Mit dem allgemeinen Interesse an Silber-Futures ging es in der Woche zum 21. Mai hingegen signifikant bergauf, schließlich stellte sich hier bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ein Zuwachs von 203.800 auf 210.400 Kontrakte (+3,2 Prozent) ein. Heftige Verwerfungen gab es jedoch mit Blick auf die Stimmungslage der spekulativen Marktakteure zu beobachten. Bereits zum dritten Mal in Folge war bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ein markanter Einbruch zu vermelden. Auf Wochensicht stellte sich ein Minus von 12.800 auf 5.200 Kontrakte (-59,4 Prozent) ein. Noch kräftiger brach die Stimmung letztmals im November 2018 ein. Dabei fiel vor allem auf, dass sich die negative Stimmung der Großspekulanten (Non-Commercials) nochmals verstärkt hat. Deren Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) hat sich innerhalb einer Woche von minus 2.200 auf minus 14.700 Futures verstärkt.
Kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) sind auf Wochensicht hingegen deutlich optimistischer geworden. Ihre Netto-Long-Position verzeichnete ein Plus von 15.000 auf 19.800 Kontrakte (+32,0 Prozent). Stimmungstechnisch könnte sich der Silbermarkt aus folgendem Grund an einem Wendepunkt befinden: Im Herbst vergangenen Jahres waren Großspekulanten monatelang netto short. Der Silberpreis vollzog dabei im Bereich von 14 Dollar eine Bodenbildung und drehte danach markant nach oben. Diese Geschichte könnte sich wiederholen, sobald der Verkaufsdruck unter den Großspekulanten nachlässt. Dann könnten nämlich Short-Eindeckungen einen markanten Rebound auslösen. Doch aufgepasst: Im vergangenen Jahr drehte die Stimmung großer Terminspekulanten erst bei einer Netto-Short-Position von minus 30.000 Kontrakte. Davon sind wir derzeit noch ein gutes Stück entfernt.
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Charttechnische Hochspannung bei Silber
Silber wird zwar eine starke Korrelation zum Goldpreis nachgesagt und häufig als "kleiner Bruder von Gold" bezeichnet, aus charttechnischer Sicht stellt sich die Lage beim mit Abstand günstigsten Edelmetall derzeit aber um einiges prekärer als bei Gold dar. Zum einen hat Silber sein vor elf Monaten markiertes 52-Wochenhoch mittlerweile um fast 20 Prozent unterschritten, während das gelbe Edelmetall lediglich fünf Prozent unter seinem 52-Wochenhoch vom 19. Februar notiert. Außerdem blieb bei Silber ein Drehen der langfristigen 200-Tage-Linie nach oben, was in der Chartlehre als Trendwechselsignal gilt, bislang aus. Für miese Laune sorgte auch das Ende April erfolgte Unterschreiten dieser Durchschnittslinie. Sorgen bereitet zudem die Nähe zur im Bereich von 14 Dollar angesiedelten massiven Unterstützungszone. Knapp darunter notierte das Edelmetall letztmals zum Jahreswechsel 2015/2016. Beim Verletzen dieser Marke stellt sich dann vor allem eine Frage: Entsteht chartinduzierter Verkaufsdruck oder sehen Anleger das Niveau als günstige Einstiegsgelegenheit?
Mitte 2009 und Ende 2015 war Letzteres der Fall. Vor zehn Jahren erfolgte zum Beispiel innerhalb von weniger als zwei Jahren eine Kursexplosion um über 280 Prozent, vor vier Jahren stellte sich eine Performance von immerhin 50 Prozent innerhalb von acht Monaten ein, was sich allerdings als "Strohfeuer" erwiesen hat. Langfristig orientierte Investoren mit starken Nerven bietet sich auf dem reduzierten Niveau eher der Kauf als ein Wetten auf einen fallenden Silberpreis an. Der CBOE-Silber-Volatilitätsindex (VXSLV) übertrifft zwar mit aktuell 15,3 Prozent sein Pendant auf Gold (GVZ: 9,0 Prozent) derzeit recht deutlich, ist unter Risikoaspekten aber vergleichbar mit einem Investment in die 500 bedeutendsten US-Unternehmen. Der Volatilitätsindex VIX, der sich auf den S&P-500 bezieht, weist nämlich aktuell einen Wert von 15,9 Prozent auf. Angesichts der starken Diversifikation auf 500 Aktien spricht dies für eine relativ hohe Unsicherheit dieser Anlageklasse.