Weil ein Gasverdichter-Aggregat nicht rechtzeitig aus der Reparatur zurückgekommen sei, werde Gazprom täglich nur noch bis zu 100 Millionen Kubikmeter Gas durch die für Deutschland wichtige Pipeline pumpen - statt des bisher geplanten Tagesvolumens von 167 Millionen Kubikmeter. Die Bundesregierung sieht die Versorgungssicherheit bei Gas nach eigenen Angaben dennoch als gewährleistet an. "Wir beobachten die Lage und prüfen den Sachverhalt", sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums.

Der Energietechnik-Konzern Siemens Energy hat die Überholung einer Gasturbine der Ostseepipeline Nord Stream bestätigt. Aufgrund der von Kanada verhängten Sanktionen könne sie derzeit nicht aus Montréal zurückgeliefert werden, teilte eine Sprecherin des Konzerns mit.

Überholung nur in Kanada möglich


Siemens Energy hatte der Sprecherin zufolge im Jahre 2009 Gasturbinen für eine Verdichterstation der Nord Stream 1-Gaspipeline in Russland geliefert. Sie sind demnach für die Druckerhöhung des Erdgases in der Pipeline erforderlich. Die speziellen Gasturbinen müssten für die Aufrechterhaltung des Betriebes regelmäßig überholt werden. Eine der Turbinen werde derzeit im kanadischen Montréal überholt, aus technischen Gründen sei dies nur dort machbar.

"Aufgrund der von Kanada verhängten Sanktionen ist es für Siemens Energy derzeit nicht möglich, überholte Gasturbinen an den Kunden zu liefern", sagte die Sprecherin. Vor diesem Hintergrund seien die kanadische und die deutsche Regierung informiert worden. Es werde an einer tragfähigen Lösung gearbeitet.

Milliarden-Kredit für Gazprom Germania


Am Dienstag wurde zudem bekannt, dass Gazprom Germania - ein Schlüsselunternehmen für die Gasversorgung in Deutschland - in Schieflage geraten ist und mit Milliardenbeiträgen von der Bundesregierung vor der Insolvenz bewahrt wird.

Anfang April hatte der Bund über die Bundesnetzagentur die Kontrolle über die deutsche Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom übernommen. Die Bundesnetzagentur wurde Treuhänderin. Hintergrund für den Schritt war der geplante "undurchsichtige Verkauf" des Unternehmens an eine russische Gesellschaft. Zu Gazprom Germania gehört auch der Gashändler Wingas, der unter anderem Stadtwerke und Industriebetriebe beliefert.

Die Gazprom Germania wird zudem in "Securing Energy for Europe GmbH" umbenannt - als Signal auch für die Bedeutung für die Energieversorgung in Europa. Außerdem hieß es, die Bundesregierung prüfe Möglichkeiten, das Darlehen in Eigenkapital umzuwandeln. Das würde bedeuten, dass der Staat beim Unternehmen einsteigt.

Einschätzung zur Aktie von Siemens Energy


Vor einem Monat hat Siemens Energy seinen Ausblick nach unten korrigiert. Die Problemtochter Gamesa und die Belastungen durch den Ukraine-Krieg lasteten auf dem Energiekonzern. Die Aktie von Siemens Energy sackte daraufhin auf ein Allzeittief seit der Abspaltung vom Siemens-Konzern ab.

Die Aktie von Siemens Energy befindet sich seit gut einem Jahr in einem Abwärtstrend. Die charttechnisch wichtige Trendlinie verläuft aktuell bei 18,20 Euro. Anleger, die die Aktie noch im Depot haben, können sie halten. BÖRSE ONLINE rät, mit neuen Käufe auf den Bruch des Abwärtstrends (Kaufsignal) zu warten.

mmr mit dpa