Jetzt unternimmt Analyst Adam Jakubowski einen neuen Anlauf, wobei er dieses Mail sieben mittelständisch geprägte deutsche IT-Dienstleister ins Rennen schickt. Deren Zielvorgabe lautet, auf Sicht der nächsten zwölf bis 18 Monate eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen. Das Umfeld lässt dank einer sich verbessernden Konjunktur in Deutschland eine Zielerreichung zu. Denn weil die ausgewählten IT-Dienstleister eine enge Bindung an Deutschland oder den deutschsprachigen Raum aufweisen, dürfte sich bei ihnen ein günstiger Konjunkturverlauf positiv auswirken.
Stützen dürfte den Sektor laut Jakubowski auch eine aktive Akquisitionspolitik. "Das zersplitterte Wettbewerbsumfeld in Verbindung mit den günstigen Finanzierungsbedingungen erleichtert das externe Wachstum. Zudem macht das hohe Innovationstempo im IT-Sektor viele kleinere Service-Anbieter zu willigeren Übernahmezielen", erklärt er. Hinzu komme der anhaltende Fachkräftemangel, was ebenfalls als wichtige Triebfeder von Akquisitionsaktivitäten fungiere.
Wir stellen nachfolgend vor, welche der sieben IT-Dienstleistungsaktien die Aufnahmen in die Watch-List geschafft haben.
Watchlist-Vertreter Nummer ein: Adesso AG (WKN: A0Z23Q, 10,39 Euro)
Geordnet nach alphabetischer Reihenfolge ist die Dortmunder Adesso AG der erste Wert auf der Beobachtungsliste. Mit rund 130 Millionen Euro Umsatz steckt dahinter einer der führenden deutschen IT-Service-Anbieter, den Jakubowski zudem auch als wachstumsstark und profitabel einordnet. Der Fokus der Aktivitäten liegt hier auf der Optimierung von kaufmännischen Kernprozessen, die in der Regel in Form von kundenindividuell entwickelten Softwarebausteinen erfolgt. Aus den Branchen Versicherungswirtschaft, Gesundheitssystem und Finanzsektor stammen dabei rund 65 Prozent der Konzernumsätze. Hinzu kommen Hosting, mobile Applikationen und die E-Commerce-Agentur Arithnea sowie eigenentwickelte standardisierte Softwarelösungen. Potenzial wird hier vor allem der CMS-Software FirstSpirit Potenzial zugebilligt.
Nach einer von Expansionskosten und Sondereffekten verursachten Ergebnisdelle im Jahr 2012 hat Adesso laut Jakubowski in den ersten des Vorjahres auf den Wachstumspfad zurückgefunden. Dies kann als Beleg für eine funktionierende strategische Ausrichtung gewertet werden. Meldungen über Probleme bei einem großen Kundenprojekt, die auch das Ergebnis im vierten Quartal 2013 belastet haben dürften, würden den insgesamt positiven Eindruck nicht trüben. Jakubowski rechnet hier nach einem Gewinn je Aktie von 0,12 Euro für 2012 für das Vorjahr mit einem Anstieg auf 0,61 Euro und 2014 sollen es dann 0,88 Euro werden. Auf dieser Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 11,8, was als moderat bezeichnet werden kann.
Watchlist-Vertreter Nummer zwei: All for One Steeb AG (WKN: 511000, 23,49 Euro)
Mit einer beeindruckenden Aufwärtsbewegung beim Aktienkurs kann seit 2009 die All for One Steeb AG aufwarten. Darin kommt der Aufstieg zum größten unabhängigen Komplettdienstleister im SAP-Umfeld im deutschsprachigen Raum zum Ausdruck, den das Unternehmen in den vergangenen Jahren vollzogen hat. Dabei ist das in Filderstadt bei Stuttgart ansässige Unternehmen sowohl organisch als auch mit Hilfe von Übernahmen gewachsen. Ein Meilenstein war insbesondere die im November 2011 vollzogene vollständige Übernahme der SAP-Tochter Steeb Anwendungssysteme GmbH. Das hat dazu beigetragen, den Umsatz seit dem Geschäftsjahr 2009/2010 von 78,8 Millionen auf 186,3 Millionen Euro zu erhöhen.
