"Atellica" wird zur Chefsache
Chef Bernd Montag erklärte die Einführung von Atellica bis zum Ende des Geschäftsjahres im September zur Chefsache. "Das Thema hat absolute Vorfahrt", betonter er am Dienstag. Es gehe darum, die Probleme "sehr schnell zu beheben". Dass die Markteinführung von Atellica gelingt, ist für Healthineers immens wichtig. Denn erst wenn die Diagnosesysteme laufen, verdient der Hersteller mit den dafür benötigten Reagenzien Geld. Die Einführung des Systems dürfte Experten und dem Unternehmen selbst zufolge sowohl Umsatzwachstum, als auch Profitabilität antreiben. In der Labordiagnostik-Sparte ist Healthineers weltweit die Nummer zwei hinter Roche.
Die Markteinführung dauert länger als gedacht: "Wir hatten ein etwas verhaltenes Quartal", räumte Montag ein. Im ersten Quartal hatte Healthineers nur 370 Atellica-Systeme in den Markt gedrückt. Im Vergleich: 500 Systeme kamen im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres dazu. Das Ziel, bis Ende September insgesamt 2200 bis 2500 weitere Atellica-Systeme auszuliefern, "ist sicher ambitionierter geworden", sagte der Chef. Healthineers habe unterschätzt, dass 35 Prozent der Systeme an Neukunden gingen, die bisher nicht mit Siemens-Diagnostikgeräten arbeiteten - erwartet habe man 20 Prozent. Vor allem in Großlaboren, die besonders eifrig bestellt hätten, dauere die Installation länger als gedacht. Und das kostet.
Die unerwartet hohen Anlaufkosten für Atellica schlugen sich im ersten Quartal auch im Gewinn nieder. Die Labordiagnostik-Sparte verdiente operativ mit 76 Millionen Euro fast ein Viertel weniger als im Jahr zuvor. Dagegen verbesserte Siemens Healthineers das Ergebnis in seinem größten Geschäftsfeld, der Bildgebung, um sieben Prozent auf 396 Millionen Euro.
Der Gesamtumsatz stieg zwischen Oktober und Dezember um rund drei Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis trat mit 545 Millionen Euro allerdings auf der Stelle. Netto verdiente Siemens Healthineers dank niedrigerer Zinsen sowie einer geringeren Steuerquote mit 345 Millionen Euro elf Prozent mehr.
Healthineers bestätigt dennoch die Prognose
An den Prognosen für das Geschäftsjahr 2018/19 hält Healthineers-Chef Montag dennoch fest. Der Umsatz der Siemens-Tochter soll auf vergleichbarer Basis um vier bis fünf Prozent steigen, die bereinigte Gewinnmarge soll auf 17,5 bis 18,5 Prozent zulegen. Im ersten Quartal ging die Marge allerdings auf 16,5 Prozent zurück.
rtr / dpa-AFX / ak / fh
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Von Annika Kintscher
Die ersten Quartalszahlen des neuen Geschäftsjahres 2018/19 von Healthineers kamen bei den Anlegern am Dienstag nicht sonderlich gut an. Der Kurs der MDAX-Aktie fiel zeitweise um mehr als vier Prozent.
Auch Analysten hatten mit besseren Zahlen gerechnet. Umsatz und operatives Ergebnis des Unternehmens seien vor allem wegen der geringen Marge im Labordiagnostik-Geschäft enttäuschend ausgefallen, schrieb Goldman-Sachs-Analystin Veronika Dubajova in einer ersten Reaktion. Die aktuelle Bewertung der Aktie bezeichnete sie aber als fair.
Ein Vorteil der Medizintechnik-Tochter von Siemens: Der Großteil der Umsätze ist wegen Servicegebühren und Instandhaltung der Geräte wiederkehrend. So auch bei dem neuen Diagnosesystem "Atellica". Es gilt bei den Erlangern als Hoffnungsträger für die seit längerem schwächelnde Sparte. Das neue Diagnosesystem dürfte im laufenden Geschäftsjahr sowohl Umsatzwachstum, als auch Profitabilität antreiben.
Charttechnisch betrachtet bewegt sich der Healthineers-Kurs seit dem Börsendebüt Mitte März 2018 seitwärts. Die Quartalszahlen belasten die Aktie am Dienstag. Eine Unterstützungszone für das Papier liegt bei unserem derzeitigen Stoppkurs bei 32,30 Euro. Widerstand nach oben ist die 200-Tagelinie bei knapp 36 Euro. Danach ist der Weg frei für alte Bestmarken.
Trotz der verhaltenen Quartalszahlen bleiben wir bei unserer Kaufempfehlung: Denn die Healthineers-Aktie ist ein solides Investment in eine zukunftsträchtige Branche.
Empfehlung: Kaufen
Zielkurs: 45,00 Euro
Stoppkurs: 32,30 Euro