktienkurse weitgehend die Fundamentaldaten der Unternehmen widerspiegeln.
Der Magellan zählt zu den Flaggschiffen von Comgest. Aus gutem Grund: Über 20 Jahre hinweg ist er der zweitbeste Emerging-Markets-Fonds überhaupt. Die Franzosen beherrschen aber auch regionale Märkte. So bieten sie je einen Fonds auf chinesische und indische Aktien an, die dank ihrer guten Performance einige FundAwards gewinnen konnten. Der Grund dafür: Die Franzosen verfolgen bei allen Fonds den gleichen Anlagestil. "Wir suchen nach Geschäftsmodellen, die dauerhaftes Wachstum ermöglichen und profitabel sind. Zudem muss uns das Management überzeugen", sagt Stanislawski. Anleger wissen also, was sie bei Comgest bekommen.
Nebenwerte hoch gewichtet
Konstant erfolgreich ist auch der Fidelity Pacific, den Dale Nicholls seit September 2003 managt. Nicholls investiert bei dem Fidelity-Fonds in Titel aus Australien und Japan, aber auch in Werte aus China, Indien, Indonesien und Südkorea. Der Fidelity Pacific ist damit kein reiner Emerging-Markets-Fonds. Allerdings machen Aktien aus solchen Ländern über 50 Prozent des Portfolios aus.
Auffällig: Der in Hongkong arbeitende Fondsmanager hält überwiegend Nebenwerte und verzichtet auf bekannte Bluechips. So besitzt er zum Beispiel keine Aktien von China Mobile, Samsung Electronics oder Toyota Motor, die weltweit zu den Börsenschwergewichten zählen. Ebenfalls auffällig: Auch Nicholls hält mit rund 22 Prozent recht viele Aktien aus China. Hinzu kommen Titel aus Taiwan mit sieben Prozent sowie sechs Prozent Hongkong-Aktien.
Ein reiner Nebenwertefonds ist der HSBC Asia ex Japan Smaller Companies. Dort investieren Elina Fung und Alex Kwan in Titel, deren Börsenwert beim Kauf nicht größer als zwei Milliarden US-Dollar ist. Fung und Kwan kaufen am liebsten sogenannte Ausreißer. Darunter verstehen sie besonders profitable Unternehmen, deren Aktien günstig bewertet sind. Die Logik dahinter: Je profitabler und günstiger die Titel sind, desto stärker dürfte der Aktienkurs auf mittlere bis längere Sicht steigen. Bislang reüssieren die HSBC-Fondsmanager mit dieser Strategie. Der HSBC Asia ex Japan Smaller Companies zählt über verschiedene Zeiträume stets zu den besten Fonds für die Region Asien ohne Japan.
Noch exotischer legt Stefan Böttcher beim Magna New Frontiers an. Böttcher hält zum Beispiel Aktien aus Argentinien, Pakistan, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Vietnam. Diese Staaten erfüllen noch nicht die Kriterien, damit Indexanbieter wie FTSE oder MSCI sie offiziell als Schwellenland einstufen. Gerade deshalb erkennt Böttcher jedoch große Chancen, um dort als Pionier zu investieren. "Wir mögen Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen und gutem Management, die wachsen und günstig bewertet sind", sagt der Fondsmanager über seinen Anlagestil. Dabei investiert Böttcher völlig unabhängig von Indizes und hält auch etliche Titel, die in keinem Frontier-Market-ETF auftauchen. Das Resultat ist eine exzellente Wertentwicklung, die mit etlichen FundAwards belohnt wird.
Und bleiben die Emerging Markets auch künftig ein Kauf? Ein neuer Bullenmarkt stehe nicht unmittelbar bevor, glaubt Comgest-Manager Stanislawski. "Auf lange Sicht bleiben Schwellenländeraktien aber dennoch attraktiv", sagt er. "Wer langfristig orientiert ist, sollte daher kontinuierlich nachkaufen, wenn die Kurse fallen."
Auf Seite 15 bis 16: Misch-/Dachfonds
74 Prozent Rendite in 10 Jahren - Unbegrenzte Freiheit
Aktien, Bonds und Rohstoffe: Gute Misch- und Dachfonds leben von maximaler Flexibilität. Manche nehmen sich sogar die Freiheit, ohne Fondsmanager auszukommen.
