Siemens setzt seinen Wachstumskurs im dritten Quartals erfolgreich fort. Nachdem der Konzern drei Jahre lang gegen sinkende Einnahmen kämpfte, wächst das Dax-Unternehmen im laufenden Jahr wieder aus eigener Kraft. Dass sich die bereist 2014 eingeleitet Umstrukturierung des Industriekonzerns weiter auszahlt, haben die Münchner insbesondere ihrer Kraftwerksparte "Power and Gas" (PG) sowie dem Geschäft mit Windturbinen und erneuerbaren Energien zu verdanken.

Dank eines Großauftrages aus Ägypten aus dem vergangenen Jahr, einer schnelleren Abarbeitung der Orders sowie pünktlicher Fertigstellungen, erlebt das Geschäft mit Stromturbinen derzeit eine Sonderkonjunktur. Beim Bau von Windrädern wiederum profitierte Siemens von seinen Sparmaßnahmen und Effizienzgewinnen. Dank weniger Kosten und bessere Auslastung konnten beide Bereiche ihre operative Marge stark steigern. Sorgen, dass die Ergebnisse trotz der positiven Effekte aus dem Kraftwerksbau am Nil nur kurz währen, müssen Anleger nicht haben. Beide Bereiche konnten ungeachtet des harten Wettbewerbs neue Aufträge in Milliardenhöhe gewinnen und sitzen auf prall gefüllten Auftragsbüchern.

Vorstandschef Joe Kaeser kann aber auch mit der Entwicklung der weiteren Unternehmensbereiche zufrieden sein. Von den insgesamt neun Geschäftsfeldern in denen Siemens tätig ist, erreichten acht ihre Margenziele. Wie bei den Strom- und Windanlagen profitieren die Einheiten vom Zugbau bis zur Gebäudetechnik dabei von der Kombination aus besserer Auslastung und gesenkten Kosten. Insgesamt konnte Siemens seine Rentabilität so weiter erhöhen und die Ergebnismarge für den gesamten Konzern auf 10,8 Prozent steigern. Dank der verbesserten Profitabilität konnten die Münchner ihre Prognose in diesem Geschäftsjahr das zweite Mal in Folge anheben.

Einziger Wehrmutstropfen ist der Bereich Prozessautomation. Hier bedient Siemens unteranderem Öl-, Gas- und Rohstoffunternehmen. Wegen der stark gesunken Preise für die Energieträger investieren diese Kunden derzeit jedoch kaum in ihre Förderanlagen. Das belastet besonders den erst im vergangenen Öl- und Gasausrüster Dresser-Rand. Die Folge: sinkender Umsatz und weniger Marge. Siemens steuert bereist mit Restrukturierungsprogramm gegen, doch bis die Maßnahmen greifen wird es noch dauern, auch weil eine substantielle Erholung der Rohstoffpreise weiter nicht in Sicht ist. Im laufenden Quartal kommen auf Siemens daher Kosten zum Spartenumbau von über 250 bis 300 Millionen Euro zu. Bereits im aktuellen Quartal hatten derartige Kosten dazu geführt, dass der Gewinn stagnierte. Gleichzeitig erklärte Kaeser, dass sich der Wettbewerb in einigen Geschäftsbereichen verschärfe und die Unsicherheit in der Welt weiter zunehme. Die weiteren Wachstumsaussichten in der ohnehin bereits schwächelnden Branche dürfte das weiter verschlechtern, denn "Unsicherheit für zu Zurückhaltung, Zurückhaltung zu weniger Investments und das zu weniger neuen Aufträgen insgesamt", so Kaeser.

Dennoch zählte der Dax-Wert nach Veröffentlichung seiner Zahlen zu den Gewinnern an der Börse. Das Papier legte im vormittäglichen Handel über vier Prozent zu und ist damit der derzeit stärkste Wert im Leitindex. Die Aktie klettert mit dem Kursplus zudem auf ihr bisheriges Jahreshoch. Mit den Ergebnissen konnte der Konzern die Erwartungen der Börsianer übertreffen.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion



Einschätzung der Redaktion



Auch wenn Industriekonzerne wie Siemens immer an der Entwicklung der Weltkonjunktur hängen und sich die Aussichten durch den Brexit aber auch den gescheiterten Putschversuch in der Türkei weiter verschlechtern, raten wir weiter zum Kauf der Aktie. Grund: Siemens kann trotz des schweren Marktumfeldes wachsen und Marktanteile von seinen Wettbewerbern gewinnen. Zusätzlich dürften sich die Spar- und Umbaumaßnahmen weiter positiv auf die Margenentwicklung auswirken. Wie gut das funktionieren kann, zeigt die zweite Prognoseerhöhung in Folge. Wir sehen daher weiter Kurspotential in der Aktie, der Stoppkurs sollte wegen der steigender politischer und makroökonomischer Risiken jedoch nachgezogen werden.

Kursziel: 115,00 €

Stoppkurs: 87,00 €