An der Börse kamen die neuen Ziele sehr gut an. Sowohl die seit September im Dax notierten Aktien von Siemens Healthineers als auch die Anteile der Mutter Siemens stiegen deutlich und waren zwischendurch jeweils so teuer wie noch nie. So legten die Healthineers-Papiere im frühen Handel um mehr als 5 Prozent zu und lagen gegen Mittag noch rund 3,8 Prozent im Plus. So liege das neue Ziel für das Ergebnis je Aktie über der allgemeinen Analystenprognose, kommentierte Hassan Al-Wakeel von der britischen Investmentbank Barclays. Im Zuge dessen legte auch die Aktie von Siemens um knapp 0,8 Prozent zu. Die Münchner halten noch etwas mehr als 75 Prozent der Anteile.
Für die Geschäftsjahre 2023 bis 2025 (per Ende September) strebt das Management ein vergleichbares Umsatzwachstum von sechs bis acht Prozent pro Jahr an. Dabei sind Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte ausgeklammert. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll um 12 bis 15 Prozent jährlich zulegen. Bislang hatte sich Healthineers mittelfristig ein vergleichbares Umsatzplus von mindestens fünf Prozent sowie ein bereinigtes Ergebniswachstum von rund zehn Prozent pro Jahr zum Ziel gesetzt.
Dabei setzt Healthineers auf Innovationen und die Erschließung neuer Märkte. So hätten rund drei Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung, hieß es. Dabei will sich Healthineers auf die Bekämpfung schwerwiegender Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf- und neurovaskuläre Erkrankungen konzentrieren. In Forschung und Entwicklung sollen 8 bis 9 Prozent des Umsatzes investiert werden, was Unternehmensangaben zufolge "branchenführend" ist.
Der Konzern will vor allem in der Krebstherapie wachsen. Helfen soll dabei der Strahlentherapie-Spezialist Varian, dessen Übernahme Healthineers im April für rund 16 Milliarden US-Dollar abgeschlossen hatte. Die Neuerwerbung soll überdurchschnittlich wachsen und ihren vergleichbaren Umsatz um 9 bis 12 Prozent pro Jahr steigern sowie bis 2025 eine Marge von über 20 Prozent erreichen. Dabei erhöhte das Unternehmen auch die Sparziele und geht nun von Gesamtsynergien von mehr als 350 Millionen Euro pro Jahr bis 2025 aus. Das sind 50 Millionen Euro jährlich mehr als zuvor avisiert. Davon sollen mehr als 150 Millionen Euro auf Einsparungen entfallen, wovon in den ersten Jahren ein Teil reinvestiert werden soll.
Aber auch in den übrigen Sparten rechnet Healthineers mit weiterem Wachstum. In den Bereichen der Bildgebung sowie der Präzisionsmedizin sollen die Umsätze vergleichbar um fünf bis acht Prozent jährlich zulegen. Bei der Labordiagnostik rechnet das Management mit einem leicht schwächeren Wachstum von vier bis sechs Prozent jährlich. Die Sparte hatte im vergangenen Geschäftsjahr erheblich durch das Geschäft mit Corona-Schnelltests profitiert. Die Margen sollen sich in allen drei Bereichen verbessern.
Healthineers sieht dabei noch Verbesserungspotenzial in der Produktivität durch effizientere Abläufe - etwa der Automatisierung von Arbeitsabläufen bei Gesundheitsdienstleistern oder das Angebot digitaler Services. Die Dividendenpolitik bleibt unverändert: So sollen weiter 50 bis 60 Prozent des Nettogewinns ausgeschüttet werden.
Der Medizintechnikkonzern hatte im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21 dank boomender Geschäfte mit Corona-Schnelltests ein Rekordjahr erzielt. Der Umsatz war auf vergleichbarer Basis um mehr als 19 Prozent auf rund 18 Milliarden Euro gestiegen. Diese "Sonderkonjunktur" wird sich nach den Erwartungen des Managements nicht wiederholen, es geht im laufenden Geschäftsjahr von stagnierenden bis leicht um zwei Prozent wachsenden Erlösen aus.
dpa-AFX