Die Aktien von Siemens geben am Montag nach, nachdem ein Analystenkommentar der Barclays-Bank für schlechte Stimmung unter den Anleger sorgt. Das müssen Aktionäre jetzt wissen:
Schlechte Stimmung gab es am Montag unter Siemens-Aktionären und der Titel verlor in der Spitze 1,5 Prozent wegen einer negativen Analystenstudie. So hat sich die britische Barclays-Bank in einer Neubewertung kritisch zu Siemens geäußert und sieht die Argumente für eine Anlage in den Technologiekonzern unter anderem hinsichtlich Wachstum, Barmittelfluss und Marge schwinden.
Das belastet die Siemens-Aktie jetzt
Der Münchener Konzern sei derzeit Opfer seines eigenen Erfolgs, konstatierte Analyst Vlad Sergievskii in einer am Montag vorliegenden Studie. Er empfiehlt darin Anlegern, Siemens-Aktien im Depot künftig unterzugewichten ("Underweight"). Das Kursziel setzte der Branchenexperte bei lediglich 122 Euro fest und damit gut elf Prozent unter dem aktuellen Kurs bei knapp 136 Euro.
Doch zunächst gab es Lob vom Experten: Siemens habe eine beeindruckende Leistung bei der Vereinfachung seiner Strukturen erbracht, ebenso bei der Verbesserung der Margen und des freien Barmittelflusses. Die Anlagestory sei zuletzt zudem durch eine sehr gute Nachfrage getragen worden. Doch inzwischen ändere sich die Lage, so Sergievskii, die Nachfrage normalisiere sich und damit auch das zuvor hervorragende Umfeld für Aufträge und Margen.
So rechnet der Branchenkenner mit einem zweistelligen Rückgang der Aufträge im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2023/24. Das Umsatzwachstum dürfte sich in dem Jahr sowie im Folgejahr 2024/25 auf einen niedrigen einstelligen Wert verlangsamen.
Gibt es bald eine Neubewertung der Siemens-Aktie?
Der Experte zieht daraus die Schlussfolgerung, dass sich die Margen aktuell dem Höchststand annähern dürften – mit einem Abwärtspotenzial in den Industriegeschäften von rund 75 Basispunkten im Vergleich zu den Markterwartungen.
Während der Markt aktuell offenbar die Normalisierung von Nachfrage und Profitabilität noch unterschätze, sei auch der freie Barmittelfluss nicht so gut wie allgemein wahrgenommen. Nach Berechnungen von Barclays liegt der Wert gar um rund 30 Prozent unter der nach Siemens-Definition ermittelten Kennziffer. Diese Differenz von mehr als zwei Milliarden Euro ergebe sich unter anderem durch die Berücksichtigung von Zinsaufwendungen und Leasingzahlungen, Dividenden an Minderheiten und die Rückbuchung aktienbasierter Zahlungen.
Zum Abschluss knöpft sich Sergievskii noch den Preis der Aktie vor. Der sei für ein so großes, komplexes und reifes Unternehmen trotz eines aktuellen Konglomeratsabschlag von mehr als 20 Prozent zu hoch, stellt er fest. Zudem seien nach den Zahlen bereits angekündigten oder umgesetzten Maßnahmen weitere mutige strukturelle Schritte eher unwahrscheinlich und vermutlich zu komplex. Bei jeder weiteren Übernahme stünde Siemens überdies vor dem Problem einer möglichen Verwässerung der Bewertung.
Entsprechend der Einstufung "Underweight" rechnen die Analysten von Barclays Capital damit, dass sich die Aktie in den kommenden zwölf Monaten im Vergleich zu den anderen Titeln im beobachteten Sektor unterdurchschnittlich entwickeln wird.
Mit Material von dpa-afx
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