Der Umfang des Stellenabbaus war bereits am Donnerstag bekanntgeworden. Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern würden in Kürze beginnen, sagte die neue Personalchefin Janina Kugel. Es gebe eine Vereinbarung, wonach Siemens betriebsbedingte Kündigungen vermeiden wolle. "Die gilt selbstverständlich weiterhin."

Hochrangigen Konzerninsidern zufolge sind vor allem die Standorte in Erlangen und Nürnberg betroffen. In Erlangen fallen demnach 900 Arbeitsplätze Kaesers Plänen zum Opfer, in Nürnberg weitere 300. In der Münchner Konzernzentrale kappt Siemens 500 Jobs, an verschiedenen Standorten in Nordrhein-Westfalen 300.

Die Einschnitte würden den Konzern den Insidern zufolge einen Betrag im mittleren bis oberen dreistelligen Millionenbereich kosten. Das Geld dafür soll aus dem Erlös der Verkäufe des Anteils an Bosch Siemens Hausgeräte und der Hörgerätesparte kommen. In zwei Jahren soll alles über die Bühne sein. Das Einsparziel von einer Milliarde Euro werde damit praktisch bis 2016 erreicht. Das Geld solle dann in Innovation und Wachstum fließen. "Die Strukturoptimierung ist damit abgeschlossen", hieß es aus der Siemens-Zentrale. "Das gilt größtenteils auch für das Portfolio."

Über interne Jobbörsen soll versucht werden, möglichst viele Betroffene auf andere Stellen im Haus zu vermitteln. Das sei aber auch wegen teilweise internationaler Verlagerungen nur zum Teil möglich, hieß es aus der Konzernführung. Kaeser hat im Rahmen seines Umbaus zwei Organisationsebenen gestrichen, in der bis September mehr als 14.000 Menschen arbeiteten. Für sein Ziel, Siemens profitabler zu machen, sei diese Bürokratie hinderlich. "Die Sektoren und die Cluster haben Siemens nicht unbedingt schneller und effektiver gemacht", sagte ein Insider über die von Kaesers Vorgänger Peter Löscher geschaffenen Strukturen. Kaeser hatte nach seinem Amtsantritt angekündigt, das Unternehmen werde sich auf Energietechnik, Öl- und Gasförderzubehör und Industrieausrüstung konzentrieren. Er strich ganze Geschäftssektoren und Regionalorganisationen. Konzernübergreifende Funktionen sollen stärker gebündelt, interne Arbeitsabläufe vereinfacht werden.

Die Gewerkschaft sieht die Einschnitte kritisch. Gegen Bürokratieabbau sei nichts einzuwenden, erklärte Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler. "Wir lehnen es aber entschieden ab, dass eine Umstrukturierung wie so oft mit Personalreduzierungen einhergeht. Damit erreicht man vielleicht in einigen Bereichen kurzfristige Einsparungen, aber ganz gewiss keine nachhaltigen Verbesserungen für die Zukunft." Die Arbeitnehmervertreter befürchten nach dem Abbau in der Verwaltung bereits die Abspaltung der Medizintechnik. "Wir werden alles daran setzen, dass Healthcare ein langfristiger Bestandteil von Siemens bleibt."

Der aktuelle Abbau in der Verwaltung steht in einer langen Reihe von Jobkürzungen bei dem Traditionskonzern. Siemens beschäftigte einst fast eine halbe Million Menschen, zuletzt waren davon weltweit 343.000 übrig, 115.000 in Deutschland. Kündigungen sind bei Siemens selten. Meist erreicht das Management sein Ziel mit Abfindungen oder Ruhestandsregelungen.

Reuters