Alstom-Chef Patrick Kron macht keinen Hehl aus seiner Ablehnung des Siemens-Angebots. "Sie wollen unser Gasgeschäft, und wir sollen ihr Transportgeschäft übernehmen, nun ja, sie dürfen träumen", sagte Kron einer Investorenkonferenz, wie die Analysten der französischen Bank Exane BNP Paribas in einem Marktkommentar am Donnerstag schreiben. "Am Ende des Tages, auch wenn es gelegentlich anders aussieht, werden die Aktionäre entscheiden", sagte der Firmenchef weiter in Anspielung auf die Versuche der französischen Politik, die Übernahme zu beeinflussen, um Arbeitsplätze zu retten. Eine Alstom-Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern.

Unterdessen besserte der US-Konzern General Electric seine mit Siemens rivalisierende Offerte für die Alstom-Energiesparte einem Zeitungsbericht zufolge auf: Die Amerikaner böten den Franzosen an, ihre Eisenbahn-Signaltechnik an die Alstom-Verkehrssparte abzugeben, berichtete "Le Figaro". Alstom solle zudem am Stromnetzgeschäft beteiligt bleiben, wenn GE das gesamte Energiegeschäft von Alstom übernehme. GE in Frankreich wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Der Alstom-Verwaltungsrat soll sich bis Montag zwischen der 12,4 Milliarden Euro schweren GE-Offerte und dem Gegengebot eines Konsortiums aus Siemens und der japanischen Mitsubishi Heavy entscheiden. Mitsubishi will sich an Alstom und drei von dessen Sparten beteiligen, Siemens will den Franzosen für geplante 3,9 Milliarden Euro die begehrte Gasturbinensparte abnehmen. An dem Geschäftsfeld ist Siemens-Chef Joe Kaeser seit längerem interessiert, doch Kron zeigte ihm schon im Februar die kalte Schulter. Kein Interesse an einer Zusammenarbeit, bürstete der Franzose seinen Amtskollegen bei dessen Antrittsbesuch ab. Wenig später nahm Kron die Gespräche mit GE auf. Kron sagte laut Exane BNP nun weiter, der Verwaltungsrat werde beide Gebote auf ihre Wirtschaftlichkeit, Machbarkeit und auf Risiken prüfen und die Ansichten der Aktionäre dabei berücksichtigen.

GE-CHEF AUF WERBETOUR - FRANKREICH WILL MEHR EINFLUSS

Der französische Staat wiederum will seinen Einfluss bei Alstom nach einer Fusion ausbauen. Die Staatsbank BPI steht offenbar bereit, sich am künftigen Konzern zu beteiligen. Das gelte unabhängig davon, welcher der beiden Bieter den Zuschlag für Alstom bekomme, sagte eine mit den Plänen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Sollte Alstom mit GE eine Verbindung eingehen, würde sich die Staatsbank an der übrig bleibenden Transportsparte beteiligen, sagte der Insider weiter. Falls Alstom mit Siemens und Mitsubishi einig werde, strebe BPI einen Anteil an Alstom als Ganzem an.

GE-Chef Jeff Immelt will am Donnerstag der französischen Regierung und den Gewerkschaften seine aufgestockte Offerte vorstellen, wie ein mit den Plänen Vertrauter sagte. Er hatte vor einem Monat angeboten, die Firmenzentrale für das Netzgeschäft, die Wasser- und Windkraft sowie Dampfturbinen in Frankreich anzusiedeln. Immelt hatte zudem bereits angedeutet, GE erwäge einen Zusammenschluss der Signaltechnik, die unter Alstom-Kontrolle kommen solle. Kaeser hatte am Dienstag mit Mitsubishi-Chef Shunichi Miyanaga in Paris für das gemeinsame Gebot geworben, das die beiden auf 14,2 Milliarden Euro taxieren.

Reuters