Der Technologiekonzern Siemens legte unmittelbar vor seiner Hauptversammlung erneut starke Quartalszahlen vor. Siemens steigerte den Nettogewinn von Oktober bis Dezember um 20 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro, der DAX-Konzern legte beim Umsatz um neun Prozent auf 16,5 Milliarden Euro zu. "Wir sind sehr erfolgreich ins neue Geschäftsjahr gestartet", sagte Chef Roland Busch. An der Börse kam vor allem die steigende Profitabilität des ehemaligen Industriekonzerns gut an, die Aktie kletterte nach den Zahlen um rund sieben Prozent. Die Münchner lieferten im Quartal eine operative Rendite von 15,7 Prozent, eine abermalige Steigerung gegenüber den bereits guten rund 15 Prozent des abgelaufenen Geschäftsjahres. Treiber war hier die größte Sparte Digital Industries (DI) ebenso wie die Medizintechnik-Tochter Healthineers, die bereits in der Vorwoche starke Quartalsergebnisse berichtet hatte und mit knapp 19 Prozent die zweitbeste operative Rendite hinter den rund 22 Prozent der DI ablieferte.

Vorstand Busch wies zugleich darauf hin, dass der Konzern trotz der guten Geschäftsentwicklung von den weltweiten Beschränkungen in Logistikketten und bei der Teileversorgung betroffen sei. "Wir spüren Engpässe insbesondere bei elektronischen Komponenten", sagte Busch. Wegen dieser Schwierigkeiten könne man auch die Aufträge vieler Kunden nicht rechtzeitig ausliefern. Lieferstau und Vorratsbestellungen bei industriellen Kunden insbesondere im Bereich Automatisierungstechnik ließen den Auftragsbestand des DAX-Konzerns auf insgesamt 93 Milliarden Euro gegenüber 70 Milliarden im Vorjahr anschwellen. Der Auftragseingang schnellte im ersten Quartal des Geschäftsjahres zum Ende September um über 40 Prozent auf gut 24 Milliarden Euro in die Höhe.

Einschätzung zur Siemens-Aktie


Die Vorzeigesparte DI, die Automatisierungstechnik sowie Softwarelösungen zur Digitalisierung und Steuerung etwa von Fertigungsprozessen anbietet, meldete eine regelrechte Orderflut. Der Eingang stieg hier um insgesamt 67 Prozent, im größten Markt China betrug das Plus knapp 80 Prozent. Finanzchef Ralf Thomas betonte jedoch, dass er bei DI keine Tendenz sehe, dass Kunden auf Verdacht orderten, um anschließend wieder zu stornieren. "Die Eingänge sind valide. In asiatischen Märkten nehmen die Anzahlungsquoten sogar zu", sagte Thomas.

Siemens geht von einem anhaltend gesunden Wachstum der Weltwirtschaft aus, die Dynamik könnte jedoch abnehmen. Im Rahmen der Prognose unterstellt der Konzern einen Rückgang der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und Engpässe in den Versorgungsketten im Laufe des Geschäftsjahrs 2022.

Für Aktionäre gab es eine Dividendenerhöhung von 3,50 auf vier Euro sowie die Aussicht auf weitere Steigerungen. Finanzchef Thomas bestätigte die Jahresprognose, wonach Siemens beim Umsatz im Geschäftsjahr um fünf Prozent zulegt. Im Bereich Digital Industries soll das Umsatzwachstum in einer Spanne von fünf bis acht Prozent liegen. Die Ergebnismarge könnte bis zu 21 Prozent erreichen. Der Gewinn pro Aktie, der zwischen 8,70 und 9,10 Euro liegen soll, könne sogar das obere Ende der Spanne übersteigen, so Thomas. Näheres dazu gebe es aber erst im zweiten Quartal.

In den vergangenen zwölf Monaten legte die Aktie um knapp zehn Prozent zu. Vor Hintergrund der guten Zahlen und des optimistischen Ausblicks halten wir weitere Kursgewinne für möglich. Unsere Einschätzung lautet weiterhin Kaufen.

sb/lb