Schon zu Jahresbeginn sah es danach aus, als könnte Silber eine fulminante Rally starten. In Internetforen hatten sich Anleger zusammengetan, um mit physischen Käufen gemeinsam den Silberpreis nach oben zu treiben. Zumindest kurzfristig ist dies auch gelungen. Anfang Februar schoss die Notierung zeitweise über die wichtige Marke von 30 US-Dollar je Unze nach oben, in manchen Edelmetallshops waren Silbermünzen vorübergehend sogar ausverkauft.
Der Euphorie folgte die Ernüchterung: Im Zuge der Edelmetallschwäche fiel Silber bis Ende März auf ein Niveau von 24 US-Dollar zurück. Das volatile erste Halbjahr täuscht jedoch ein wenig über die per saldo klare Aufwärtsbewegung von Silber in den vergangenen beiden Jahren hinweg. Im Pandemiejahr 2020 lag der durchschnittliche Preis einer Unze (etwa 31,1 Gramm) Silber nach Angaben des Silver Institute bei 20,55 US-Dollar.
Das entspricht nicht nur einem Plus von 27 Prozent gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres, sondern auch dem höchsten Durchschnittspreis seit 2013.
Silber profitiert von vielen Trends
Dieser Aufwärtstrend scheint sich fortzusetzen. Im Mai zeigte sich der Silberpreis mit einem Monatsgewinn von mehr als acht Prozent noch fester als Gold. Auf Jahressicht verzeichnet das Edelmetall einen Zuwachs von über 50 Prozent. Im "World Silver Survey 2021" skizziert das Silver Institute noch in diesem Jahr einen weiteren Anstieg bis auf 32 US-Dollar, im Durchschnitt dürfte Silber rund ein Drittel höher notieren als noch im vergangenen Jahr.
Das macht Investments in börsengehandelte Produkte wie den WisdomTree Physical Silver ETC (WKN: A0N 6XJ) interessant, mit denen man an der Preisentwicklung von Silber direkt partizipieren kann. Aus fundamentaler Sicht sprechen zahlreiche Argumente für einen bevorstehenden Ausbruch über die bisherigen Jahreshochs. Ähnlich wie Gold wird auch Silber von Investoren zum Schutz vor einer Inflation gehortet, die nun allmählich Fahrt aufzunehmen scheint. In den USA war die Teuerung zuletzt bereits auf mehr als vier Prozent gestiegen, ähnliche Werte erwarten Ökonomen spätestens im Herbst auch für Deutschland.
Das führt zu beständigen Zuflüssen in mit Silber unterlegte Börsenprodukte, deren weltweite Bestände im vergangenen Jahr erstmals auf mehr als eine Milliarde Unzen zugelegt haben. Mittlerweile profitiert das "Gold des kleinen Mannes" aber auch immer stärker von der Aufholjagd der Weltwirtschaft, wird doch fast die Hälfte des Silberangebots von der Industrie verbraucht.
Das glänzende Edelmetall findet sich heute unter anderem in Medizingeräten, Smartphones, Solarzellen und Mikrochips. Vor allem dank nachhaltiger Trends wie der Digitalisierung, der Ausweitung der E-Mobilität oder der Energiewende zeichnet sich für industrielle Anwendungen eine zunehmende Nachfrage ab. Unter Experten gilt Silber deshalb längst schon als Zukunftsmetall.
Hat sich die industrielle Nachfrage mit insgesamt rund 487 Millionen Unzen pandemiebedingt im Jahr 2020 noch um fünf Prozent rückläufig gezeigt, dürfte sie im laufenden Jahr bereits wieder das Vorkrisenniveau übertreffen.
Hoher Bedarf, geringe Produktion
Geht die Rechnung auf, könnte es in den kommenden Jahren daher zu Engpässen auf dem Silbermarkt kommen. Im vergangenen Jahr verzeichnete die weltweite Minenproduktion nicht nur zum vierten Mal in Folge einen Rückgang, das Minus von knapp sechs Prozent fiel dabei auch so hoch aus wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Das dürfte sich in diesem Jahr ändern, die weltweite Produktion soll sich um mehr als acht Prozent erholen.
Die deutlichsten Zuwächse werden dabei in Ländern wie Mexiko, Peru oder Bolivien (siehe Grafik unten) erwartet, die besonders von der Pandemie betroffen und deren Produktionsstätten zum Teil stark beeinträchtigt waren. Auch Pan American Silver musste im vergangenen Jahr die Arbeiten in seinen peruanischen Minen aufgrund der Corona-Pandemie zeitweise herunterfahren, zuletzt hatte der gemessen an den Silberreserven größte Silberproduzent des Planeten aber an anderer Stelle Probleme.
Technische Schwierigkeiten bei der Installation eines neuen Ventilationssystems für die wichtige La-Colorada-Mine in Mexiko verhagelten dem Konzern die Produktionszahlen des ersten Quartals, hinzu kamen Unsicherheiten im Zuge der Parlamentswahlen in Peru. Das ermäßigte Kursniveau bietet Anlegern daher eine attraktive Einstiegschance.
Überschaubare Silberminenzahl
Einen phänomenalen Jahresauftakt meldete hingegen Hecla Mining. Drei Millionen Unzen Silber und 57 200 Unzen Gold hat der Bergbaukonzern in den ersten drei Monaten des aktuellen Jahres verkauft und mit 7,21 US-Dollar je Unze erstaunlich niedrige Gesamtproduktionskosten verzeichnet. Damit fiel auch der Quartalsgewinn um rund 50 Prozent höher aus als im Vorfeld erwartet.
Im Gesamtjahr will das in Idaho ansässige Unternehmen bis zu 14 Millionen Unzen Silber und bis zu 193 000 Unzen Gold produzieren und unterstreicht damit eine typische Eigenschaft der Branche: Es gibt schlichtweg kaum reine Silberminen, im vergangenen Jahr lag der Anteil der primären Silberminen bei gerade einmal 27 Prozent. Ansonsten wird Silber vor allem als Beiprodukt in Goldminen und Polymetallprojekten gewonnen.
Umso spannender ist deshalb die Entwicklung beim kanadischen Unternehmen Alexco Resource, das derzeit Kanadas einzige primäre Silbermine und eines der hochgradigsten Silbervorkommen der Welt in Produktion bringt.
Bis zum Jahr 2024 soll die Jahresproduktion auf fünf Millionen Unzen Silber steigen, hinzu kommt noch ein signifikantes Explorationspotenzial. Zuletzt hatte das Unternehmen seine Ressource in der Kategorie Reserve bereits um über 20 Prozent erhöht, das laufende Bohrprogramm über insgesamt 25 000 Meter dürfte eine weitere Ausweitung bringen.
Bei der Aktie einer der wenigen reinen Silberminen dürfte der Kurs besonders sensibel auf die Entwicklung des Silberpreises reagieren - und für diesen sind die Perspektiven bekanntermaßen glänzend.