Der Gewinn vor Steuern und Zinsen hat sich gleichzeitig mehr als vervierfacht auf 10,5 Millionen Euro. Was hilft ist der überdurchschnittlich gewachsene Anteil an skalierbaren, wiederkehrenden Einnahmen aus Outsourcing- und Softwarewartungsverträgen. Wobei hier die gestiegene Bereitschaft des deutschen Mittelstands eine Rolle spielt, die IT-Infrastruktur und den Betrieb teilweise oder ganz an geeignete Dienstleister auszulagern. Laut Jakubowski wird das hohe Innovationstempo im Umfeld diesen Outsourcing-Trend stärken und All for One Steeb weiterhin ein hohes und profitables Wachstum ermöglichen. Von 2012 bis 2014 lautet die Gewinnreihe wie folgt: 0,74, 0,96 und 1,24 Euro je Aktie. Auf Basis des letztgenannten Wertes ergibt sich daraus ein KGV von fast 19, was schon relativ anspruchsvoll ist.
Watchlist-Vertreter Nummer drei: Datagroup AG (WKN: A0JC8S, 8,25 Euro)
Ebenfalls von den Trends hin Outsourcing und Cloud-Computing profitiert die Datagroup AG. Begünstigt von Übernahmen hat diese Gesellschaft seit dem Börsengang im Jahr 2006 den Umsatz vervielfacht. In dieser Zeit wurde auch der Wandel von einem Systemhaus zu einem Komplettanbieter von hochwertigen Outsourcing-Dienstleistungen vollzogen. Nach Ansicht von Jakubowski sorgt diese Aufstellung nicht nur für eine hohe Stabilität der Erlöse und für eine große Kundenbindung, sondern eröffnet auch die Chance auf im Zeitablauf steigende Margen.
Der Abschluss der Restrukturierung soll einen Gewinnsprung ermöglichen. Für den Gewinn je Aktie lautet die Prognose auf 0,67 Euro nach 0,25 Euro. Stimmt diese Prognose, beliefe sich das KGV auf 12,3. Zudem rechnet Jakubowski nicht zuletzt wegen der dynamischen Auftragsakquise mit einer eine Fortsetzung des Expansionskurses. Auch diese Aussicht hat den Aktienkurs jüngst erst auf ein neues Rekordhoch geschoben. Das Chartbild sieht dadurch sehr vorteilhaft aus. Zu beachten ist im Fall eines sich eintrübenden Umfelds allerdings das hohe bilanzielle Gewicht von Firmenwerten sowie allgemein die noch fehlende Internationalisierung.
Watchlist-Vertreter Nummer vier: Orbis AG (WKN: 522877, 3,285 Euro)
Ebenfalls einen nur geringer Internationalisierungsgrad und damit eine hohe Abhängigkeit von der deutschen Konjunktur weist die Orbis AG auf. Ein Einbruch der deutschen Konjunktur könnte sich deshalb schnell auf die Auslastung auswirken und negativ auf die Erträge durchschlagen. Dafür verfügt der Saarbrückener Anbieter von IT-Consulting und -Beratungsdienstleistungen, dessen Schwerpunkt auf der Implementierung und Betreuung von SAP-basierten Lösungen für die Produktionssteuerung, die innerbetriebliche Logistik und das Variantenmanagement liegt, mit einer exzellenten Bilanz ohne Bankschulden und mit einer sehr hohen Nettoliquidität punkten. Ebenfalls stark ist man zudem als umsatzstärkster deutscher Microsoft-Partner für die Dynamics CRM-Software.
Jakubowski überzeugt diese Zwei-Säulen-Strategie (SAP und Microsoft Dynamics). Allerdings hat sich der zuvor gut gelaufene Aktienkurs zuletzt eine Auszeit genommen, nachdem das dritte Quartal 2013 etwas enttäuschend verlaufen ist. Für Jakubowski könnte sich das wegen der sich verbessernden Rahmenbedingungen und der guten Positionierung von Orbis aber als eine gute Einstiegsgelegenheit erweisen. Anders als bei den bisher vorgestellten Unternehmen wird hier für 2014 aber nur mit einer kleinen Gewinnverbesserung von 0,20 auf 0,21 Euro gerechnet. Das wäre gleichbedeutend mit einem geschätzten KGV von 15,6.
Watchlist-Vertreter Nummer fünf: ORTS AG (WKN: A0S9R3, 3,285 Euro)
Unter den sieben Empfehlungen nimmt die ORTS AG in verschiedener Hinsicht eine Sonderstellung ein. So handelt es sich hierbei um Softwareunternehmen, das sein Geld nicht mit Lizenzverkäufen, sondern mit Dienstleistungen rund um die eigenen Softwareprodukte OTRS Help Desk und OTRS::ITSM verdient. Die kostenfreie Software dient dabei zur effizienten Steuerung von Serviceprozessen aller Art (Aufnahme und Zuordnung von Serviceanfragen, Nachverfolgung, Dokumentation etc.). Inzwischen gibt es mehr als 400 zahlende Kunden und im ersten Halbjahr ist es nach langer Anlaufzeit endlich auf gelungen, ein positives Ergebnis von 24.000 Euro zu erwirtschaften.
