Vor allem die Zug-Sparte und Software zur Industrie-Automatisierung stützten das Geschäft. Der bereinigte operative Gewinn (Ebita) im Industriegeschäft stieg im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 (Ende September) sogar um acht Prozent auf 1,79 Milliarden Euro. Analysten hatten Siemens im Schnitt nur 1,17 Milliarden zugetraut und mit deutlich stärkeren Umsatz- und Auftragseinbrüchen gerechnet.

Der scheidende Vorstandschef Joe Kaeser erklärte: "Trotz der weiterhin sehr ernsten, globalen Pandemie halten wir erfolgreich Kurs und konnten im dritten Quartal eine überzeugende operative Performance abliefern." Die Lieferketten seien weitgehend intakt geblieben. Zu dem verbesserten Ebita trugen auch Kurzarbeit und um 70 Prozent gesunkene Reisekosten bei. Siemens profitierte auch von einer Zuschreibung von mehr als 200 Millionen Euro auf die Beteiligung am Softwareunternehmen Bentley Systems.

Unter dem Strich halbierte sich der Gewinn allerdings auf 535 Millionen (1,14 Milliarden) Euro. Dafür verantwortlich waren neben höheren Steuern vor allem die Verluste bei der spanischen Windkraft-Tochter Siemens Gamesa. Sie wird als Teil der Energietechnik-Sparte Siemens Energy am 28. September an die Börse gebracht. Siemens Energy dürfte damit insgesamt tiefrote Zahlen geschrieben haben, auch wenn der Rest der Sparte "leicht positive" Ergebnisse ablieferte. Mit der Abspaltung gibt Siemens die Mehrheit der Anteile ab, 55 Prozent bekommen die Siemens-Aktionäre ins Depot gebucht. Die Kosten der Abspaltung dürften den Gewinn im Gesamtjahr "wesentlich belasten", warnte Siemens.

Deshalb gibt der Konzern auch weiterhin keine Gewinnprognose ab. Der Umsatz werde wegen der Corona-Pandemie "moderat", also um drei bis fünf Prozent unter Vorjahr liegen. Nach neun Monaten steht ein Minus von zwei Prozent zu Buche. Das Sparprogramm für das Kerngeschäft soll beschleunigt werden: Die Automatisierungs-Sparte Digital Industries soll die geplanten 320 Millionen Euro schon 2021 eingespart haben, zwei Jahre früher als gedacht. In der Gebäude- und Infrastrukturtechnik will Siemens bis 2023 nun 340 Millionen Euro einsparen, 40 Millionen mehr als geplant.

Siemens bekommt neuen Vorstand - Kaeser-Abschied terminiert


Stühlerücken im Siemens-Vorstand: Matthias Rebellius zieht Anfang Oktober in das Führungsgremium des Münchner Industriekonzerns ein. Er übernimmt dann die Verantwortung für die Gebäudetechnik- und Infrastruktur-Sparte (SI), für die bisher Cedrik Neike zuständig ist, wie Siemens am Mittwoch nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Der 55-jährige Rebellius war in der Sparte bisher für das Tagesgeschäft verantwortlich und galt als Favorit für die Berufung zum Vorstand. Er bekommt einen Fünfjahres-Vertrag. Neike wechselt gleichzeitig auf den Posten als Vorstand für die Industrieautomatisierungs-Sparte Digital Industries (DI). Das Aushängeschild von Siemens wird bisher von Klaus Helmrich geführt. Der 62-Jährige geht im März 2021 in den Ruhestand.

Damit nimmt das Führungsteam des designierten Vorstandschefs Roland Busch stärkere Konturen an. Vor kurzem hatte Siemens bereits Judith Wiese als Personalchefin vom niederländischen Chemiekonzern DSM geholt. "Mit diesen Besetzungen haben wir die Neuaufstellung der Siemens AG auch in Bezug auf das Vorstandsteam sehr erfolgreich abgeschlossen (...)", sagte Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe.

Nun steht auch das Datum für den Abschied von Vorstandschef Joe Kaeser offiziell fest. Busch werde den 63-Jährigen mit Ablauf der Hauptversammlung Anfang Februar 2021 ablösen, teilte Siemens mit. Operativ übernimmt Busch bereits mit Beginn des Geschäftsjahres 2020/21 am 1. Oktober alle Führungsaufgaben. Kaeser ist dann nur noch für die vor der Abspaltung stehende Tochter Siemens Energy zuständig, die Ende September an die Börse gebracht wird. Dort wird er auch Aufsichtsratschef.

rtr