Die Medizintechnik-Tochter von Siemens ist mit einem Gewinnrückgang ins neue Geschäftsjahr gestartet. Wie das Unternehmen mitteilte, lag das an sinkenden Ergebnissen in der Diagnostiksparte sowie im Geschäft mit der Bildgebung wie Röntgen, MRT und Ultraschall.
Der Nettogewinn von Siemens Healthineers ging im ersten Quartal um zwölf Prozent auf 304 Millionen Euro zurück und lag damit unter den Erwartungen der Analysten. Das bereinigte operative Ergebnis nahm um elf Prozent auf 484 Millionen Euro ab. Der Umsatz stieg hingegen um 8,7 Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro. Das vergleichbare Wachstum bezifferte die Siemens-Tochter auf 5,5 Prozent. "Die Profitabilität war durch temporäre Effekte gedämpft", räumte Vorstandschef Bernd Montag am Montag ein. Vor allem der für gewöhnlich zuverlässigste Gewinnbringer - das Geschäft mit Röntgen-, Ultraschall- und MRT-Geräten - schwächelte.
Prognose bestätigt
Die Prognose für das neue Geschäftsjahr wurde aber bestätigt: "Vor dem Hintergrund unserer sehr starken Auftragslage sind wir für die weitere Entwicklung des Geschäftsjahres zuversichtlich", betonte Montag in Erlangen. Siemens Healthineers erwarte einen Umsatzanstieg - ohne Währungs- und Zukaufseffekte - von fünf bis sechs Prozent. Außerdem rechnet der Konzern mit einem Anstieg des Ergebnisses je Aktie (EPS) um sechs bis zwölf Prozent. Analystin Veronika Dubajova von der Investmentbank Goldman Sachs konstatierte einen enttäuschenden Jahresauftakt mit schwacher Profitabilität. Er werde Fragen nach der Erreichbarkeit der Jahresziele aufwerfen, so die Expertin. Sie hält die Papiere mit ihrem Kursziel von 39,50 Euro für fair bewertet.
Optimistisch stimme auch ein möglicher Großauftrag von Quest Diagnostics für das Diagnostiksystem "Atellica". Die US-Laborkette habe Healthineers als bevorzugten Lieferanten ausgewählt. Auf Atellica setzt Siemens Healthineers große Hoffnungen, das System hat aber seit der Einführung aufgrund hoher Kosten mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Im Schlussquartal des Vorjahres seien mehr als 600 Systeme installiert worden. Verdienen tut Siemens Healthineers an den Systemen jedoch erst im laufenden Betrieb. Aufgrund dieser hohen Anlaufkosten habe sich der operative Gewinn der Sparte im ersten Quartal mehr als halbiert.
Unsere Einschätzung:
Hinter Siemens Healthineers liegt kein einfaches Jahr. Die ernüchternden Zahlen wirkten sich deutlich auf die Aktien des Konzerns aus. Anleger zogen sich zurück und der Kurs stürzte zeitweise mehr als sechs Prozent ins Minus.
Der Gewinn ging zurück und erreichte damit weder die eigenen Erwartungen noch die der Analysten. Auch die holprige Einführung des neuen Systems für Labordiagnostik "Atellica" machte dem Konzern weiter zu schaffen. Bereits im Sommer hatte der Vorstandschef angekündigt, dass es zwei Jahre länger dauern werde als ursprünglich geplant, bis die angepeilte operative Umsatzrendite von rund 15 Prozent erreicht werde. Das Diagnostiksystem bleibt aber weiter der Hoffnungsträger des Konzernes - vor allem im Hinblick auf den möglichen Großauftrag aus den USA. Wird der Auftrag umgesetzt, könnte der weltweit größte Laborbetreiber in den nächsten Jahren nach und nach bis zu 120 Atellica-Systeme für Immunoassay-Tests in seinen 19 Laboren in USA einsetzen.
Charttechnisch betrachtet bewegte sich der Kurs seit 2019 seitwärts. Mit Bekanntgabe der überraschend guten Q4-Zahlen Anfang November 2019 schnellte der Kurs um mehr als acht Prozent nach oben. Das führte auch zu einem leichten Anstieg der 200-Tage-Linie. Mit den aktuellen Zahlen durchbrach der Kurs den mittelfristigen Trend (grüne Linie) nach unten. Unterstützung bietet die 200-Tage-Linie bei rund 38,50 Euro (rote Linie).
Wir bleiben optimistisch und gehen davon aus, dass sich die hohen Ausgaben für die ersten "Atellica"-Systeme schon bald amortisieren dürften. Für Anleger dürfte der jüngste Kursdämpfer demnach eine günstige Einstieggelegenheit bieten.