Auch im Gesamtjahr 2013 dürfte erstmals ein Gewinn und ein positiver Cashflow herausgesprungen sein. Jakubowski geht davon aus, dass sich dieser positive Trend beim Gewinn künftig sogar mit einer höheren Dynamik fortsetzen wird. Die Vorhersage sieht für 2014 jedenfalls einen Gewinn je Aktie von 0,17 Euro nach voraussichtlich 0,04 Euro vor. Das lässt Jakubowski mit Blick auf die Aktie von einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis sprechen. Zu beachten sind allerdings die vergleichsweise geringen Marktzutrittsschranken, die nach einer mehrjährigen Anlaufphase schmale Eigenkapitalausstattung sowie das niedrige Transparenzniveau und ein sehr illiquider Börsenhandel.
Watchlist-Vertreter Nummer sechs: Seven Principles (WKN: 594154, 4,45 Euro)
Als echte Turnaround-Hoffnung stuft Jakubowski den auf den Telekommunikationssektor fokussierten IT-Dienstleister Seven Principles. Nach einer Schwächephase von rund anderthalb Jahren ist dem Kölner Unternehmen im dritten Quartal 2013 die Trendwende gelungen. Darauf aufbauend sieht die Ergebnisprognose für 2014 einen Anstieg beim Gewinn je Aktie auf 0,42 Euro vor, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 0,41 Euro je Aktie angefallen sein dürfte. Zudem soll die Gesellschaft vom Trend zur Mobilisierung von Geschäftsprozessen und IT-Landschaften überdurchschnittlich profitieren. Die Hoffnungen ruhen dabei vor allem auf der eigenen Lösung für das Management von mobilen Geräten (MDM).
Nach einigen Enttäuschungen muss der Aktienkurs die Bodenbildung aber erst noch erfolgreich abschließen. Nachdem man jetzt mit der Automobilbranche aber ein zweites Standbein hat, geht Jakubowski davon aus, dass sich die gute Positionierung gerade im Hinblick auf das zukunftsträchtige Thema Enterprise Mobility positiv auswirken wird und sich der Aktienkurs wieder zu alten Höhen aufschwingen wird. Voraussetzung dafür ist allerdings dass eine anhaltende Schwäche der wichtigen Zielmärkte Energie und vor allem Telekommunikation die Wachstumspläne nicht massiv behindert und auch ein Verlust des Großkunden Vodafone wäre kurzfristig kaum zu kompensieren.
Watchlist-Vertreter Nummer sieben: Softline AG (WKN: A1CSBR, 0,63 Euro)
Ebenfalls eine klassische Turnaround-Story hat die Softline AG zu bieten. Allerdings ist der Leipziger Anbieter von IT-Consulting- und IT-Service-Dienstleistungen beim Versuch die Trendwende einzuleiten, noch nicht ganz so weit wie Seven Principles. Nach verlustträchtigen Vorjahren wurde zuletzt zwar die Gewinnschwelle auf Ebene der Tochtergesellschaften erreicht, der nachhaltige Erfolg der Neuausrichtung muss aber erst noch bestätigt werden. Und beim Ergebnis je Aktie dürfte auch 2104 voraussichtlich noch ein Verlust von 0,11 Euro nach geschätzten minus 0,22 Euro für 2013 ausgewiesen werden.
Beim Versuch, den Turnaround nach der Trennung von defizitären Konzernteilen und einer stärkeren thematischen Fokussierung auf die Bereiche Software Asset Management (SAM) und Enriched Business Communication (EBC) endgültig zu vollziehen, stellen die infolge der langen Verlustphase geschrumpften Eigenkapital- und Liquiditätspuffer einen Wettbewerbsnachteil dar. Der Auftragseingang der ersten neun Monate 2013 untermauert aber die optimistische Wachstumsplanung des Managements. Diese beinhaltet für 2015 bei deutlich steigenden Erlösen ein positives Nettoergebnis. Für den Fall, dass der Turnaround tatsächlich gelingt, bietet laut Jakubowski die niedrige Aktienbewertung reichlich Aufwärtspotenzial. Der Aktienkurs, der noch ein Penny-Stock-Dasein fristet, hat auf die Turnaround-Hoffnung bisher aber nur zögerlich reagiert.