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In der Woche zum 16. Oktober war eines besonders auffällig: Obwohl sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures, ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), von 199.850 auf 199.400 Futures marginal reduziert hat, hellte sich die Stimmung unter großen wie kleinen Terminspekulanten spürbar auf. So drehte sich auf Wochensicht die kumulierte Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) in Höhe von minus 3.550 Futures in eine Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) von plus 4.800 Futures. Dabei waren vor allem Großspekulanten (Non-Commercials) die treibende Kraft.
Sie haben auf Wochensicht - bei wenig verändertem Long-Exposure - ihr Short-Engagement um über 7.300 Kontrakte zurückgefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Short-Position von minus 22.300 auf minus 14.800 Kontrakte abgeschwächt. Das heißt: Mittlerweile ist diese Gruppe von Markakteuren seit zehn Wochen mehrheitlich pessimistisch gestimmt. Eine ähnlich lange Durststrecke gab es letztmals 1997 zu beobachten. Völlig anders stellt sich die Stimmungslage unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) dar. Diese sind nämlich zum sechsten Mal in Folge optimistischer geworden. Sie versprühen mittlerweile seit vier Wochen einen wachsenden Optimismus. Diesmal haben sie ihre Netto-Long-Position von 18.700 auf 19.650 Futures hochgefahren. Grundsätzlich kann man die Stimmung unter den spekulativen Marktakteuren aber weiterhin als gedrückt bezeichnen. Insbesondere das Wechseln großer Terminspekulanten ins "Bärenlager" war in diesem Jahr als starker Belastungsfaktor auszumachen. Zur Erinnerung: In den ersten fünf Wochen 2018 schwankte deren Netto-Long-Position noch zwischen 22.750 und 38.000 Futures.
Auf Seite 2: Silber - Underperformance gegenüber Gold
Der Silberpreis entwickelte sich im Vergleich zum "großen Bruder Gold" zuletzt weniger dynamisch nach oben. Während dem gelben Edelmetall ein Ausbruch aus der Seitwärtsrange und ein Angriff auf die mittelfristige 100-Tage-Linie gelungen ist, hat sich der Silberpreis lediglich von der extrem wichtigen Unterstützung bei 14 Dollar etwas lösen können. Zur 100-Tage-Linie, die im Bereich von 15,20 Dollar angesiedelt ist, fehlt aber noch ein gutes Stück. Außerdem befinden sich sowohl die 100- als auch die 200-Tage-Linie eindeutig im Sinkflug. Beim Goldpreis fällt deren Abwärtstendenz deutlich schwächer aus. Um keinen weiteren Verkaufsdruck zu generieren, sollte Silber unbedingt die im Bereich von 14 Dollar verlaufende Unterstützung erfolgreich verteidigen.
Durch die jüngste Underperformance von Silber gegenüber Gold ist das Gold/Silber-Ratio deutlich angestiegen. Die Kennzahl zeigt auf, wie viel Feinunzen Silber zum Kauf von einer Feinunze Gold benötigt werden. Historisch betrachtet fällt das Ratio mit 84 derzeit relativ hoch aus und lässt den Schluss zu, im Vergleich zu Gold die attraktivere Anlagealternative zu sein. Auf Sicht von 12 Monaten schwankte das Gold/Silber-Ratio zwischen 75 und 85. Erhöht man den Betrachtungszeitraum auf fünf Jahre, erhöht sich die Bandbreite auf 60 bis 88. Sollte die Kennzahl in den Sinkflug übergehen, hätte dies zur Folge, dass sich Silber besser als Gold entwickeln wird. Eine positive Rendite wäre dadurch allerdings nicht garantiert, schließlich könnte die Ursache für die Abwärtstendenz auch darin liegen, dass sich Silber weniger deutlich ermäßigt haben könnte als Gold. Grundsätzlich kann man das überdurchschnittlich hohe Kurs/Gewinn-Verhältnis aber durchaus als Argument für Silber interpretieren.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.