Sie können zwischen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und teilweise auch Rohstoffen hin- und herwechseln, sie investieren in den verschiedensten Regionen der Welt und sie müssen Währungsschwankungen im Blick behalten: Misch- und Dachfonds haben in der Regel große Freiheiten. Das ermöglicht es ihnen, Anlagen zu meiden, bei denen Verluste drohen, und dafür dort zu investieren, wo Gewinne winken. Im Idealfall können sie dadurch hohe Rendite bei geringen Kursschwankungen einfahren. Die Voraussetzung dafür ist aber der richtige Riecher für die Märkte - oder die richtige vorab festgelegte Strategie, der ein Fonds stur folgt.
Denn Anleger können ihr Kapital längst nicht mehr nur Misch- und Dachfonds anvertrauen, die von Fondsmanagern verwaltet werden, die jeden Morgen ins Büro gehen und sich dort den Kopf zerbrechen, was demnächst an den Märkten passieren könnte und wie man darauf reagieren muss. Sie können ihr Geld auch Computern und regelbasierten Produkten überantworten, die kühl und ohne Emotionen investieren.
Portfolios ohne Manager
Dass flexible Produkte ohne Manager erfolgreich sein können, zeigt ein Blick in die Datenbanken. Dort stößt man weit vorn immer wieder auf Fonds, die das Kürzel ARTS im Namen tragen. Es steht für ein computergesteuertes Trendfolgesystem, das von dem Österreicher Leo Willert entwickelt wurde. Willert ist leidenschaftlicher Rennfahrer und weiß, dass sich im Windschatten oft die höchste Geschwindigkeit erzielen lässt. Entsprechend analysiert der Algorithmus seines Systems, ob und wo die Kurse an der Börse schnell steigen. Es investiert dann über Fonds und ETFs genau dort - wie bei einer Momentum-Strategie, bei der allerdings ein Computer den Fondsmanager ersetzt.
Willerts aktienlastige Trendfolger haben seit Mitte 2015 leichte Probleme. Seine rentenlastigen Dach- und Mischfonds schlugen sich jedoch gut. Der Anleihe-Dachfonds C-Quadrat ARTS Total Return Bond streicht für gute Leistungen in den vergangenen fünf Jahren deshalb drei €uro-FundAwards ein. Mit einer starken Wertentwicklung von 74 Prozent in zehn Jahren gehen zwei Awards an den DWS Concept Arts Conservative, der maximal 30 Prozent Aktienfonds im Portfolio haben kann. Der DWS Concept Arts Balanced (maximal 60 Prozent Aktien) sackt einen Award ein. Beide ARTS-Fonds von DWS haben ihre Aktienquote derzeit übrigens fast ausgeschöpft.
Willert erklärt den Erfolg seiner rentenlastigen Fonds so: "Solange es irgendwo einen stabilen Trend gibt, können wir dort einsteigen. Sei es bei Wandelanleihen, bei Anleihen in bestimmten Währungen oder bei inflationsgeschützten Bonds." Daraus folge, dass sich die Vehikel recht unabhängig vom Auf und Ab an den breiten Rentenmärkten entwickeln. Die Kehrseite: Oft investieren seine Fonds fast ihr ganzes Vermögens in einer Nische der Rentenmärkte - weshalb Willert selbst davor warnt, seine Fonds als risikolose "Witwen- und Waisenpapiere" zu betrachten. So investierten sie 2009 fast ausschließlich in Anleihen aus Schwellenländern, 2013 und 2014 hatten sie lang laufende Anleihen aus der Eurozone hoch gewichtet. Derzeit setzen sie stark auf Hochzinsanleihen.
Und es gibt noch weitere erfolgreiche flexible Produkte ohne Manager: beispielsweise die beiden Portfolio-ETFs von db X-trackers. Die vom Mathematiker Andreas Beck entwickelten Indexfonds wollen eine diversifizierte Vermögensverwaltung in einem einzigen ETF anbieten. Der defensivere der beiden - der 2011 aufgelegte db X-trackers Portfolio Income ETF - holt sich nun zwei €uro-FundAwards für die Zeiträume ein Jahr und drei Jahre. Er besteht aus Unterindizes, die verschiedene Anlageklassen abdecken. Gewichtet werden diese auf Grundlage bestimmter festgelegter Indikatoren wie Zinsen oder Dividenden. Anleihen machen im ETF rund 65 bis 90 Prozent aus, Aktien bis zu 30 Prozent und Rohstoffe sowie alternativen Strategien je maximal zehn Prozent.
