Dennoch dürfte Siemens für das abgelaufene Jahr einen Milliardengewinn knapp über dem Niveau des Vorjahres ausweisen. Analysten rechnen mit einem Nettogewinn von rund 5,5 Milliarden Euro. Der Umsatz dürfte demnach auch dank der Zukäufe leicht auf knapp 76 Milliarden Euro anwachsen. Eine mindestens stabile Dividende sollte den Aktionären daher sicher sein.
Doch Kaeser stehen nach Abschluss des Konzernumbaus bereits neue Probleme ins Haus. Zuletzt waren es harte Zeiten für global aufgestellte Lieferanten von Energietechnik und Fabrikausrüstungen. Vor allem die Investitionsscheu der Förderindustrie angesichts niedriger Ölpreise machte Siemens-Konkurrenten wie GE und ABB schwer zu schaffen. Kaeser zeigte sich bisher unbeeindruckt. "Wir sind so ziemlich die einzigen in unserer Peer Group, die ihre Jahresprognose nicht zurück genommen haben", betonte er erst am Wochenende in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Investoren blicken daher mit Spannung auf die Entwicklung der Öl- und Gastechnik, die Siemens zuletzt mit Milliardenzukäufen erweitert hatte - zu Beginn der Ölbranchenkrise. Immer wieder fragten die Experten nach, ob die Münchener nach dem 7,8 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Spezialisten Dresser-Rand Abschreibungsbedarf haben. Kaeser wehrte sich bislang hartnäckig, die mittel- und langfristigen Wachstumsperspektiven für das Geschäft blieben intakt.
KRAFTWERKSSPARTE LEIDET UNTER FLAUTE BEI GASTURBINEN
Mit Neugier verfolgen die Anleger auch weiterhin die Entwicklung der Kraftwerkssparte, die zuletzt die Flaute im Geschäft mit Gasturbinen zu spüren bekam. Dort holten die Amerikaner schwer auf und sicherten sich durch die Übernahme des Kraftwerksgeschäfts der französischen Alstom eine starke Marktstellung. Punkten konnte Kaeser jedoch mit einem gewaltigen Kraftwerksauftrag aus Ägypten, als er der US-Konkurrenz das Geschäft vor der Nase wegschnappte. Allerdings steht die ägyptische Finanzierung des Deals bis heute nicht.
Nachdem sich Siemens jüngst von der vorerst letzten Sorgenbeteiligung an dem Netzwerkausrüster Unify - den Urwurzeln des Münchener Traditionskonzerns in der Telekommunikationstechnik - getrennt hat, rückt nun die Medizintechnik in den Fokus. Der Konzern verselbständigt die hochprofitable Sparte. Der neue Segmentchef Bernd Montag legte schon mal eine eigene Zukunftsstrategie für die Medizintechnik vor und will das Angebot erweitern. Mittelfristig rechnen Analysten damit, dass sich Siemens wenigstens von einem Minderheitsanteil an dem traditionsreichen Geschäft trennt.
Reuters