Am niederländischen Lichtkonzern Signify ist die Corona-Krise bislang nahezu spurlos vorübergegangen. Die ehemalige Philips-Tochter, die seit 2016 separat börsengelistet ist, hat sich durch Zukäufe auf wachstumsstarken Geschäftsfeldern verstärkt. Gleichzeitig investiert sie in die digitale Lichttechnik. Bei den Börsianern kommt der erfolgreiche Kurs von Signify an. Seit dem Corona-Crash im März hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Aktuell kratzt er am Allzeithoch.
Die im September 2020 abgeschlossene Partnerschaft mit dem aufstrebenden Bundesligaclub Red Bull Leipzig ist ein Spiegelbild für die strategische Ausrichtung von Signify in Zukunftsmärkten. Der Konzern entwirft für die geplante LED- und Stadionbeleuchtung ein neues Lichtkonzept für das Stadiondach und die Außenfassade der Red Bull Arena. Im Innenraum sollen UV-C-Lampen für die Desinfektion von Raumluft und Oberflächen sorgen. Die ultravioletten UV-C-Strahlen reinigen mit der Zirkulation die Luft und töten Bakterien und Viren ab.
Ertragstreiber LED-Technik
Für Signify zahlt sich die seit der Ausgliederung von Philips eingeschlagene Geschäftsstrategie aus. Der Geschäftsbereich Philips Hue vereint das langjährige Kerngeschäft mit Lampen, Leuchten und Lichtstreifen. Zugleich baut Signify die margenstarke LED-Technologie konsequent aus. Rund 80 Prozent der Erlöse stammen von LED-Produkten. Die Zukunft sieht der Konzern in der Vernetzung von LED-Anwendungen mit digitaler Steuerung - und investiert hier kräftig. So hat Signify im März 2018 die Plattform Interact eingeführt, um für eigene Produkte die vernetzte Beleuchtung im Internet der Dinge aufzusetzen.
Zugleich arbeitet das Unternehmen an marktreifen Produkten für die Light-Fidelity-(LiFi-)Technik, eine drahtlose Datenübertragungs- und Kommunikationstechnologie über Lichtwellen. Akquisitionen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Anfang 2020 übernahm Signify für umgerechnet fast 1,3 Milliarden Euro Cooper Lighting Solutions. Die US-Gesellschaft ist ein Spezialist für professionelle Beleuchtung, Lichtsteuerung und vernetzte Beleuchtung für den Innen- und Außenbereich. 2018 generierte Cooper Lighting einen Umsatz von 1,7 Milliarden US-Dollar, davon 84 Prozent mit LED-Produkten.
Die Übernahme wird die Position von Signify auf dem nordamerikanischen Markt stärken und die Margen weiter verbessern. Der Umsatzanteil in Amerika steigt damit von 28 auf 40 Prozent. Für das UV-C-Geschäft hat Signify im September die Firma GLA zugekauft - und sich damit mit Luftdesinfektionsspezialisten verstärkt.
Während Wettbewerber wie Zumtobel noch dabei sind, sich neu aufzustellen, hat sich Signify dank der konstanten Nachfrage im Leuchten- und LED-Geschäft in der Corona-Krise besser geschlagen als erwartet. Im zweiten Quartal verbuchte der Konzern einen leichten Umsatzrückgang auf 1,5 Milliarden Euro. Die Ebitda-Marge blieb bei neun Prozent stabil, und zwar deshalb, weil die Sparte digitale Lösungen mit ihrer operativen Marge von 9,6 Prozent ihren Vorjahreswert von 8,8 Prozent deutlich übertraf. Ein ähnliches Bild bietet das Geschäftsfeld mit den konventionellen Produkten. Hier schrumpfte der Umsatz deutlich um 25,2 Prozent auf 211 Millionen Euro. Die bereinigte Ebita-Marge hielt sich aber bei 17,5 Prozent.
Der freie Cashflow kletterte gegenüber dem Vorjahr von 175 auf 270 Millionen Euro. Die hohen Mittelzuflüsse hat Signify im September genutzt, um 350 Millionen Euro an Verbindlichkeiten abzutragen. Damit sinkt die durch die jüngsten Übernahmen gestiegene Nettoverschuldung von 1,7 Milliarden Euro (Stand: zweites Quartal) deutlich. Top ist das Unternehmen auch unter ökologischen Aspekten. "Signify ist Klassenbester bei der Fokussierung auf die Themen Umwelt, Soziales und Governance", meint Analystin Nicola Kimm von der Berenberg Bank. Strom bezieht das Unternehmen inzwischen zu 100 Prozent aus alternativen Energiequellen. Und im September verkündete das Management stolz, die bis Ende 2020 anvisierte Klimaneutralität bei den Geschäftsaktivitäten bereits erreicht zu haben.
Heiß gelaufen ist der Titel mit einem 2021er-KGV von 10,6 noch lange nicht. Die Konsensschätzungen der Analysten erwarten, dass Signify im nächsten Jahr auf der Gewinnseite um 17 Prozent wachsen und bei der operativen Marge die 20,4 Prozent von 2019 übertreffen wird. Für eine weitere positive Überraschung könnten die nächsten Quartalszahlen am 23. Oktober und der langfristige Ausblick sorgen, den Signify spätestens auf dem Investorentag am 9. Dezember präsentieren wird. Wer bei Kursrücksetzern einsteigt, sollte mit Signify deshalb noch jede Menge Spaß im Depot haben. Wir ziehen Stopp- und Zielkurs nach.