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Massiver Gegenwind hat Silber in den vergangenen drei Monaten vom Terminmarkt erfahren. So wies der am Freitagabend veröffentlichte Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC zum vierten Mal in Folge unter den spekulativen Marktakteuren eine Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) aus. In der Woche zum 18. September war jedoch eine leichte Stimmungsaufhellung von minus 12.400 auf minus 8.800 Futures zu beobachten.

Sowohl Großspekulanten (Non-Commercials) als auch Kleinspekulanten (Non-Reportables) sind im Berichtszeitraum ein bisschen zuversichtlicher geworden. Große Terminspekulanten sind zwar seit sechs Wochen per Saldo pessimistisch gestimmt, auf Wochensicht hat der Pessimismus aber etwas nachgelassen. Deren Netto-Short-Position hat sich nämlich von minus 27.400 auf minus 25.500 Kontrakte leicht verbessert. Völlig anders sieht die Stimmung unter den Kleinspekulanten aus. Sie sind seit über einem Jahrzehnt stets netto long, also mehrheitlich optimistisch gestimmt. In der vergangenen Woche haben sie ihre Netto-Long-Position von plus 15.000 auf 16.700 Futures nach oben gefahren. Zur Erinnerung: Ende März fiel dieser Wert mit 21.000 Futures erheblich höher aus.

Auf Seite 2: Charttechnische Hochspannung bei Silber

Im Juni wechselte der Silberpreis von einer Seitwärtsphase in den Abwärtsmodus. Selbiges traf auch auf die langfristige 200-Tage-Linie zu, was in der Chartlehre als Trendwechselsignal interpretiert wird. Anfang September rutschte das Edelmetall dann in Richtung 14 Dollar ab und markierte damit den niedrigsten Wert seit zweieinhalb Jahren. Erhebliches Rückschlagpotenzial droht, falls die Marke von 13,80 Dollar signifikant verletzt wird. Aktuell laboriert das Edelmetall an einem Ausbruch aus dem kurzfristigen Abwärtstrend. Höchste Priorität hat derzeit aber vor allem das erfolgreiche Verteidigen der aktuellen Unterstützungszone. Sollte zudem die im Bereich von 16 Dollar verlaufende Unterstützung bei 16 Euro zurückerobert werden, könnte unter charttechnischen Aspekten erst einmal Entwarnung gegeben werden.

Trotz der diesjährigen Talfahrt kann man dem Silberpreis bislang keine signifikant gestiegene Volatilität attestieren. Dies zeigt zumindest der vom Terminbörsenbetreiber CBOE entwickelte Silber-Volatilitätsindex (VXSLV) an. Der aus den Optionen auf Silber-ETFs errechnete Indikator pendelte seit dem Jahreswechsel meist innerhalb einer Range von 18 bis 20 Prozent. Insgesamt kann ihm auf lange Sicht sogar ein ausgesprochen niedriges Niveau attestieren. Zur Erinnerung: Vor sieben Jahren wurden Extremwerte von über 80 Prozent ermittelt. Aktuell notiert das Risikobarometer bei 19,4 Prozent und übertrifft damit den Gold-Volatilitätsindex (GVZ) in Höhe von 10,7 Prozent deutlich. Wer beim Vermögensschutz auf das "wilde Silber" nicht verzichten möchte, kann zur Reduktion des Gesamtrisikos der Edelmetallkomponente Silber geringer gewichten. Mein Vorschlag: Ein Verhältnis von 80 Prozent Gold zu 20 Prozent Silber.

Seit dem Jahreswechsel fiel unter den beiden Krisenwährungen Gold (-6,0 Prozent) und Silber (-18,9 Prozent) letztgenanntes deutlich stärker zurück. Wer dennoch Vermögensschutz via Silberinvestments betreiben möchte, sollte folgendes auf keinen Fall außer Acht lassen. Mit dem Kauf von Silbermünzen bzw. -barren ist ein erheblicher steuerlicher Nachteil verbunden. Während beim Erwerb von physischem Kapitalanlagegold (kein Schmuck bzw. keine Sammlermünzen) die Mehrwertsteuer entfällt, hält Vater Staat bei Silber die Hand auf. Durch diesen Steuernachteil entsteht den Käufern von physischem Silber unmittelbar nach dem Investment ein Renditenachteil, welcher durch eine positive Performance erst einmal aufgeholt werden muss, um mit dem Investment wieder in die Gewinnzone zu gelangen. Umgehen lässt sich dieses Problem über physisch hinterlegte Silber ETFs wie zum Beispiel den iShares Silver Trust (WKN: A0JMD6) oder den ZKB Silver ETF (WKN: A1JXTG). Letzterer überzeugt durch seinen Lagerort Schweiz sowie die Möglichkeit zur Auslieferung des Edelmetalls, was dann allerdings zu einem nachträglichen Abzug der fälligen Mehrwertsteuer führen würde.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.