Das war ein aufregendes Jahr für Healthineers-Chef Bernd Montag. Seit dem Börsengang Mitte März steht der Lenker der vielversprechenden Siemens-Medizintechniktochter mehr denn je im Rampenlicht. Am kommenden Montag sind erneut alle Augen auf den promovierten Physiker gerichtet: Er stellt den Geschäftsbericht für das vierte Quartal des laufenden Jahres (per Ende September) vor.

Analysten erwarten dem Finanzdienstleister Bloomberg zufolge, dass der Umsatz im vierten Quartal bei rund 3,8 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr konstant bleiben dürfte. Dabei dürften erneut Wechselkurseffekte belasten. Bereits in den vergangenen Quartalen hatte der starke Euro auf die Erlöse gedrückt.

Denn Healthineers hat viel Geschäft im außereuropäischen Ausland. Der größte Einzelmarkt sind die USA, wo die Erlanger den jüngsten Zahlen zufolge 34 Prozent der Umsätze einfuhren. Bei stabilen Wechselkursen hätte allein im dritten Quartal ein konzernweites Umsatzplus von fünf Prozent gestanden. Tatsächlich aber hatten die Erlöse stagniert.

Wachstumstreiber Bilddiagnostik



Wachstumstreiber dürfte wie bei Healthineers üblich die Bilddiagnostik-Sparte sein. Die Erlanger hatten für den Weltmarkt der bildgebenden Geräte (Magnetresonanz- und Computertomografen, Ultraschall- und Röntgengeräte) ursprünglich ein Absatzplus von drei Prozent erwartet. Mittlerweile sei die Nachfrage in dem Sektor dieses Jahr sogar noch etwas besser, hatte Finanzchef Jochen Schmitz auf einer Investorenkonferenz Ende September gesagt.

Das Bilddiagnostik-Segment dürfte im vierten Quartal erneut gut abgeschnitten haben, erwartet auch RBC-Analyst Wasi Rizvi. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres trug die Imaging-Sparte mit 1,07 Milliarden Euro rund 86 Prozent zum gesamten Vorsteuergewinn (1,24 Milliarden Euro) bei.

Das Imaging-Geschäft ist hochprofitabel. Die Erlanger sind dabei eigenen Angaben zufolge in vielen Bereichen Marktführer. Kürzlich kam auch Lob von Seite der Analysten: Das Unternehmen sei bei bildgebenden Verfahren gut aufgestellt, sagte Richard Latz, Analyst bei der britischen Großbank HSBC.

Weiterer Vorteil für Healthineers: Der Großteil der Umsätze ist wiederkehrend - wegen Servicegebühren und die Instandhaltung der Geräte.

Labordiagnostik mit Atellica im Fokus



Auch für das zweitgrößte Segment, die Labordiagnostik, ist RBC-Experte Rizvi optimistisch. Er erwartet, dass sich das Geschäft mit der Ausrüstung für die Auswertung von Blut- oder Urintests erholt. In der sogenannten Diagnostics-Sparte verkaufen die Erlanger Testreagenzien, Verbrauchsmatererialen und Dienstleistungen.

Bei der Labordiagnostiksparte steht die neue Produktreihe "Atellica Solution" besonders im Fokus. Zuletzt hatte die Markteinführung des Diagnosesystems noch mit hohen Kosten belastet. Mit Atellica können Labore und Kliniken Proben testen, etwa den Anteil von Proteinen in Körperflüssigkeiten wie dem Blutplasma oder dem Urin. Zuletzt hieß es, 800 bis 1000 Geräte sollen bis Ende September ausgeliefert sein, bis Ende 2020 sollen es 7000 sein.

Dass die Markteinführung von Atellica gelingt, ist für Healthineers immens wichtig. Die Einführung des Systems dürfte Experten und dem Unternehmen selbst zufolge sowohl Umsatzwachstum, als auch Profitabilität antreiben.

Denn die Erlanger Tochter gilt im Siemens-Konzern als Ertragsperle. Im dritten Quartal fiel die um Sondereffekte bereinigte Marge auf 16 Prozent. Für das Gesamtjahr peilt Montag weiterhin 17 bis 18 Prozent an. HSBC-Analyst Latz erwartet, dass die Erlanger bei den Gewinnmargen nur das untere Ende erreichen dürften.

Prognose erfüllt



Zudem steht beim Umsatz ein Wachstum von drei bis vier Prozent im Plan. Latz rechnet mit einem Plus am oberen Ende der Spanne. Kürzlich hatte Finanzchef Schmitz bereits erklärt, dass die Geschäfte gut liefen und das Healthineers seine Planziele für das vierte Quartal erreichen werde.

Auch der Ausblick auf das neue Geschäftsjahr wird spannend. Der HSBC-Experte ist hier optimistisch. Die Profitabilität werde steigen, erwartet er: Denn der Gegenwind vom starken Euro lasse nach, die Kostensenkungen würden greifen.

Auf lange Sicht erwarten Analysten Bloomberg zufolge steigende Gewinne. Das dürfte Anleger ganz besonders freuen, denn Healthineers will generell 50 bis 60 Prozent des Gewinns als Dividende ausschütten.



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Einschätzung der Redaktion



Die Bilanz zu den Q4-Zahlen dürfte durchwachsen ausfallen. An sich ist das Geschäft der Erlanger zukunftsträchtig. Dadurch ist der Medizintechnikkonzern auch in konjunkturell schlechten Phasen gut aufgestellt, das Geschäft ist gut planbar. Zudem profitiert Healthineers von der Alterung der Gesellschaft.

Die Aktie hat zuletzt im schwachen Marktumfeld deutlich Federn gelassen. Mittlerweile befindet sich das Papier aber wieder auf Erholungskurs, stabilisiert sich in der Zone zwischen 34 und 36 Euro. Beim Börsengang Mitte März hatte eine Aktie noch 28 Euro gekostet.

Healthineers ist ein solides Investment in eine zukunftsträchtige Branche. Wir bleiben bei der Kaufempfehlung.

Kursziel: 45,00 Euro
Stoppkurs: 33,90 Euro