Gestern Abend wurde der Wiederaufstieg von Siemens Energy in den DAX vermeldet. Doch wie stehen die Chancen des Papiers, nicht schon bald wieder aus dem Index zu fliegen und eine gute Performance für Aktionäre abzuliefern? Von Johann Werther
Operativ läuft es nicht
Selbstverständlich ist Siemens Energy ein in vielen Bereichen gut aufgestelltes Unternehmen, musste aber bereits drei Quartale in Folge hohe Verluste schreiben. Einen besonders großen Anteil daran hat die Tochter Siemens Gamesa, für die Siemens Energy nun ein Kaufangebot abgegeben hat, um sie zurück in den Konzern zu holen. Ob die Shareholder, welche noch 33 Prozent der Aktien halten, allerdings zustimmen ist fraglich. Sicher ist natürlich, dass auch hier wieder immense Kosten auf das Unternehmen zukommen dürften.
Bis September hat Siemens Energy in diesem Jahr jetzt schon eine Milliarde Euro an Verlusten schreiben müssen, was auch bei Aktionären nicht besonders gut ankam. Seit Jahresbeginn liegt das Papier ca. 40 Prozent im Minus, natürlich besonders bedingt durch die Entwicklungen des Russland-Ukraine-Krieges.
Nachrichtenlage lässt Siemens Energy keine Ruhe
Doch zu allem Unglück kommt bekanntlich noch die Lage rund um Russland dazu. Zwar ist die Rückkehr der Aktie in den DAX einmal eine gute Nachricht, doch die News rund um die Gazprom Turbine und das Gas, welches jetzt nicht mehr aus Russland fließt, reißen nicht ab.
Laut dem aktuellen Stand sind die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 von Gazprom eingestellt worden. Der Grund, der aus Moskau verkündet wurde, sei ein Konstruktionsfehler der Turbine von Siemens Energy. In einer Erklärung des Unternehmens wiesen diese jedwede Schuld von sich und verweigerten es, diese selbst in Deutschland zu reparieren, da dieses Leck wohl auch sehr einfach vor Ort abzudichten sei. Zudem verwies ein Sprecher darauf, dass Russland genug Turbinen zur Verfügung stehen, um den Betrieb weiterhin aufrechtzuerhalten.
Ausblick für die Siemens Energy Aktie
Bei einer solchen Nachrichtenlage, die dem Unternehmen kaum Luft zum Atmen lässt, fragt sich natürlich, welche Hoffnung sollten Aktionäre noch in das Papier stecken? Zum einen ist Siemens Energy natürlich inzwischen sehr günstig und notiert 50 Prozent billiger als im März 2021. Dazu kommt, dass die Mehrheit der Probleme eher von kurz- bis mittelfristiger Natur sein dürften, da sich auch die Lage in der Gaskrise im Frühjahr in Luft auflösen dürfte.
Allerdings kann eben eine solche Verschärfung der Gaskrise die Aktie nochmal in den Abgrund reißen, genauso wie eine Ablehnung des Übernahmeangebots für Siemens Gamesa. Anleger, welche unbedingt bei Siemens Energy dabei sein wollen, können die Charttechnik hier zu ihrem Vorteil nutzen und geeignete Einstiegszeitpunkte finden.
Zum einen bietet sich natürlich ganz deutlich eine Art des “Abstauber-Limits” an, wenn die Aktie erneut deutlich unter die Räder kommen sollte. Dieses könnte bei der psychologisch wichtigen Marke von 10 bzw. 11 Euro gesetzt werden. Springt die Aktie hingegen durch gute News an, dann können Investoren über dem 16,50 Euro Widerstand zugreifen.