Silberpreis: Die Profis sind in Kauflaune
· Börse Online RedaktionDa an den Terminmärkten die Umsätze mit Futures und Optionen den physischen Silberhandel in der Regel um ein Vielfaches übertreffen, interessieren sich die Akteure an den Silbermärkten für den im wöchentlichen Rhythmus veröffentlichten Stimmungsbericht der US-Aufsichtsbehörde CFTC besonders stark. Er klärt nämlich darüber auf, welche Trends an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) hinsichtlich Silber-Futures Im Vergleich zur Vorwoche zu beobachten waren. Dabei wird bspw. aufgezeigt, wie sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures entwickelt hat. Messbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei einem Silber-Future zumindest papiermäßig 5.000 Feinunzen Silber zugrunde liegen. Besonders intensiv verfolgen Anleger beim Commitments of Traders-Report aber vor allem, welche Transaktionen die unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren per Saldo getätigt haben. Daraus lässt sich dann die aktuelle Stimmung der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) in differenzierter Form ablesen und man sieht auf einen Blick, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
Keine sonderlich starken Bewegungen gab es bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zu vermelden. Mit aktuell 195.000 Futures (Stand: 09.01.2018) entsprach er ungefähr dem Durchschnitt der vergangenen 100 Tage. Besonders interessant: Zum dritten Mal in Folge hat in der Woche zum 9. Januar der Optimismus der spekulativen Marktakteure zugenommen. Ablesbar wird dies durch die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten. Sie hat sich innerhalb dieses Zeitraums von 18.600 auf 50.000 Futures (+169 Prozent) mehr als verdoppelt.
Dies war aber ausschließlich der wachsenden Zuversicht unter den Großspekulanten zu verdanken. Innerhalb von drei Wochen haben sie ihre Long-Seite um fast 7.000 Kontrakte erhöht und zugleich ihr Short-Exposure um rund 29.000 Kontrakte zurückgefahren. Bei der Netto-Long-Position schlug sich dies in einer Vervielfachung von 2.500 auf über 38.000 Futures nieder. Kleine Terminspekulanten sind innerhalb von drei Wochen hingegen skeptischer geworden, was sich an der von 16.200 auf 11.900 Kontrakte (-26,5 Prozent) reduzierten Netto-Long-Position erkennen lässt. Während dieses Zeitraums hat sich der Silberpreis um fast sieben Prozent verteuert, was angesichts der "Kaufpanik" der Großspekulanten fast schon als enttäuschend anzusehen ist, schließlich gilt Silber eigentlich als hochvolatil.
Auf Seite 2: LBMA zeichnet treffsicherste Analysten aus
Als weltweit wichtigster Handelsplatz für physischen Edelmetallhandel gilt zweifellos London. Einmal pro Tag fixiert die London Bullion Market Association (LBMA) für Silber einen Referenzpreis, welcher in der Edelmetallbranche weltweit als Bewertungsgrundlage dient. Seit Jahren veröffentlicht die LBMA im Januar Analystenprognosen für Gold, Silber, Platin und Palladium. Jeder Analyst muss zum einen die von ihm erwartete Tradingrange und zum anderen den Durchschnittspreis für das anstehende Handelsjahr prognostizieren. Am vergangenen Dienstag zeichneten die LBMA-Manager die treffsichersten Prognosen für das Jahr 2017 aus. Der Gewinner erhielt - neben dem beruflichen Renomée - als Belohnung einen Goldbarren im Gewicht von einer Feinunze.
Die Studie im Umfang von 30 Seiten wurde am 31. Januar 2017 veröffentlicht, wobei sich die Prognosen für den durchschnittlichen Silberpreis in einer Bandbreite zwischen 15,10 Dollar (Natixis) und 20,20 Dollar (Metal Bulletin) bewegt und zu einem arithmetischen Mittelwert von 17,77 Dollar geführt haben. Zum Jahresultimo stellte sich ein durchschnittlicher Silberpreis von 17,05 Dollar, den die beiden Analysten Tom Kendall (ICBC Standard Bank) und Eddie Nagao (Sumitomo Corp.) mit ihrer Prognose von 17,10 Dollar am besten trafen. Weil Kendall bei der prognostizierten Tradingrange besser lag, wurde er zum Gewinner für die Kategorie "Silber" erklärt.
Besonders interessant: Weder das von Bernard Dahdah (Natixis) prognostizierte niedrigste Jahrestief von 13,50 Dollar, noch das von Philip Newman (Metals Focus) in Aussicht gestellte optimistischste Jahreshoch von 24 Dollar wurden 2017 auch nur annähernd erreicht. Das Jahrestief wurde am 10. Juli bei 15,22 Dollar markiert und der höchste Stand des Jahres bei "lediglich" 18,56 Dollar (13. April). Bei den Prognosen für den durchschnittlichen Silberpreis reichten die Schätzungen von 15,10 Dollar (Bernard Dahdah, Natixis) bis 20,20 Dollar (William Adams, Metal Bulletin). Mit Spannung warten die Akteure nun auf die Kursprognosen für 2018, die Ende Januar veröffentlicht werden.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.