"Die Energieerzeugung ist mit Abstand das größte Thema. Das gilt für Wind wie für die fossile Erzeugung", sagte ein hochrangiger Konzernmanager am Dienstag. "Es wird Jahre dauern, bis wir wieder da sind, wo wir schon mal waren." Der Münchener Konzern war zuletzt insbesondere bei der Effizienz von Gasturbinen im Rennen mit Konkurrenten wie GE oder Mitsubishi ins Hintertreffen geraten.

Präsentierte Siemens vor einigen Jahren noch die Anlage mit der weltweit höchsten Energieausbeute, so bekommen die Münchener heute ihre Technik häufig nur noch mit kräftigen Preisabschlägen an die Kundschaft. Mit höheren Investitionen will sich der Konzern wieder nach vorne arbeiten. "Das wird aber länger dauern als fünf Quartale", sagte der Topmanager.

In den Sog der Neubewertungen unprofitabler Geschäfte gerät neuerdings auch die Energietechnik. Im Mai werde Siemens verkünden, was mit den Geschäftsbereichen geschehen soll, die keinen Gewinn abwerfen, hieß es aus der Konzernführung. Zuletzt hatte es Berichte gegeben, Siemens-Chef Joe Kaeser werde erneut Tausende Stellen im Energiesegment streichen. Der Abbau von 1200 Jobs in dem Bereich ist bereits beschlossene Sache.

KEIN ABSCHREIBUNGSBEDARF BEI DRESSER-RAND

An der milliardenschweren Akquisition des US-Fördertechnikspezialisten Dresser-Rand wird in der Siemens-Zentrale nicht gerüttelt. Das Unternehmen habe die EU-Kartellwächter jüngst mit nachgeforderten Informationen versorgt. Einen Abschreibungsbedarf sehe der Konzern trotz der jüngsten Ölpreisschwankungen nach der Übernahme nicht. Siemens durchforste die Texaner nach weiteren Synergien. Der Kauf bleibe für die Münchner ein wichtiger Kanal in die "hochattraktive Öl- und Gasindustrie", sagte der Spitzenmanager.

An seinen Zielen hält Siemens trotz aller Probleme und des laufenden Konzernumbaus fest. Im laufenden Geschäftsjahr (zum Ende September) werde das Traditionshaus bei stagnierendem Umsatz eine operative Rendite von zehn bis elf Prozent erwirtschaften, das Ergebnis je Aktie werde binnen Jahresfrist um mindestens 15 Prozent zulegen, sagte der Insider. "Wir werden die Prognose im Mai bestätigen", fügte er hinzu. "Das Geschäft läuft ungewöhnlich stabil nach Plan."

Im Mai werde Kaesers aktueller Umbau mit der Zukunftsprognose für die unrentablen Geschäftsfelder abgeschlossen. "Dann sind wir durch mit der aktuellen Ausrichtung des Unternehmens." Ab dem kommenden Geschäftsjahr stehe dann das langersehnte Wachstum auf dem Programm. "Relativ zur Branche muss Wachstum kommen", hieß es aus der Führung. rtr