Silberpreis: Relative Stärke unter den Terminmarktprofis
· Börse Online RedaktionIm wöchentlichen Rhythmus informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, welche Trends sich auf Wochensicht an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) bei Silber-Futures eingestellt haben. In diesem Update erfahren die Anleger, ob sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures verstärkt oder abgeschwächt hat. Aufschluss darüber liefert die Anzahl offener Kontrakte, der sogenannte Open Interest. Wichtig zu wissen: Ein Silber-Future repräsentiert (zumindest papiermäßig) den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber. Besonders interessant wird der Commitments of Traders-Report aber durch aktuelle Informationen über die Transaktionen und daraus abzuleitende Stimmungsschwankungen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables). Diese Daten zeigen nämlich auf, wer in welchem Ausmaß optimistischer, skeptischer bzw. pessimistischer geworden ist.
In der Woche zum 15. Mai war unter den Terminmarktprofis eine deutlich optimistischere Stimmung auszumachen. Auch beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures, ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wies die Tendenz nach oben. Hier war nämlich ein Zuwachs von 195.900 auf 198.100 Futures (+1,3 Prozent) registriert worden. Des Weiteren hat sich auf Wochensicht die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) von 17.100 auf 18.100 Futures (+5,8 Prozent) signifikant erhöht. Besonders interessant: Große Terminspekulanten (Non-Commercials) sind wieder mehrheitlich optimistisch geworden, nachdem sie zwei Wochen lang "netto short" waren. Sie haben ihre leichte Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) von 120 Kontrakte in eine Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) von 660 Futures gedreht.
Kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) sind im Berichtszeitraum nochmals optimistischer geworden. Deren Netto-Long-Position hat sich von 17.200 auf 17.400 Futures (+1,2 Prozent) leicht erhöht. Aus charttechnischer Sicht fällt auf, dass sich der Silberpreis deutlich besser entwickelt hat als Gold. Während der Goldpreis ein Wochenminus von 2,2 Prozent verbuchte, war bei Silber lediglich ein Rückgang um 1,8 Prozent registriert worden. Normalerweise wird dem mit großem Abstand günstigsten Edelmetall eine Hebelwirkung gegenüber Gold attestiert.
Auf Seite 2: "Smart money" stockt bei weltgrößtem Silber-ETF auf
Sechs Wochen nach Quartalsende berichtet die US-Wertpapieraufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) stets über die Beteiligungsverhältnisse des mit über fünf Milliarden Fondsvolumen weltgrößten Silber-ETFs iShares Silver Trust. In den ersten drei Monaten 2018 fiel vor allem eines auf: Institutionelle Investoren, die in der Finanzwelt auch häufig als "smart money" bezeichnet werden, waren per Saldo in starker Kauflaune. Während diese Gruppe von Marktakteuren mehr als 17,6 Millionen Anteile zugekauft haben, gab es lediglich Verkäufe im Volumen von 9,6 Millionen ETFs zu vermelden. Gemessen am Fondsvolumen beläuft sich der Anteil der institutionellen Anleger auf 18,8 Prozent.
Unter den 15 größten Anteilseigner gab es für das erste Quartal einige Auffälligkeiten zu beobachten. So hat zum Beispiel die Bank of America ihren Bestand an Silber-ETFs um fast 180 Prozent auf 9,92 Millionen Papiere erhöht und ist damit zum mit Abstand größten Einzelinvestor aufgestiegen. Die Plätze Zwei und Drei belegen die UBS Group bzw. Susquehanna International. Beide haben in den ersten drei Monaten ebenfalls kräftig zugekauft. So hat die Schweizer Bank ihre Position um 55,9 Prozent auf 6,46 Millionen Papiere aufgestockt, während bei der US-Investmentfirma das Exposure im iShares Siver Trust um über 84 Prozent auf 4,02 Millionen Anteile erhöht wurde. Privatanleger können dies durchaus als positives Omen interpretieren. Sollte der ETF sein altes Rekordhoch (2011) zurückerobern, entspräche dies einem Aufwärtspotenzial von rund 150 Prozent.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.