Besonders interessant: Der Stimmungsbericht basierte auf den Daten vom Dienstag - also vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. So hat sich in der Woche zum 22. Februar das allgemeine Interesse an Silber-Futures zum zweiten Mal in Folge signifikant verstärkt. Bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) wurde ein Anstieg von 157.000 auf 163.700 Kontrakte (+4,3 Prozent) registriert worden. Deutlich stärker bergauf ging es mit dem Optimismus großer und kleiner Terminspekulanten. Summa summarum stellte sich im Berichtszeitraum bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ein kräftiger Zuwachs von 36.350 auf 43.700 Kontrakte (+20,3 Prozent) ein.
Wie in der Woche zuvor erwiesen sich vor allem Großspekulanten (Non-Commercials) als treibende Kraft. Sie haben innerhalb einer Woche ihre Long-Seite um 1.900 Futures erhöht und zugleich ihr Short-Exposure um 4.800 Futures zurückgefahren. Dadurch hat sich ihre Netto-Long-Position von 23.550 auf 30.300 Kontrakte (+28,7 Prozent) verstärkt. Unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) war die Zuversicht weniger stark ausgeprägt. Ihre Netto-Long-Position verzeichnete lediglich ein moderates Plus von 12.800 auf 13.400 Futures (+4,7 Prozent). Mittlerweile scheint angesichts der aktuell zu beobachtenden technischen Korrektur des Silberpreises die Kaufwelle wieder abgeebbt zu sein.
Mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine schichteten verunsicherte Investoren auch in Silber um, wenngleich die Höchststände der Vorwoche mittlerweile deutlich unterschritten wurden. Während sich der Goldpreis seit dem Jahreswechsel um 4,6 Prozent verteuert hat, verzeichnete Silber im selben Zeitraum ein Plus in Höhe von 5,2 Prozent. Damit fiel die Hebelwirkung von Silber gegenüber Gold relativ gering aus. Seit Ende Dezember hat sich das Gold/Silber-Ratio (aktuell: 78,1), welches anzeigt, wie viele Feinunzen Silber zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt werden, kaum verändert. In den vergangenen zehn Jahren schwankte es jedoch in einer extrem breiten Range zwischen 50 (März 2012) und 125 (März 2020). Zudem wird den beiden Edelmetallen eine stark positive Korrelation nachgesagt. Traditionell gilt Silber als erheblich volatiler als sein "großer Bruder Gold". Mit aktuell 32 Prozent übertrifft die historische 30-Tage-Volatilität des Silberpreis ihr Pendant auf Gold (16,4 Prozent) fast um das Doppelte.
Silber: 200-Tage-Linie überwunden
Die Flucht in Rohstoffe und Edelmetalle ließ den Silberpreis über die 200-Tage-Linie ansteigen, was in der Chartlehre "normalerweise" als starkes Kaufsignal interpretiert wird. Bei Silber sollte dieses Signal allerdings aus zwei Gründen mit Vorsicht genossen werden. Erstens: Die langfristige Durchschnittslinie befindet sich in einem eindeutigen Abwärtstrend, wodurch das Einstiegssignal erheblich an Bedeutung verliert, weil sinkende Durchschnittslinien unter Trendfolge-Aspekten stets als negativer Begleitumstand interpretiert werden. Zweitens: In den vergangenen zwölf Monaten scheiterte der Silberpreis mehrfach an diese Linie. Grundsätzlich positiv zu sehen ist allerdings das Loslösen von der unteren Seitwärtstrendbegrenzung, die im Bereich von 21,50 Dollar verläuft. Oberhalb von 25 Dollar dürfte die charttechnische Luft nun aber deutlich dünner werden. Mit Blick auf das aktuelle Allzeithoch verfügt der Silberpreis über ein signifikant höheres Nachholpotenzial als sein "großer Bruder Gold". Letzterem fehlen nämlich aktuell lediglich acht Prozent, um ein neues Rekordhoch zu markieren, während sich Silber für ein neues Rekordhoch um mehr als 100 Prozent verteuern müsste.
Mit Blick auf die charttechnischen Timingindikatoren hat sich beim Marktsentiment von Silber nichts verändert. Das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview steht wie in der Woche zuvor weiterhin auf "Kaufen". Von den insgesamt 26 Indikatoren legen derzeit 15 das "Kaufen" (Vorwoche: 12), zehn das "Halten" (Vorwoche: 9) und einer das "Verkaufen" (Vorwoche: 5) von Silber nahe.
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