Gas-Krise


Die Erleichterung war groß als Russland kürzlich vermeldete, nach den Wartungsarbeiten an Nord Stream 1 weiter Gas nach Deutschland liefern zu wollen. Mehr als zwei Wochen hatte fast die ganze Nation gezittert, ob nicht ein Fallout im Winter bevorstehen könnte. Trotzdem stellt dies noch keine Versicherung dar. Putin hatte nach Beginn der Sanktionen bereits einmal die Fördermenge deutlich gesenkt. Sowohl die Energieversorger, als auch die Regierung sind deswegen noch sehr skeptisch, ob die Lieferungen dauerhaft aufrechterhalten werden. Auch der Siemens Energy Konzern ist in diese Problematik verwickelt. Nicht nur die Abhängigkeit vom russischen Gas stellt ein Problem dar, sondern auch wegen einer anderen Thematik steht Siemens Energy in den Medien.

Zuletzt beschwerte sich nämlich Gazprom über ausbleibende Unterlagen der Turbine für Nord Stream 1. Zum Verständnis: Siemens Energy hatte eine Turbine der Pipeline nach Kanada zur Wartung verfrachten lassen, die das Land trotz der Sanktionen und des Protestes der Ukraine wieder zur Lieferung nach Russland freigab. Allerdings wurde diese bisher nicht weiter zum Einsatzort geliefert, weil Russland keine Genehmigung für einen Weitertransport erteilt hat, da angeblich Unterlagen fehlen würden. Doch laut Gazprom sei diese essenziell für den weitergehenden Betrieb der Gaslieferung. Hier besteht also Konfliktpotenzial.

Großauftrag für Siemens Energy


Auf der anderen Seite gibt es tatsächlich einmal gute Nachrichten für das Unternehmen. Siemens Energy erhielt gestern einen Großauftrag der Amprion Offshore GmbH. Diese baut Windparks in der Nordsee und schließt diese an das Stromnetz an. Siemens soll für einen hohen dreistelligen Millionenbetrag Technik an das deutsche Unternehmen liefern, was den größten Auftrag bisher in diesem Bereich darstellt.

Mit Blick auf den kommenden Ausbau der Windenergie hat Siemens Energy also eine gute Referenz an der Hand, mit dem sie auch bei anderen Projekten werben können. Der Aktie taten diese Nachricht sowie die neuen Gaslieferungen aus Russland sehr gut und auf Wochensicht konnte man ein Plus von 5 Prozent verbuchen.

Ausblick für Siemens Energy


Trotz der guten Nachrichten hat Siemens Energy immer noch einige Probleme. Da wären die schlechten Nachrichten aus Russland, die ungewisse Zukunft der Wind-Tochter Siemens Gamesa etc. Umso weniger überrascht es, dass das Analystenhaus Jefferies das Kursziel von 37 € auf nur noch 22 € einstampfte. Allerdings würde das immer noch 30 Prozent Kurspotential für die Aktie bedeuten, die sich seit 2 Jahren in einem kontinuierlichen Abwärtstrend befindet und nahe der Tiefs notiert.

Deswegen sollten Anleger trotz der guten Nachrichten lieber die Finger von der Aktie lassen. Siemens Energy ist seit einiger Zeit sehr newsgetrieben und zeichnet sich durch eine hohe Volatilität aus. Dabei sind die kommenden Makrorisiken wie eine globale Rezession sogar noch außen vor. Für mittel- und langfristige Investoren sollte die Aktie also erst interessant werden, wenn sie den Trendkanal nach oben verlässt und sich das Makro-Umfeld gelichtet hat. Denn dann kann die Aktie vielleicht ihr wirkliches Kurssteigerungspotenzial entfalten.