Dieser "Commitments of Traders"-Report zeigt einmal pro Woche auf, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) gegenüber der Vorwoche getätigt haben. Unter großen und kleinen Terminspekulanten gab es im vergangenen Jahr heftige Stimmungsschwankungen zu beobachten. Ein relativ starker Optimismus war in dieser Gruppe von Marktakteuren Ende Januar, Ende Mai und in der zweiten Oktoberhälfte zu beobachten. In diesen Phasen versuchte sich der Silberpreis an einem Trendausbruch und scheiterte allerdings dreimal an diesem Vorhaben.

Im Vergleich zum Vorjahr hat das allgemeine Interesse an Silber-Futures - ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zwar von 152.879 auf 167.520 Kontrakte (Stand: 05.01.2016) zugenommen, mit der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) ging es jedoch deutlich bergab - sie ermäßigte sich von 38.636 auf 28.799 Kontrakte. Dabei nahm der Optimismus sowohl unter großen als auch unter kleinen Spekulanten mehr oder weniger stark ab.

So reduzierte sich zum Beispiel die Netto-Long-Position der Großspekulanten (Non-Commercials) innerhalb eines Jahres von 32.039 auf 21.626 Futures (-32,5 Prozent) besonders stark, während bei den Kleinspekulanten (Non-Reportables) im selben Zeitraum ein moderater Rückgang von 7.570 auf 7.173 Kontrakte (-5,2 Prozent) zu verzeichnen war. Angesichts des aktuell relativ schwachen Optimismus der spekulativen Marktkräfte scheint eine Erholung bei Silber wahrscheinlicher zu sein als ein signifikanter Kurseinbruch.

Auf Seite 2: Silber - Konjunktursorgen belasten



Silber konnte seit dem Jahreswechsel mit seinem "großen Bruder" Gold nicht Schritt halten. Während das gelbe Edelmetall bislang um 4,5 Prozent zugelegt hat, verbuchte Silber lediglich ein Plus von 0,8 Prozent. Die wachsenden Konjunktursorgen hinsichtlich China haben dessen Aufwärtsbewegung gebremst, schließlich stammt ungefähr die Hälfte der Silbernachfrage aus diversen Industriesektoren. Der internationale Branchenvertreter Silver Institute schätzt, dass im vergangenen Jahr in China 32,3 Millionen und in Indien 22,9 Millionen Feinunzen Silber weniger als im Vorjahr nachgefragt wurden.

Bei Münzen und Barren, die ungefähr ein Fünftel der Silbernachfrage repräsentieren, soll sich das Interesse hingegen leicht erhöht haben. So rechnet das Institut hier gegenüber 2014 mit einem leichten Zuwachs von 203,5 Millionen auf 206,5 Millionen Feinunzen (+1,5 Prozent). Selbst die US-Amerikaner interessieren sich weiterhin sehr stark für Silbermünzen. So meldete zum Beispiel die Münzprägeanstalt US Mint, dass bei American-Eagle-Silbermünzen 2015 eine Rekordmenge von 47 Millionen Feinunzen ausgeliefert wurden. Zeitweise kam es sogar zu nachfragebedingten Verkaufsstopps.

Aus charttechnischer Sicht erwies sich 2015 allerdings einmal mehr als schlechtes Jahr. Seit über viereinhalb Jahren tendiert der Silberpreis bergab. Auf Dollarbasis verlor der Silberpreis 2013 fast 35 Prozent, 2014 rund 18 Prozent und 2015 über 13 Prozent an Wert. Der Abwärtstrend scheint sich zwar zu verlangsamen, blieb aber weiterhin intakt. Mitte Dezember rutschte das Edelmetall sogar unter 14 Dollar ab und markierte dadurch den tiefsten Stand seit Mitte 2009.

Charttechnische Hoffnung dürfen sich Silberfans machen, falls ein Ausbruch aus dem Abwärtstrend gelingen sollte. Dessen obere Begrenzung verläuft derzeit bei ungefähr 15,50 Dollar. Genau hier befindet sich aktuell auch die 200-Tage-Linie. Ein Kursanstieg in Richtung 16 Dollar würde somit gleich zwei Kaufsignale nach sich ziehen. Aktuell steht aber Wichtigeres auf dem Programm: Eine erfolgreiche Bodenbildung und das Vermeiden neuer Mehrjahrestiefs.

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Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat.

Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.