Das Nebengeschäft wird zum Gewinntreiber. Bei dem Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers - eigentlich bekannt für Computertomographen, Röntgengeräte, Laborstraßen und Operationsroboter - beflügelte das Geschäft mit Corona-Schnelltests. Im ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2021/22 (Oktober bis Dezember) nahm die Erlanger Siemens-Tochter mit den Antigentests 329 Millionen Euro ein - das ist mehr, als sie für das Gesamtjahr (per Ende September) angepeilt hatte. Die Tests sind vor allem in Europa ein wichtiger Baustein zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Die Tests wurden mittlerweile auch in den USA zugelassen.
Auch im Gesamtjahr sollen die Tests unerwartet viel Geld in die Kasse spülen: Insgesamt rechnet Healthineers damit, 700 Millionen Euro im Gesamtjahr damit zu verdienen - 500 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. "Die hohe Nachfrage nach unseren Antigen-Schnelltests erlaubt es uns, unseren Ausblick für das Gesamtjahr anzuheben", sagte Chef Bernd Montag. So erwartet er nun ein Umsatzplus auf vergleichbarer Basis von drei bis fünf Prozent. Bisher hatte er eine Stagnation oder ein Wachstum von bis zu zwei Prozent angepeilt. Das Ergebnis je Aktie soll auf 2,18 bis 2,3 Euro je Papier steigen, zehn Cent mehr als ursprünglich avisiert. Im Vorjahr waren es noch 2,03 Euro.
Auch das Kerngeschäft läuft rund. Der Umsatz legte konzernweit im vergangenen Quartal um 4,5 Prozent zu, einschließlich der Tests waren es auf vergleichbarer Basis 9,5 Prozent. Durch den 16 Milliarden US-Dollar teuren Zukauf des US-Krebsbehandlungs-Spezialisten Varian stieg der Umsatz unter dem Strich um 31 Prozent auf 5,07 Milliarden Euro.
Die Bildgebungs-Sparte trug 2,5 Milliarden Euro dazu bei, ein Wachstum auf vergleichbarer Basis von 5,9 Prozent. Die Marge in diesem Segment sank allerdings aufgrund negativer Währungseffekte und höherer Kosten bei Beschaffung und Lieferung von 23,4 Prozent auf 20 Prozent. Konzernweit sank die operative Marge von 19,1 auf 17,6 Prozent. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg im ersten Quartal 2021/22 um 22 Prozent auf 898 Millionen Euro. Analysten hatten nach einer Erhebung von Siemens Healthineers im Schnitt mit 829 Millionen gerechnet. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von 472 Millionen Euro, acht Prozent mehr als noch im Vorjahr.
"Unser Team ist hervorragend in die nächste Phase unseres Unternehmens gestartet - trotz eines mehr als herausfordernden Umfelds", sagte Montag. Siemens Healthineers habe den Anspruch, das Wachstum weiter zu beschleunigen. Dafür spräche der Auftragseingang für neue Geräte, der um 20 Prozent über dem Umsatz lag.
Einschätzung zur Siemens Healthineers-Aktie
Die Quartalszahlen kamen am Markt gut an. Die Siemens Healthineers-Aktie stieg am Donnerstag zeitweise um 3,4 Prozent auf 61 Euro. Im vergangenen Jahr legte der Kurs bereits 25 Prozent zu. Das Allzeithoch erreichte er im Dezember bei 67 Euro. Davon hat sich die Aktie durch den allgemeinen Stimmungswechsel an der Börse - weg von Pandemiegewinnern, hin zu vernachlässigten Werten - etwas entfernt.
Die Aussichten für Siemens Healthineers sind vielversprechend. Weiter für Schub beim Geschäft mit Antigentests dürfte die Zulassung in den USA sorgen.
Wir bleiben bei unserer Kaufempfehlung.
Mit Material von Reuters