"Je schneller wir mit den Arbeitnehmervertretern einen Interessenausgleich abschließen können, desto kürzer ist auch für die Mitarbeiter die Phase der Unsicherheit", sagte Personalchefin Janina Kugel dem Handelsblatt" (Dienstagausgabe). Sie erwarte einen Abschluss im Sommer. Über die im Mai angekündigte Streichung weiterer 4500 Stellen, davon rund 2200 in Deutschland, wird noch gar nicht verhandelt; die Gespräche sollen demnächst beginnen. Gegen die neue Abbauwelle protestierten bis Dienstagnachmittag laut IG Metall bundesweit mehr als 6500 Siemens-Beschäftigte.
Vorstandschef Joe Kaeser, der den Technologiekonzern seit Sommer 2013 führt, hat seit seinem Amtsantritt mehr als 13.000 Jobs gestrichen. Der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler kritisierte, der Manager habe Ruhe im Unternehmen versprochen, aber das Gegenteil sei der Fall. "Ein Umbauprogramm jagt das nächste." Finanzvorstand Ralf Thomas verteidigte den Umbau. Siemens sei "auf Kurs", das Einsparziel von einer Milliarde Euro zu erreichen, wurde er im "Handelsblatt" zitiert. Aktuell rechne er für das laufende Geschäftsjahr mit Restrukturierungskosten von rund 750 Millionen Euro. Wenn die Verhandlungen mit den Arbeitnehmern zügig vorankämen, könnten es bis zu einer Milliarde Euro werden, bekräftigte er.
Die IG Metall Berlin warf dem Vorstand "ideenlosen und zukunftsfeindlichen Arbeitsplatz-Vernichtungswahn" vor. "So steuert Joe Kaeser das Siemens-Schiff auf Grund", sagte Gewerkschafter Klaus Abel. Es sei zu befürchten, dass in Berlin neben 800 Arbeitsplätzen im Gasturbinenwerk weitere 600 Stellen im Schaltwerk abgebaut werden könnten. Ein Siemens-Sprecher sagte mit Blick auf die genannten 600 Jobs lediglich: "Ich kann die Zahl nicht nachvollziehen." Von den 800 Stellen, die in Berlin wegfallen sollen, seien rund 300 schon ausverhandelt.
Abel von der IG Metall kritisierte, das Management vergeude seine Energie mit der Reduzierung von Personalkosten, die Zukunft des Konzerns liege jedoch in der Entwicklung neuer Produkte und der Erschließung neuer Märkte. Die Wertschöpfungstiefe an deutschen Standorten sei eine Voraussetzung für Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit, sagte Wechsler von der bayerischen IG Metall. "Sie aus Kostengründen durch Verlagerungen ins Ausland zu gefährden, ist ein Spiel mit dem Feuer, das Siemens am Ende teuer zu stehen kommen kann."
Reuters