Bis 2025 könnte damit jeder zwölfte Job wegfallen. Standortschließungen soll es dabei möglichst nicht geben. Der Abbau ist Teil der Bestrebungen, die Kosten im Geschäft mit fossilen Energien mindestens um weitere 300 Millionen Euro zu senken. Dieses Ziel hatte Siemens Energy im vergangenen September auf seinem Kapitalmarkttag angekündigt. Die Aktie legte daraufhin am Dienstagvormittag zunächst um mehr als 2 Prozent zu, gab einen Teil der Gewinne aber dann wieder ab.

Mit dem Abbau reagiert Siemens Energy auf den Wandel im Energiemarkt hin zu Erneuerbaren Energien. So hatte das Unternehmen bereits angekündigt, sich nicht mehr an Neuausschreibungen für Kohlekraftwerke zu beteiligen. Zudem wird das Geschäft mit sogenannten aeroderivativen Gasturbinen - die in der Bauweise Flugzeugstriebwerken nachempfunden sind - zurückgefahren. Siemens Energy hatte im vergangenen Jahr hohe Abschreibungen auf das Geschäft vornehmen müssen und insgesamt einen Milliardenverlust verzeichnet.

"Der Energiemarkt verändert sich rasant. Das bietet uns Chancen, stellt uns aber gleichzeitig vor große Herausforderungen", sagte Vorstandschef Christian Bruch am Dienstag bei der Vorstellung der Maßnahmen in einer Telefonkonferenz. Ein Hauptaugenmerk legt Siemens Energy dabei auf das Gasgeschäft. Der Gasmarkt steht seit Jahren unter Druck, der Preisverfall insbesondere für große Gasturbinen setzt dem Unternehmen zu. Mit den Plänen will Bruch die Wettbewerbsfähigkeit von Siemens Energy steigern und zudem Mittel für Investitionen in zukunftsfähige Projekte freischaufeln, etwa im Bereich Wasserstoff.

Der Stellenabbau soll bis Ende des Geschäftsjahres 2025 (per Ende September) erfolgen, der Großteil ist für das Geschäftsjahr 2023 geplant. Rund drei Viertel der betroffenen Stellen entfallen den Angaben zufolge auf Management, Verwaltung und Vertrieb. Betriebsbedingte Kündigungen sollen dabei vermieden werden, Bruch zeigte sich zuversichtlich, dass das gelingen kann.

Erst vor wenigen Tagen hatte Siemens Energy mit den Arbeitnehmervertretern eine Vereinbarung zum Umbau des Unternehmens geschlossen, die unter anderem vorsieht, möglichst ohne Kündigungen auszukommen. IG Metall-Hauptkassierer Jürgen Kerner sagte, er erwarte, "dass wir die geplanten Restrukturierungsmaßnahmen im Sinne der Beschäftigten und einer nachhaltigen Zukunftsperspektive ohne Kündigungen gestalten". Die Zukunftsvereinbarung sei "eine solide Grundlage für die Transformation von Siemens Energy in Deutschland".

Konzernchef Bruch hatte auf dem Kapitalmarkttag im September klar gemacht, dass er mit der Profitabilität von Siemens Energy nicht zufrieden ist, und Maßnahmen angekündigt. So will er die Struktur des Unternehmens vereinfachen und Komplexität herausnehmen. Die nun beschlossenen Maßnahmen reichen von Einsparungen bei externen Dienstleistern und im Einkauf über eine optimierte Logistik bis zur deutlichen Vereinfachung der IT-Landschaft. Priorität habe dabei die Senkung der Sachkosten, so Bruch.

Siemens Energy bekräftigte sein Ziel, bis 2023 eine bereinigte operative Marge (Ebita) von 6,5 Prozent bis 8,5 Prozent erreichen zu wollen. Die Kosten für das Programm sollen sich für die Geschäftsjahre 2020 bis 2023 auf einen mittleren bis hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belaufen. Den Ausblick für 2020/21 bleibe unverändert.

Bereits in den vergangenen Jahren hatte der Technologiekonzern Siemens die seit längerem schwächelnde Kraftwerkssparte einem harten Sparkurs unterzogen und mehrere tausend Stellen gestrichen. Siemens hatte sein Energiegeschäft im vergangenen September dann abgespalten und als Siemens Energy mehrheitlich an die Börse gebracht.

Im ersten Quartal (per Ende Dezember) kehrte Siemens Energy wieder in die Gewinnzone zurück. Nach Steuern verdiente das Unternehmen 99 Millionen Euro, nach einem Verlust von 195 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Dabei profitierte der Konzern nicht nur von operativen Verbesserungen, sondern auch von Einsparungen, gerade im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie - etwa durch die eingeschränkte Reisetätigkeit. Der Energiekonzern, zu dem auch mehrheitlich der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa (Siemens Gamesa Renewable Energy SA) gehört, hatte bereits Ende Januar vorläufige Zahlen vorgelegt.

Die Corona-Pandemie führte dabei zu Verschiebungen bei Aufträgen, Projekten und Serviceintervallen, wie Konzernchef Bruch erklärte. Digitale Serviceleistungen hätten dagegen an Bedeutung gewonnen. Die Auftragseingänge gingen dabei um gut ein Viertel zurück. Mitverantwortlich war dabei Windanlagenbauer Siemens Gamesa, der im Vorjahr einige große Offshore-Aufträge hatte an Land ziehen können. Dazu belasteten negative Währungseffekte. Der Umsatz nahm dagegen leicht um 2,6 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zu. Die bereinigte Ebita-Marge von Siemens Energy verbesserte sich auf 5,6 Prozent, nach minus 1,2 Prozent im Vorjahr.

Nach einem Kursplus von gut zwei Prozent zur Eröffnung haben die Aktien von Siemens Energy am Dienstag ins Minus gedreht. Zuletzt gaben sie um 0,1 Prozent auf 31,23 Euro moderat nach. Analyst Simon Toennessen von Jefferies wies darauf hin, dass das Geschäft mit der Energieübertragung einen schwachen Start in das neue Geschäftsjahr gehabt habe. Im Service-Segment hätten zudem die industriellen Anwendungen mit einem Auftrags- und Umsatzrückgang belastet. Lediglich in der Stromerzeugung sei der Umsatz gestiegen.

Zudem waren die Papiere in ihren ersten Monaten an der Börse stark gestiegen. Trotz des jüngsten Kursschlags haben sie seit dem Börsengang Ende September immer noch um mehr als 40 Prozent zugelegt.

dpa-AFX