Klassische Managerprodukte
Der Großteil der Fonds, die unsere Performancelisten anführen, sind hingegen klassische Managerprodukte. Etwa der über drei, fünf und zehn Jahre starke PremiumStars Wachstum von Rene Gärtner oder der sehr defensive Kapital Plus von Stefan Kloss. Dieser hat vorwiegend Anleihen im Portfolio, mischt aber 20 bis 40 Prozent Aktien hinzu. Auf lange Sicht ist er nach wie vor ein hervorragender Fonds und holt sich gleich drei Fund-Awards. Der 1994 aufgelegte Fonds erwirtschaftete in den vergangenen 20 Jahren 240 Prozent Rendite.
Noch deutlich länger am Markt ist der First Eagle Amundi - zumindest in den USA, wo er seit fast 50 Jahren existiert. Anlegern in Europa wurde der Fonds 1996 zugänglich gemacht, weshalb er mit einem Gesamtgewinn von 621 Prozent erstmals in unseren Listen für mindestens 20-jährige Fonds auftaucht. Der Fonds hat etwa zwei Drittel in Aktien investiert und streut den Rest über Cash, Gold und Anleihen. Fondsmanager Matthew McLennan mag Wetten gegen den Markt und hat deshalb schon früh in diesem Jahr auf Energiewerte gesetzt, die tatsächlich anzogen. Der Lohn: insgesamt vier €uro-FundAwards, darunter eine Auszeichnung für zwei Jahrzehnte.
Egal ob Mensch oder Maschine: Wer einem flexiblen Vehikel wie einem Mischfonds sein Kapital anvertraut, muss sich oftmals blind auf das Produkt verlassen. Umso wichtiger ist es für Anleger, sich an erprobte Strategien zu halten, die gezeigt haben, dass sie mit den verschiedensten Marktphasen gut zurechtkommen.
Auf Seite 17 bis 19: Interview mit Deutschland-Geschäftsführer von BlackRock, Christian Staub
"Viele Manager haben enttäuscht"
Christian Staub leitet das Deutschland-Geschäft von BlackRock, dem größten Vermögensverwalter der Welt. Wie er die Zukunft der Fondsbranche sieht.
Weniger als 30 Jahre benötigte BlackRock, um zur größten Fondsgesellschaft der Welt zu werden. Über fünf Billionen Euro verwaltet die US-Firma, 1988 vom Private-Equity-Unternehmen Blackstone abgespalten, mit über 13 000 Mitarbeitern. Zu den Kunden gehören Staatsfonds, Versicherungen und Pensionskassen genauso wie viele Millionen Privatanleger. BlackRock bietet unter der Marke iShares sowohl aktiv gemanagte Fonds als auch passive Indexfonds (ETFs) an. Wir sprachen mit Deutschland-Geschäftsführer Christian Staub über die wachsende Kritik an der Macht des Riesen BlackRock, die Trends in der Asset-Management-Branche und den Kampf zwischen aktiven Fonds und passiven ETFs.
BÖRSE ONLINE: 2016 haben Anleger rund 350 Milliarden Euro in Indexfonds investiert. Geht der Boom bei ETFs 2017 so weiter?
Christian Staub: Ganz klar: ja! Seit dem Jahr 2000 ist die ETF-Branche von 100 Milliarden auf über drei Billionen Euro verwaltetes Vermögen gewachsen. Der Trend wird auch 2017 weitergehen. Die Beschleunigung des Trends 2016 hatte mehrere Gründe.
Welche?
Zum einen verstehen immer mehr Anleger, wie gut sich mit ETFs einfache, transparente Portfolios bauen lassen, zum anderen sind vor allem institutionelle Kunden in Zeiten von sehr niedrigen Renditen beim Thema Kosten noch aufmerksamer. Und wenn es auf jeden Basispunkt ankommt, haben günstige ETFs gute Argumente. Dazu kommt: In Zeiten von Unsicherheit - und die hatten wir ganz sicher 2016 mit dem Brexit-Entscheid und der US-Wahl - wollen mehr Anleger taktisch, kurzfristig investieren können. Das kann man mit ETFs eben auch gut mit größeren Summen tun.
Liegt es nicht auch daran, dass 2016 ein schlechtes Jahr für aktive Fondsmanager war? Die meisten konnten nicht überzeugen und liegen teilweise weit hinter ihren Vergleichsindizes.
