Selbst in seinen kühnsten Träumen wird sich der Erfinder Werner von Siemens dies nicht ausgemalt haben: den Festakt zu seinem 200. Geburtstag vor illustren Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Mit diesem würdigte der milliardenschwere Weltkonzern in Berlin vor einigen Tagen seinen Gründer. Dieser hatte im Jahr 1847 gemeinsam mit dem Feinmechaniker Johann Georg Halske die "Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske" ins Leben gerufen, die als Wurzel des späteren Elektrokonzerns gilt. Mit seinem Zeigertelegrafen reagierte der erst später zu "von Siemens" geadelte Ernst Werner damals auf die Nachfrage des preußischen Militärs nach schneller und sicherer Nachrichtenübertragung.

Sichere Datenübertragung



Ob Waschmaschine, Hochgeschwindigkeitszug oder Ultraschallgerät - inzwischen ist die Produktpalette des Unternehmens, das vor knapp 170 Jahren als Tüftlerwerkstatt in einem Berliner Hinterhof begann, schier unüberschaubar.

Bei dem Festakt in Berlin erinnerte der jetzige Vorstandschef Joe Kaeser an Siemens’ Optimismus und Mut zum Wandel: "Von diesem Optimismus, diesem Willen müssen auch wir uns wieder mehr leiten lassen", sagte er. Der Konzern befindet sich seit Jahren im Umbau, Kaeser setzt dabei auf die Zukunftsthemen Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung.

"Wenn wir es richtig anstellen, bietet die Digitalisierung enorme Chancen für uns. Sie kann Wachstum erzeugen, Arbeitsplätze schaffen", sagte er in Berlin und treibt die Neuausrichtung des DAX-Konzerns weiter voran: Der Bereich Industriesoftware wurde mit einer Milliardenübernahme in den USA ausgebaut. Damit soll die Einkaufstour für diese Sparte im Großen und Ganzen abgeschlossen sein. "Wir haben damit das Internet der Dinge in der industriellen Welt gebaut", zitiert die Nachrichtenagentur "Reuters" einen hochrangigen Konzerninsider.

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Börsengang und Vorstandsumbau



Und kaum ist bei der Bilanzvorlage im November ankündigt worden, die Medizintechnik werde an die Börse gebracht, folgt der nächste Coup: Die Führungsspitze wird erweitert und bekommt erstmals einen Vorstand für Digitalisierung. Kaeser selbst gibt im Zuge dessen die Abteilung Mergers & Acquisitions an den Finanzvorstand ab. Dass sein Vertrag als Vorstandschef im kommenden Sommer vorzeitig verlängert wird, bezweifelt momentan kaum jemand.

Im vergangenen Geschäftsjahr schafften die Münchner ein Umsatzplus um fünf Prozent auf 79,6 Milliarden Euro. Nach Steuern verdiente das Unternehmen 5,6 Milliarden Euro. Die Dividende stieg in den vergangenen zehn Jahren beständig, zuletzt auf 3,60 Euro.