Doch es gibt noch eine andere, neue und schlagkräftige Seite von Siemens, die Börsianer überzeugte. Vor allem die technologische Spitzenstellung des Konzerns im Bereich Industrieautomatisierung und Digitalisierung, beides in der Sparte Digital Factory gebündelt, kommt immer deutlicher zum Tragen. Im abgelaufenen Quartal stieg der operative Gewinn des Konzerns hier um 40 Prozent. Die Nachfrage der industriellen Kunden nach digitaler Abbildung von Produktionsprozessen, die Planung, Entwicklung und Fehlerbehebung erleichtert, bleibt wohl auch in den kommenden Quartalen hoch. Siemens profitiert hier sowohl von der guten Konjunktur als auch von den hohen Investitionen in Übernahmen von Softwarefirmen wie zuletzt Mentor Graphics. Inzwischen sind die Bayern mit ihrer Digitalisierungsplattform Mindsphere, die diese digitalen Dienste für Industriekunden bündelt, Weltspitze.
Der Konzern arbeitet zudem weiter erfolgreich an der effizienten Abarbeitung von Aufträgen. Unerwartete Restrukturierungkosten, wie früher bei den Quartalsterminen an der Tagesordnung, gab es abermals keine. Künftig kommen auf den Konzern zwar hohe Belastungen durch den notwendigen Umbau in der Energiesparte P&G zu. Wie teuer es wird, dazu konnte Finanzchef Ralf Thomas nichts sagen, die Details werden erst in den kommenden Monaten ausgehandelt.
Im jüngsten Quartal überzeugte die operative Marge der Geschäfte jedoch bis auf diese Ausnahme auf breiter Front. Die industrielle Gewinnmarge vor Sondereffekten wie Abfindungen, eine weithin beachtete Kennziffer, übertraf die Analystenerwartungen mit 11,7 Prozent um zehn Basispunkte. Und: Siemens hat vor allem in der Glanzsparte Digital Factory sogar noch ein wenig Luft nach oben, da derzeit noch Integrationskosten etwa der Einarbeitung der Mentor Graphics anfallen.
Dass der Auftragseingang im Quartal leicht sank, lag an einem Großorder vor Jahresfrist und der dadurch erhöhten Basis. Operativ ist Siemens also trotz der Energieschwäche bei P&G sehr gut unterwegs. Auch hier dürfte der Boden allmählich gefunden sein.
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Einschätzung der Redaktion
Schöne Abrundung des Quartalstermins für Aktionäre: Die Nettogewinnprognose wurde erhöht, der Korridor wurde von 7,20 bis 7,70 Euro auf 7,70 bis 8,00 Euro je Aktie geliftet. Daran hatte allerdings auch ein positiver Einmaleffekt in Höhe von rund 750 Millionen Euro seinen Anteil, der durch die Umbettung von Aktien des französischen Softwarekonzerns Atos aus der Bilanz der Siemens AG in den Pensionsfonds entstand.
Fazit: Trotz der Schwäche bei P&G ist Siemens topfit, die Profitabilität überzeugte auch die Börse. Die Aktie überwand die 100- und auch die 200-Tagelinie mit einem kräftigen Sprung nach der Prognoseerhöhung. Unsere Einschätzung: Kaufen.
Stoppkurs: 93,00
Zielkurs: 135,00