Mit pauschalen Aussagen muss man immer vorsichtig sein. Aber sicher gab es schon mal bessere Jahre für aktives Fondsmanagement. Viele Fondsmanager haben enttäuscht, und das schon seit einigen Jahren.
Allein in Deutschland sind über 10 000 Fonds zum Vertrieb zugelassen. Gibt es zu viele schlechte Fonds?
Ich denke schon, dass es in Zukunft weniger aktive Fonds geben wird. Aber der aktive Ansatz hat weiter seine Daseinsberechtigung, gerade in Marktsegmenten, die nicht ganz so effizient sind wie vielleicht US-Aktien. Wenn man einen guten Investmentprozess hat, den konsequent anwendet und die Kosten im Griff hat, kann man Mehrwert für die Kunden erzielen - wenn die einen lassen.
Wie meinen Sie das?
Ein Stück weit ist die schlechte Performance vieler Fonds gegenüber den Indizes auch den engen Vorgaben der institutionellen Anleger geschuldet. Die haben nach dem Crash 2000 bis 2003 sehr enge Grenzen für das Abweichen von der Benchmark gesetzt. Wenn ich als Fondsmanager aber kaum von den Sektorallokationen eines Index wie des DAX abweichen darf, wird es sehr schwer, nach Kosten ein besseres Ergebnis zu erzielen.
Machen Sie Ihren Kunden klar, dass die Ihnen mehr Freiheit geben müssen, wenn sie Überrenditen wollen?
Wir sprechen ständig mit unseren Kunden. Und diese Tatsache, ohne Freiheiten keine Mehrrendite, ist auch ein Thema.
Also geht in Zukunft einerseits noch mehr Geld in passive ETFs und andererseits mehr in "echte" aktive Fonds, die mehr Risiko gehen dürfen?
Das halte ich für wahrscheinlich. Ich glaube aber, dass es noch eine Produktkategorie dazwischen geben wird, die großes Wachstumspotenzial hat: aktive Fonds, die mit quantitativen, regelbasierten Ansätzen in engen Risikogrenzen kleine Mehrerträge anpeilen. Solche transparenten Ansätze sind gerade bei institutionellen Investoren sehr beliebt.
Was bedeutet das für die Anbieter?
Ich denke, wir werden da eine Konsolidierung sehen, weil gerade bei den aktiven Häusern nur die eine Chance haben, die wirklich gute Ergebnisse erzielen. Auch der Kostendruck wird kleinere Fonds und Fondsanbieter verschwinden lassen.
Welche Trends gibt es innerhalb der ETF-Branche?
Wir erleben eine Zweiteilung des Markts. Bei Indexfonds auf die großen Indizes wie DAX, Dow oder S & P 500 herrscht ein gnadenloser Preiswettbewerb. Dort liegen die jährlichen Gebühren mittlerweile bei unter 0,2 Prozent. Gleichzeitig kommen immer mehr sogenannte Smart-Beta-ETFs auf den Markt, die mit neuen Indexregeln Überrenditen gegenüber den üblichen Indizes, die meist nach Marktkapitalisierung gewichten, erwirtschaften sollen. Bei diesen innovativeren Produkten liegen die Gebühren - und damit die Margen für die Anbieter - oftmals höher.
Mittlerweile gibt es viele dieser Faktor-ETFs - ist alles sinnvoll, was da auf den Markt kommt?
Viele dieser Produkte schon, denke ich. Spätestens mit der Finanzkrise wurde deutlich, dass die herkömmliche Diversifikation in Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Und mit Faktor-Investing, das dem neuesten Stand der Kapitalmarktforschung entspricht, können Investoren viel transparenter einsehen, welche Risiken investierbar sind - und dann gezielt eingehen oder eben meiden.
Wie viele Faktoren braucht es dafür?
Wie viele Faktoren am Ende zu den bekannten wie Value, Momentum, Quality, Minimum Volatility hinzukommen und langfristig Sinn machen, ist heute noch offen. Ich kann nur sagen, wir arbeiten intensiv daran, weitere Faktoren zu identifizieren.
Sie haben sowohl aktive Fonds als auch mit iShares passive ETFs im Haus. Wo sollte ich aktiv, wo passiv investieren?
Grundsätzlich gilt: Je niedriger die Liquidität, je weniger Analysten, je weniger Effizienz, desto aussichtsreicher ist das Marktsegment für aktive Manager. Das ist zum Beispiel ein Argument dafür, bei Anlageklassen wie lokalen Schwellenländeranleihen weiter auf aktive Fondsmanager zu setzen. Und bei vielen alternativen Segmenten wie Infrastruktur oder Private Equity kommt man um aktives Management nicht herum.
