Kursgewinne von 20 Prozent in einem Monat. Bei Siemens Healthineers setzen Anleger auf zwei sich ergänzende Effekte, die Margen und Aktienkurs des Medtech-Konzerns in naher Zukunft beflügeln werden. Wenn die Siemens-Tochter am 30. Juli ihr nächstes Quartalsergebnis vorlegt, erwarten Branchenexperten, dass der Konzern seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. September 2021 endet, erneut anheben wird. Zugleich ist die Gesellschaft einer der heißesten Aufstiegskandidaten in den DAX, der im September auf 40 Unternehmen vergrößert wird.
Hochmargige Krebsmedizin
Zuletzt hatte Siemens Healthineers vor allem dank der sich rasant entwickelnden Antigen-Schnelltests für Covid-19 die Erwartungen getoppt - das Unternehmen rechnet für 2020/21 mit einem Mehrumsatz von 750 Millionen Euro. "Das ist ein schönes Geschäft. Ich wünsche mir aber, dass man das im nächsten Jahr nicht mehr braucht", so Vorstandschef Bernd Montag. Die großen Hoffnungen ruhen auf Varian Medical Systems. 16,4 Milliarden US-Dollar legte die Firma für die auf Strahlentherapien spezialisierte US-Gesellschaft hin, die im gerade beendeten Frühjahrsquartal erstmals konsolidiert wurde. Gelingt es Siemens Healthineers, das Wachstum weiter zu beschleunigen, stünde die Aktie vor einer Neubewertung.
Aktuell bezahlen Investoren für den Titel das 26-Fache des für 2021/22 erwarteten Gewinns je Aktie. Dabei hatten die Börsianer nach Bekanntgabe der Varian-Übernahme im September 2020 erst einmal negativ reagiert. Zu teuer, so das Argument, kaufe sich Siemens Healthineers in ein Geschäft ein, das der Konzern selbst 2011 aufgegeben habe.
Inzwischen sehen die meisten Branchenexperten im Deal einen Wachstumsbeschleuniger. Varian entwickelt Hard- und Software für die Krebsmedizin und hält mit rund 45 Prozent in diesem Segment die größten Marktanteile. In der Frühdiagnose von Krebs deckt Siemens Healthineers jetzt die gesamte Bandbreite von Bildgebung, Labordiagnostik, ku¨nstlicher Intelligenz und Patientenbehandlung ab. Vor allem bei der Kundengruppe der großen Krankenhäuser ist das ein Pluspunkt gegenüber Wettbewerbern.
Im Gegenzug könnte die Siemens-Tochter mit dem Verkauf der Ultraschallgeräte ihren Vertrieb weiter straffen. Branchenexperten beziffern den Verkaufswert auf etwa 800 Millionen Euro. Der Bereich erlöste zuletzt knapp 500 Millionen Euro, also etwas mehr als drei Prozent des Gesamtumsatzes. Abnehmer sind praktische Ärzte - und damit eine ganz andere Zielgruppe als bei den übrigen Produkten in der Sparte bildgebende Diagnose, in die das Geschäft mit Ultraschallgeräten eingegliedert ist.
Empfehlung: Kaufen