Silberpreis: Die Profis setzen wieder auf steigende Kurse
· Börse Online RedaktionEinmal pro Woche informiert die Commodity Futures Trading Commission über die wichtigsten Tendenzen an der Terminbörse Comex hinsichtlich Silber-Futures. Dabei erfahren die Marktakteure, wie sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures gegenüber der Vorwoche entwickelt hat. Von erheblichem Interesse ist jedoch vor allem der Hinweis, wie sich die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) im Berichtszeitraum verändert haben. In der Woche zum 17. Januar sind vor allem große Terminspekulanten optimistischer geworden.
Mit dem allgemeinen Interesse an Silber-Futures, welches sich an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) sehr gut ablesen lässt, ging es ebenfalls bergauf. Hier kam es innerhalb einer Woche zu einem Anstieg von 165.040 auf 172.056 Futures (+4,3 Prozent), das höchste Niveau seit neun Wochen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war ebenfalls ein Zuwachs erzielt worden. Sie kletterte nämlich im Berichtszeitraum von 78.937 auf 81.736 Futures (+3,6 Prozent), was in erster Linie auf den gestiegenen Optimismus der Großspekulanten zurückzuführen war.
Deren Long-Seite wurde nämlich um mehr als 2.400 Kontrakte nach oben gefahren, bei gleichzeitiger Reduktion des Short-Engagements um fast 2.500 Futures. Per Saldo ließ dies die Netto-Long-Position großer Terminspekulanten von 64.601 auf 69.482 Kontrakte (+7,6 Prozent) signifikant ansteigen. Im Gegensatz dazu sind hingegen Kleinspekulanten skeptischer geworden und fuhren ihre Netto-Long-Position von 14.336 auf 12.254 Kontrakte (-14,5 Prozent) kräftig zurück. Trotz dieser Meinungsverschiedenheit deutet einiges darauf hin, dass wir die Spitze des Ausverkaufs und somit den schlimmsten Verkaufsdruck erst einmal überstanden haben.
Auf Seite 2: US Mint meldet Nachfrageboom bei Silbermünzen
Das Interesse an American-Eagles-Silbermünzen fiel in den ersten drei Januarwochen überdurchschnittlich hoch aus. Darauf deutet zumindest die von der US Mint veröffentlichte Umsatzstatistik hin. Bislang wurden im Januar fast 4,6 Millionen Silbermünzen (1 Feinunze) verkauft. Damit stehen die Chancen nicht schlecht, den besten Absatzmonat des vergangenen Jahres zu übertreffen. Im Januar 2016 lieferte nämlich die Münzprägeanstalt der USA fast sechs Millionen American-Silver-Eagles aus. Auf Gesamtjahressicht verfehlte man 2016 mit einem Absatz von insgesamt 37,7 Millionen Feinunzen allerdings einen neuen Umsatzrekord recht deutlich. Damit bleibt mit 44,9 Millionen Feinunzen der Absatzrekord aus dem Jahr 2015 weiterhin ungeschlagen.
2016 erzielte der Silberpreis auf Dollarbasis eine Wertsteigerung in Höhe von 19 Prozent. Nun fragen sich viele Anleger, ob Silber diese Erfolgsgeschichte wiederholen kann. Analysten rechnen für die kommenden Jahre mit tendenziell höheren Silberpreisen. Bei den von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Analystenmeinungen für die Jahre 2017 bis 2020 herrscht ein hohes Maß an Optimismus. Für 2017 reichen die insgesamt 31 abgegebenen Prognosen von 15,00 Dollar (Capital Economics) bis 32,50 Dollar (Incrementum AG) und ergeben einen arithmetischen Mittelwert von 18,65 Dollar. Bei zunehmender Prognosen-Bandbreite tendiert der durchschnittliche Erwartungswert für die kommenden Jahre deutlich nach oben. Für das Jahr 2020 reichen die Extremwerte der Schätzungen von 18,00 Dollar (Standard Chartered, Société Générale) bis 102,00 Dollar (Incrementum), was einen Durchschnittswert von 28,62 Dollar nach sich zieht.
Aus charttechnischer Sicht stehen beim Silberpreis die Zeichen auf "Entwarnung", schließlich wurde die unterhalb von 16 Dollar verlaufende Unterstützungszone erfolgreich verteidigt. Ein nachhaltiger Ausbruch aus dem seit September gebildeten Abwärtstrendkanal ist bislang allerdings noch nicht gelungen. Im Bereich von 17,50 bis 18,50 Dollar warten nun die nächsten charttechnischen Hürden. Da hier auch die 100- sowie die 200-Tage-Durchschnittslinien angesiedelt sind, wäre deren Überwinden als besonders starkes Kaufsignal zu werten. Übrigens: Die 200-Tage-Linie drehte im Frühjahr 2016 nach einem mehrjährigen Abwärtstrend nach oben und lieferte dadurch ein Trendwechselsignal.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor: Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.