Damit lag Siemens über den Erwartungen der Analysten: Der größte deutsche Industriekonzern hat den Umsatz in den Monaten Januar bis März um fünf Prozent gesteigert, der Nettogewinn blieb trotz höherer Steuerquote mit 1,5 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Das operative Ergebnis der Industriegeschäfte legte unerwartet kräftig um 18 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zu.

Erfreulich für die Münchner war insbesondere die Entwicklung des Auftragseingangs. Mit 22,6 Milliarden Euro lagen die Orders zwar bloß ein Prozent über dem Vorjahr. Doch damals hatte Siemens-Chef Joe Kaeser einen Großauftrag für das Kraftwerksgeschäft in Ägypten eingefahren. "Ohne Ägypten läge das Plus beim Auftragseingang bei 17 Prozent", rechnete Finanzchef Ralf Thomas vor, der Vorstandschef Kaeser in der Presse- und Analystenkonferenz vertrat, weil dieser zur Zeit Kanzlerin Angela Merkel auf einer Auslandsreise begleitet.

Der Auftragsbestand liegt jetzt mit 117 Milliarden Euro auf Rekordniveau. Das stimmt ebenso zuversichtlich für die künftigen Geschäfte, genauso wie die jüngsten Entwicklungen in den einzelnen Divisionen des Industriekonzerns. Insbesondere die kurszyklischen Geschäfte wie die Industrieautomatisierung, etwa in der Sparte "Digital Factory", ziehen an. Vor allem die Nachfrage aus der Automobilindustrie insbesondere in China sei so stark dass der Aufschwung zumindest im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres noch anhalten sollte, sagte Finanzchef Thomas. Auch die Windkraft, die im laufenden Quartal mit der spanischen Gamesa auch in der Bilanz vereint wird, dreht auf Hochtouren. Hier legte der Auftragseingang stark zu.

Thomas bestätigte die Jahresprognose eines Gewinns pro Aktie von 7,20 bis 7,70 Euro. Auch die Marge des industriellen Geschäfts soll unverändert zwischen elf und zwölf Prozent liegen, der Umsatz leicht ansteigen.

Während die Zahlen glänzten, blieben die wichtigsten Fakten rund um den geplanten Börsengang der Medizintechniksparte Healthineers weiter im Dunkeln. Thomas wollte sich trotz mehrfachen Nachfragen nicht auf die Bekanntgabe von Details einlassen. "Wir prüfen mehrere Optionen für eine Börsennotierung und informieren, sobald die Entscheidung gefallen ist", sagte der Vorstand.

Als denkbare Varianten nannte Thomas neben einem Initial Public Offering (IPO), bei dem Siemens und Healthineers Aktien verkaufen würden, auch eine Abspaltung, bei der Siemens die neuen Aktien an seine bestehenden Anteilseigner verschenken würde, sowie eine Fusion mit einem bereits börsennotierten Unternehmen, womit Healthineers - wie die Windsparte Siemens-Gamesa - durch die Hintertür an die Börse käme. Zur Diskussion steht überdies, ob Healthineers in den USA an die Börse gehen soll, weil dort Unternehmen aus dem Medizintechnikbereich in der Regel höhere Bewertungen erzielen als in Europa. Auch zum Zeitpunkt mache Thomas keine näheren Angaben. "Wir sehen uns durch das Börsenumfeld keinesfalls zeitlich unter Druck", sagte der Finanzchef.

Vorstandskollege und Technologiechef Roland Busch ging näher auf die jüngste Akquisition von Hacon ein. Siemens hatte jüngst den Kauf des deutschen Softwareunternehmens für eine nicht bezifferte Summe vermeldet. Hacon ist bekannt durch seine Fahrplan-Apps, wie etwa für die Deutsche Bahn oder Nahverkehrsanbieter. "Es geht uns hier nicht in erster Linie um die Apps, sondern um die Echtzeitverarbeitung von Daten und die Verbindung zu anderen Softwareelementen der Bahnautomatisierung, die wir bereits besitzen", sagte Busch, zu dessen Verantwortungsbereich auch die Verkehrstechnik-Sparte Mobility zählt.

Nach Investitionen von rund zehn Milliarden Euro in Softwarezukäufe in den vergangenen zehn Jahren zähle Siemens inzwischen nach Umsatz zu den zehn größten Softwareunternehmen der Welt, betonte Finanzchef Thomas. Auf Nachfrage von BÖRSE ONLINE schloss Thomas weitere Zukäufe von Softwareunternehmen nicht aus. Der Vorstand nannte aber noch keine konkreten Kaufziele oder Sparten, die diese ergänzen könnten.

Die Verstärkung im Softwarebereich werde sich grundsätzlich positiv auf die Entwicklung der Profitabilität auswirken, so der Finanzchef. Derzeit gebe es aber noch keine Änderungen der Margenziele für die neun Konzernsparten. Im Quartal hatten acht von neun Sparten ihre Zielkorridore für die operativen Gewinnmargen erreicht oder übertroffen. Lediglich die Sparte PD (Process Industries & Drives), die etwa Anlagen für rohstoffnahe Branchen wie Minen oder Metallindustrie herstellt, blieb unter dem Ziel. Hier sieht Thomas indes eine Stabilisierung des Geschäfts.

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Einschätzung der Redaktion



Die Börse reagierte zunächst mit einem moderaten Kursverlust auf die Nachrichten aus der Siemens-Zentrale. Kein Problem: Die Aktie legte in den vergangenen zwölf Monaten um knapp 40 Prozent zu.

Die Aussichten sind unverändert gut: Siemens ist so fit wie lange nicht, das Geschäft läuft. Charttechnisch ist nach Überwinden des Allzeithochs um 125 Euro, das noch von der Jahrtausendwende stammte, der Weg nach oben frei. Solide Dividendenrendite. Wir erhöhen das Kursziel.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 150,00 Euro
Stoppkurs: 113,00 Euro