Der am Freitagabend veröffenlichte Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission war diesbezüglich eindeutig. So ging es zum Beispiel in der Woche zum 10. Dezember mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum fünften Mal in Folge bergab. Innerhalb einer Woche war diesmal ein Rückgang von 205.800 auf 202.300 Kontrakte (-1,3 Prozent) registriert worden. Unter den spekulativen Marktakteuren hat sich die Stimmung kräftig eingetrübt. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten schlug sich dies in einem regelrechten Einbruch von 74.300 auf 63.100 Kontrakte (-15,0 Prozent) nieder. Wieder einmal waren für die Stimmungseintrübung vor allem große Terminspekulanten (Non-Commercials) verantwortlich.
Diese Gruppe von Marktakteuren hat nämlich ihre Short-Seite (plus 5.900 Futures) deutlich aufgestockt und zugleich ihr Long-Engagement (minus 3,600 Kontrakte) markant reduziert. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 50.200 auf 40.700 Kontrakte (-18,9 Prozent) ermäßigt. Auch Kleinspekulanten fielen in erster Linie durch ihre wachsende Skepsis auf. Innerhalb einer Woche fuhren sie ihre Netto-Long-Position von 24.100 auf 22.400 Kontrakte (-7,1 Prozent) zurück.
Durch die massive Verkaufswelle großer Terminspekulanten fällt deren Optimismus geringer aus als zum Jahreswechsel 2018/2019. Dem Silberpreis hat dies aber kaum geschadet, schließlich weist er seit dem Jahresultimo auf Dollarbasis ein Plus von 10,0 Prozent und in Euro gerechnet eine Wertsteigerung um 13,3 Prozent auf - und das bei deutlich gesunkener Volatilität. So fiel der CBOE-Silbervolatilitätsindex in diesem Jahr von 21,8 auf aktuell 16,8 Prozent zurück. Das heißt: Das Nervenkostüm der Silberinvestoren wird derzeit weniger stark beansprucht als vor ungefähr einem Jahr.
Ende November veröffentlichten die Analysten von HSBC ihren "Silber-Ausblick 2020" und revidierten dabei einige Einschätzungen. So haben die Silberexperten zum Beispiel für 2020 ihre Prognose für den durchschnittlichen Silberpreis von 16,25 auf 17,47 Dollar nach oben angehoben. Insgesamt erwarten sie für dieses Jahr eine Tradingrange zwischen 15,50 und 19,45 Dollar. Während für das noch laufende Jahr ein Silberdefizit von 87 Millionen Feinunzen prognostiziert wird, soll dieser Wert im kommenden Jahr bei minus neun Millionen Unzen liegen, nachdem in den Jahren 2016 (plus vier Mio.), 2017 (plus 74 Mio.) und 2018 (plus 44 Mio.) mitunter hohe Überschüsse registriert wurden. Da ein großer Anteil der Silbernachfrage in diversen Industriesektoren generiert wird, dürfte die weitere Entwicklung des Silberpreises vor allem von der Entwicklung der Weltkonjunktur stark abhängen. Die HSBC-Analysten rechnen für 2020 insgesamt mit einem Rückgang der Nachfrage von 1.109 Millionen auf 1.043 Millionen Unzen. Zugleich soll das Angebot an Silber von 1.022 Millionen auf 1.043 Millionen Unzen zulegen. Ideale Perspektiven sehen sicherlich anders aus.
Silber: In Tradingrange gefangen
Unter charttechnischen Aspekten stellt sich bei Silber die Lage eher neutral dar. Die Marke von 16,50 Dollar sollten chartorientierte Investoren aus zwei Gründen genau im Auge behalten. Zum einen verläuft hier eine wichtige Unterstützungszone, die letztmals Mitte 2018 verletzt wurde. Zum anderen ist die langfristige 200-Tage-Linie ebenfalls in diesem Bereich angesiedelt. Bei einem Rutsch darunter droht daher chartinduzierter Verkaufsdruck. Besonders interessant: Die Hälfte der von Ende Mai bis Anfang September generierten Kursgewinne in Höhe von 36 Prozent hat der Silberpreis mittlerweile eingebüßt. Die große Frage lautet nun: Nimmt das Edelmetall auf dem reduzierten Nivea lediglich Anlauf auf ein neues Mehrjahreshoch oder geht ihm bei diesem Vorhaben die Luft aus? Die Antwort werden wir wohl im nächsten Jahr erfahren.