Tags darauf bemühte sich Siemens, Ängsten der Belegschaft entgegenzutreten. "Stellenabbau in einem Bereich muss nicht zwangsläufig Jobverlust bedeuten", erklärte ein Sprecher am Freitag. Für Details sei es noch zu früh. Kaeser hatte schon am Donnerstag vor Analysten bekräftigt, Siemens wolle den Mitarbeitern andere Chancen innerhalb des Unternehmens bieten. Der Siemens-Chef dreht die Strukturreformen seines Vorgängers Peter Löscher zurück: Er schafft die vier Großsektoren Industrie, Energietechnik, Medizintechnik und Infrastruktur & Städte ebenso ab wie die derzeitige Regionalorganisation. Kaeser rechnete nun vor, wie viele der insgesamt 360.000 Mitarbeiter von dem Umbau betroffen sind. "7600 Menschen arbeiten in der Sektorkoordination, einer Managementebene, die weg ist", erläuterte Kaeser. "Weitere 4000 Beschäftigte haben sich mit Regionalanalyse beschäftigt, aber die Kunden sind die gleichen geblieben." Durch den Wegfall der Sektorebene und der sogenannten Regionalcluster werde das Unternehmen transparenter und es falle weniger Arbeit an. "Wir wissen ziemlich genau, welche Aufgaben wir herausnehmen können. Das ist der Unterschied zum letzten Mal. Wir streichen jetzt konkret diese Arbeiten und teilen unsere Ressourcen anders auf." Kaeser gliedert Siemens ab Herbst in neun operative Einheiten und verschiebt den Schwerpunkt stärker auf Energieerzeugungstechnik und Industrieausrüstung. Die Medizintechnik rückt eher in den Hintergrund. Die IG Metall rechnet bereits seit längerem damit, dass Kaesers Pläne mehr als 10.000 Stellen betreffen werden. Am Freitag reagierte die Gewerkschaft zurückhaltend. "Die Zahl, die jetzt aufgeschlüsselt wurde, ist mit uns nicht besprochen worden", sagte eine Sprecherin. "Wir warten die Gespräche ab." In einem Abkommen mit den Arbeitnehmervertretern hatte Siemens vor einigen Jahren betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland für einen unbefristeten Zeitraum ausgeschlossen. Die Pläne umfassen nicht die Möglichkeit, dass sich Siemens im Bieterrennen um Alstom gegen den Rivalen GE durchsetzen könnte. Die Arbeitnehmervertreter befürchten für diesen Fall weitere Einschnitte, wenn Siemens seine Zugsparte im Rahmen eines Deals wie vorgeschlagen an die Franzosen abgeben würde. Unterdessen schließt sich ein düsteres Kapitel der Siemens-Geschichte. Der frühere Vorstand Uriel Sharef wurde in einem der letzten Korruptionsprozesse gegen die frühere Konzernspitze vom Vorwurf der Untreue freigesprochen.

Reuters