Und bei US-Aktien?
Gerade bei großen Aktien ist es dort wirklich sehr schwer, den Markt zu schlagen - das sieht man ja auch in den Statistiken. Dort sind die Argumente für einen ETF schon sehr gut.
Wenn immer mehr Geld in ETFs fließt, wird es dann einfacher oder schwerer für aktive Fondsmanager?
Die Theorie sagt, es sollte einfacher werden. Wenn ich der letzte verbliebene aktive Fondsmanager bin, dann bin ich auch der einzige, der beispielsweise den Prospekt einer Anleihe gelesen, ein Risiko identifiziert hat und dann einen Bond außen vor gelassen hat. Geht die Firma dann tatsächlich pleite, schlage ich den Markt.
Die Fondsbranche hat die Finanzkrise - im Gegensatz zu den Banken - gut und fast ohne Skandale überstanden. Aber nun kündigt sich auch für sie mehr Regulierung an, wenn man verfolgt, was in Brüssel diskutiert wird.
Richtig. Es wird wohl in Zukunft mehr Aufsichtspflichten geben. Als größter Asset-Manager der Welt verschließen wir uns da auch nicht. Gerade auf Produktebene finden wir es gut, wenn gleiche Standards, hohe Standards gesetzt werden. Aber es ist wichtig, dass Politik und Regulierung unser treuhänderisches Geschäftsmodell verstehen und berücksichtigen, dass hier weitaus weniger Risiken zugrunde liegen als beispielsweise im Bankgeschäft. Höhere Eigenkapitalanforderungen machen keinen Sinn. Sie würden nur zu höheren Kosten für Anleger führen.
Aber liegen nicht in der schieren Größe von Gesellschaften wie BlackRock Risiken für den Kapitalmarkt, sollte mal etwas schiefgehen?
Sicher sind die Summen - wir verwalten global über fünf Billionen Dollar - gewaltig. Und es ist gut, wenn transparent ist, was wir damit tun. Aber das ist ja nicht unser Geld, wir verwalten es treuhänderisch in gesonderten Portfolios für unsere Kunden. So funktioniert das schon immer und deswegen sind auch die Sicherheitsstandards für Anleger schon immer hoch gewesen. Das müssen die Öffentlichkeit und der Regulierer verstehen.
In immer mehr börsennotierten Konzernen sind BlackRock-Fonds die größten Anteilseigner. Besteht nicht die Gefahr, dass der gesunde Wettbewerb zwischen Unternehmen leidet, wenn überall die gleichen Eigentümer mit dem Management reden?
Wir nehmen auf Hauptversammlungen und in Gesprächen mit den Vorständen die Interessen der Anleger wahr. Und die liegen in einem gesunden und funktionierenden Wettbewerb. Die Unterstellung, Absprachen zwischen Unternehmen würden durch die Größe von Vermögensverwaltern wie BlackRock zunehmen, ist haltlos. Wir stehen außerdem als Eigner-Vertreter mit dem Management in Kontakt, bestimmen aber nicht, was die Vorstände im Tagesgeschäft tun. Die sind da viel kompetenter.
Wie wird sich die Fondsbranche in den kommenden Jahren entwickeln?
Die Großen werden größer werden. Warum? Größe ist im Massengeschäft mit Margendruck ein Wettbewerbsvorteil. Ich gehe daher davon aus, dass wir noch mehr Fusionen und Übernahmen sehen werden. Mittelgroße Komplett-anbieter werden es schwer haben. Aber kleine Nischen- und Spezialanbieter werden weiter Innovationen anschieben und - wenn sie einen echten Mehrwert liefern - hochprofitabel bleiben können.
Wo sehen Sie noch Wachstumschancen für Asset-Manager im klassischen Wertpapierbereich?
Hier sehe ich bei Anleihen großes Potenzial. Die Investmentbanken sind als wichtige Akteure in diesem Markt wegen der hohen Eigenkapitalanforderungen nur noch sehr begrenzt aktiv. Die Folge: Die Liquidität ist niedrig, das Volumen aber steigt. Hier ist Raum für Lösungen wie Anleihe-ETFs, wo die Liquidität des Indexfonds teilweise höher ist als die der unterliegenden Bonds.